Bochum. Auf große Resonanz stieß im November ein Spendenaufruf in der WAZ für die Flüchtlinge in Nordfrankreich. Nun ist der erste Hilfseinsatz beendet.
Die Not versteckt sich. Hinter Bäumen und Mauern. In Wäldern. In Parks. In leerstehenden Ruinen. Bei bitterer Kälte und eisigem Wind. „Wer nach Calais kommt, sieht die Flüchtlinge zunächst gar nicht“, berichten Judith Büthe und Jens Feddersen. Doch sie sind da, zu Tausenden. Und erfahren jetzt Unterstützung aus Bochum.
Nach mehreren Spendenkampagnen und Hilfseinsätzen für das griechische Flüchtlingslager Moria hatten die beiden Bochumer im November erstmals zur Solidarität mit den Geflüchteten in Calais aufgerufen. In der nordfranzösischen Hafenstadt suchen sie eine Chance, nach Großbritannien zu gelangen. Auf dem Ärmelkanal wagen manche die Überfahrt mit seeuntauglichen Booten. Ende November starben dabei 27 Menschen, darunter fünf Frauen und ein kleines Mädchen.
Hunderte Schlafsäcke und Winterjacken wurden gespendet
Für Judith Büthe (33) und Jens Feddersen (51) war klar: Nach Lesbos gilt es in diesem Winter, das Elend in Calais zu lindern. Der Spendenaufruf vor einem Monat in der WAZ stieß auf überragende Resonanz. „Der Platz im Falkenheim hat hinten und vorne nicht ausgereicht. Nach zwölf Tagen hatten wir 130 Schlafsäcke, 350 winterwarme Hoodies, zehn große Umzugskisten mit Handschuhen und Mützen, Hunderte Schals und 500 Winterjacken zusammen“, freut sich Judith Büthe. Hinzu kamen kostenlose Lieferungen von Textilhändlern sowie knapp 3000 Euro Geldspenden, für die weitere Schlafsäcke gekauft wurden.
Mit einem Lkw, den ein Düsseldorfer Autohaus kostenlos bereitstellte, transportierten Büthe und Feddersen die Spenden in der vergangenen Woche nach Nordfrankreich, halfen beim Ausladen und Sortieren im Warenlager der ehrenamtlichen Hilfsorganisation „Care4Calais“ mit und verteilten Lebensmittelpakete an die Flüchtlinge.
Aktivisten: Asylrecht wird mit Füßen getreten
Zwei Tage waren die Bochumer vor Ort. „Anders als in Moria leben die Menschen hier nicht zentral in einem Lager, sondern hausen weit verteilt in Zelten und Planenaufbauten – in ständiger Angst vor der Polizei“, schildern sie. Das mache die Versorgung so schwierig. Es gebe keinerlei Schutzraum oder staatliche Fürsorge. Im Gegenteil: „Polizeistreifen zerschneiden die Zelte. Das Asylrecht wird mit Füßen getreten. Die Menschen gehen in ihrer Verzweiflung aufs Wasser.“ Viele bezahlen das mit ihrem Leben.
Mit dem Verein „Das Kollektiv“, der aus der Bochumer Initiative „bag4good“ hervorgegangen ist, wollen Judith Büthe und Jens Feddersen die Hilfe fortsetzen. Für Januar/Februar 2022 ist eine weitere Spendenaktion geplant. Noch im Dezember will die Fotografin erneut nach Calais fahren, um die Tragödie zu dokumentieren – und die versteckte Not sichtbar zu machen.
Alle Infos und das Spendenkonto gibt es auf www.das-kollektiv.eu