Bochum. Wie Zuversicht geht in der Bochumer Kultur, das macht das Theater Traumbaum vor. Die Krise wird zur Chance, getreu dem Motto: Jetzt erst recht!
Wie Zuversicht geht in der Bochumer Kultur, das macht das Theater Traumbaum vor. Birgit Iserloh und Ralf Lambrecht sind Schauspieler aus Leidenschaft. Sie bringen jenes innere Drängen mit, das Bühnenkünstler haben müssen, wenn sie für ihre Sache brennen und Menschen mitreißen möchten.
In Iserlohs und Lambrechts Fall ist dies das Theater Traumbaum, das die Beiden seit über 20 Jahren als Kinder- und Jugendtheater im Kulturmagazin Lothringen führen. Hier geht es immer rund, jedenfalls dann, wenn nicht gerade Corona ist. Klar also, dass der Lockdown für die umtriebigen Akteure eine schwere Zeit war.
Die letzten Monate waren hart für die Kultur in Bochum
Doch gejammert wird nicht: „Wir waren zur Untätigkeit verdonnert, aber wir waren nicht untätig“, sagt Birgit Iserloh. Live-Vorstellungen oder Theaterkurse konnten während der letzten acht Monate zwar nicht stattfinden, aber gearbeitet wurde trotzdem. In einem alleingeführten Theater – Iserloh und Lambrecht sind die einzigen „Angestellten“ – gibt es immer was zu tun.
Info Theater Traumbaum
Das Theater Traumbaum bietet in seinem Repertoire 15 selbst verfasste Stücke für Kinder und Jugendliche. Sie werden als Gastspiele, zu Schulvorstellungen und als Aufführungen im Kulturmagazin Lothringen absolviert.Thematisch reicht das Spektrum von Mobbing unter Schülern über Jüdische Märchen und Geschichten jenseits der Shoah bis zum Leben einer Arbeiterfamilie im Ruhrgebiet Anfang der 1920er Jahre.Info und Kontakt: www.theater-traumbaum.de
Von Ausbesserungen an der Bühne bis zur liegen gebliebenen Schriftverkehr-Ablage, vom Kostümschneidern für das neue Stück bis zum Planen kommender Taten: „Wir sind einfach keine Leute, die still sitzen bleiben“, sagt Birgit Iserloh, „hinter den Kulissen, wie man so schön sagt, haben wir die Corona-Zeit kreativ genutzt.“
Theaterkurs für Kinder startet in Bochum neu
Zuversicht nicht nur zu behalten, sondern sie auch auszustrahlen, das haben die beiden Künstler immer wieder mit den verschiedensten Aktivitäten erprobt. Dazu gehörten etwa die Vorbereitung und das Bewerben des aktuellen Theaterprojekts „Lockdown Kids“, das nun in den Sommerferien tatsächlich im gelockerten Corona-Rahmen – also live und in Farbe und nicht nur virtuell – starten kann. „Die Kurse waren stark nachgefragt und sind ausgebucht“, so Birgit Iserloh. Das zeige, wie groß der Nachholbedarf gerade bei Jugendlichen sei, endlich wieder kreativ zu werden, sich auszuprobieren, Spannendes zu erleben.
14 Ferienkinder und -jugendliche werden mit den beiden Schauspielern in einer kompakten Woche ihre Gefühle, Wünsche und Träume aus der erlebten Pandemiezeit aus ihrer Sicht in Szene setzen und auf die Bühne bringen.
Angehörige kommen zur Schlussaufführung
Dazu gehört, ganz am Anfang, eine Ideensammlung, es folgt die Erstellung eines spielbaren Scripts, dann die Verteilung der Rollen, schließlich die Aufführung des selbst produzierten Beitrags auf der „Traumbaum“-Bühne im Kulturmagazin. „Am Abschlusssamstag werden dann die Angehörigen erwartet, die das Schaffen der Theater-Kids hoffentlich mit viel Applaus honorieren werden“, freut sich Birgit Iserloh.
Anne-Frank-Kulturwochen in Bochum werfen Schatten voraus
Die Zuversichtsenergie beim Theater Traumbaum strahlt über die Ferien hinaus bereits bis in den Herbst aus. „Unsere ,Anne-Frank-Kulturwochen’ werden auf jeden Fall vom 5. September bis 7. Oktober stattfinden“, blickt Iserloh voraus. Entweder ganz „normal“ im Theater oder, was keiner wirklich will, mit einem validen Hygienekonzept als mobiler Besuch der beiden „Traumbäumler“ in Bochums Schulen.
Die Anne-Frank-Kulturwochen stehen seit zwei Jahrzehnten für Menschlichkeit, Toleranz, Akzeptanz, Gewaltfreiheit und die Werte des Grundgesetzes. Mit den Mitteln des Schauspiels versuchen Birgit Iserloh und Ralf Lambrecht, junge Menschen gegen Rassismus, Gewalt, Extremismus und Antisemitismus zu sensibilisieren.
Dass dies gelingen möge, auch das ist: Zuversicht.