Bochum. Rund 15.000 Stammkunden hat das Bochum/Gelsenkirchener Verkehrsunternehmen während der Pandemie verloren. Jetzt startet die Aufholjagd.
Die Bogestra spürt die Auswirkungen der Corona-Pandemie nachhaltig – und die Krise dauert an. So sind die Fahrgast zahlen in den Monaten Januar bis Mai dieses Jahres um rund 16,9 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres gesunken. In absoluten Zahlen sind das rund 8,5 Millionen Kunden weniger.
„Das hat sehr wehgetan“
Susanne Euting, die als Zuständige für Marketing eigentlich dafür verantwortlich ist, neue Kunden zu gewinnen, schmerzt das besonders: „Wir mussten unseren Fahrgästen sagen: ‘Bitte, liebe Kunden, bleibt zu Hause. Das hat sehr wehgetan.“ Doch jetzt blickt das Verkehrsunternehmen nach vorn und hofft auf bessere Zeiten.
Heftige Auswirkungen auf die Fahrgastzahlen
Im Verlauf des 1. Lockdowns 2020 sind die Fahrgastzahlen um rund 75 Prozent im Vergleich zum Januar 2020 gesunken. Bei der Entwicklung bei den Stammkunden, als meist Menschen mit einem Abo, sieht es so aus. Im Jahr 2020 hat die Bogestra gegenüber dem Vorjahr rd. 10.000 Stammkunden verloren (im Schwerpunkt im 2. und 3. Quartal). Im laufenden Jahr kam bis Juni nochmals ein Verlust von knapp 5000 Stammkunden hinzu – auf nun etwa noch 85.000 Stammkunden im Zeitraum Januar bis Juni 2021 (2019 – ca. 100.000 Stammkunden).Das hat große Auswirkungen: 2020 ging die Fahrgastzahl im Vergleich zu 2019 um mehr als 28 Prozent zurück, von 143,31 Millionen auf 111,73. Die Umsätze brachen um 17,1 Prozent auf 114,35 Millionen Euro ein.
Mit vielfältigen Aktionen – zum Teil gemeinsam mit anderen Verkehrsunternehmen aber auch in Eigeninitiative – möchte die Bogestra nun die Menschen zurück gewinnen. Vor allem der Verlust von den rund 15.000 Stammkunden, also Menschen, die mit einem Abo regelmäßig Busse und Bahnen nutzen ist bitter für das Unternehmen. "Wir waren gerade dabei, mit unserem Netz 2020 Neukunden zu gewinnen und Tempo aufzunehmen als uns Corona einen Strich durch die Rechnung machte“, erinnert sich Sprecherin Sandra Bruns an das letzte Jahr.
Und trotz der jetzt langsam wieder steigenden Zahlen, befeuert durch den Neustart der Schulen kurz vor den Sommerferien und auch dem Ende der Home-Office-Pflicht in den Unternehmen, sind die guten Fahrgastzahlen aus den Zeiten vor der Pandemie noch lange nicht erreicht. „Wir tun aber eine ganze Menge, um hier wieder Boden gut zu machen“, so Susanne Euting.
Bogestra startet Kampagne: „Endlich wieder“
In diesen Tagen startet eine großangelegte Kampagne unter der Überschrift „Endlich wieder“. Auf acht verschiedenen Motiven, die über ganz unterschiedliche Kanäle verbreitet werden, wirbt das Unternehmen für sich und natürlich die neuen/alten Möglichkeiten. Da ist eine junge Frau im Tierpark zu sehen, oder ein Fußball-Fan oder Leute, die vor der Kulisse des Bermudadreiecks stehen. „Dazu zeigen wir, wie die Menschen mit uns dahin kommen können“, so Euting.
Die Kampagne ist so gut angekommen, dass sogar der große Nachbar Dortmund, wo die Stadtwerke (DSW21) den Nahverkehr betreiben, die Idee übernommen hat. „Das macht uns richtig stolz“, freut sich Susanne Euting. Dabei hatte die Bogestra auch in den schlimmsten Phasen des Lockdowns ihr Angebot immer aufrecht erhalten. Auch wenn natürlich bestimmte Dienste, wie die Nachtexpress-Busse, Sonderfahrten für Schüler und Schülerinnen oder zu Großereignissen wie etwa „Bochum total“ ausfallen mussten.
Mutti-App als Mittel zum kontaktlosen Zahlen
Zusätzlich zur angesprochenen Groß-Kampagne wird die Mutti-App als Möglichkeit des kontaktlosen Bezahlens oder des digitalen Tickets verstärkt beworben. In den Ferien gelten Möglichkeiten mit einem Monats-Abo in ganz NRW kostenlos zu fahren oder jemanden mitzunehmen. Außerdem hat der Bundesverband der Deutschen Verkehrsunternehmen ein Projekt gestartet, um die Rückkehr der Fahrgäste zu beschleunigen. Bundesweit können Inhaber von Abos im September in nahezu allen deutschen Städten für zwei Wochen den ÖPNV ohne zusätzliche Kosten nutzen.
Über die Gründe, warum die Fahrgäste noch nicht wieder alle zurückgekommen sind, darf indes spekuliert werden. Die Bogestra vermutet eine Mischung aus Sommerferien, wo die Fahrgastzahlen ohnehin unter dem Schnitt liegen, und möglicherweise dem geänderten Fahrverhalten. Und genau bei diesen Menschen sollen die jetzt lancierten Kampagnen greifen.