Bochum. Die CDU Bochum sucht Mobilfunklöcher. Die Partei ist überzeugt, dass es mit der Netzabdeckung nicht zum Besten steht. Die Stadt bestreitet das.
Gute Ideen darf man klauen, denkt sich die CDU Bochum. Um Mobilfunklöchern in Bochum auf die Spur zu kommen, beantragte die Partei im Rat, die Stadt möge künftig nach Vorbild des Kreises Coesfeld im westlichen Münsterland mit Hilfe der Müllabfuhr Funklöcher aufspüren.
Mobilfunk: CDU Bochum will „charmante Idee“ aus Coesfeld kopieren
„Für relativ kleines Geld“, so Fraktionsvorsitzender Christian Haardt, „könnten wir einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Mobilfunknetzes in unserer Stadt leisten.“ Gerade einmal 5000 Euro koste der Einstieg in das System, das in Coesfeld und möglicherweise bald auch in Dortmund zum Einsatz kommt.
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Die Müllabfuhr spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn an ihren Fahrzeugen werden in Coesfeld sogenannte „Echtnetz Boxen“ angebracht, die die Qualität der Mobilfunkversorgung aufzeichnen und damit Funklöcher identifizieren. Die Müllabfuhr kommt überall hin, lautet die Logik.
„Das ist doch eine charmante Idee“ sagt Haardt. Die Müllabfuhr in Bochum sei in städtischer Hand und insofern könne die Stadt schnell loslegen. „Mit den Daten hätten wir eine gute Handhabe für Gespräche mit den Mobilfunkbetreibern.“
Anbieter sprechen von einer nahezu 100-prozentigen Abdeckung
Aber gibt es überhaupt Funklöcher in Bochum? Laut CDU ja. „Ich kann Ihnen auf Anhieb drei Lokale nennen, wo man ungestört mit eingeschaltetem Handy essen kann. Oder drei Hauptverkehrsstraßen, auf denen Telefonate im Auto immer wieder abbrechen“, so Haardt. Auf Nachfrage nennt der CDU-Politiker das Lottental und Bereiche an der Universitätsstraße zwischen Wasserstraße und Exzenterhaus sowie hinter dem Rathaus und am Musikzentrum als Beispiele.
Vodafone baut 5G-Netz aus
Mit der Inbetriebnahme einer neuen 5G-Mobilfunkstation steigt die Zahl der 5G-Stationen von Vodafone in Bochum auf 23.Das Mobilfunkunternehmen will bis Mitte 2022 noch an 14 weiteren Standorten die 5G-Technologie installieren.Nach und nach sollen alle bestehenden 91 Mobilfunkstationen im Stadtgebiet so aufgewertet werden.
Die beiden großen Mobilfunkanbieter Telekom und Vodafone widersprechen der CDU. „Das Mobilfunknetz der Telekom ist in Bochum gut ausgebaut. Die Bevölkerungsabdeckung liegt bei nahezu 100 Prozent“, heißt es bei der Telekom. „99,9 Prozent der Bevölkerung sind an das Vodafone-Mobilfunknetz angebunden“, sagt Volker Petendorf.
Vodafone verfüge über sehr fundierte Erkenntnisse zu seinem Mobilfunknetz und aktualisiere diese kontinuierlich. Petendorf: „Täglich sind im Auftrag von Vodafone in zahlreichen Städten und Landkreisen Messfahrzeuge im Einsatz, die eine genaue Analyse zur Abdeckung und Qualität des Mobilfunknetzes vornehmen – und dabei auch Funklöcher aufspüren.“
Stadt Bochum: Beschwerden über schlechten Empfang sind nicht bekannt
Der Einsatz von Müllfahrzeugen als mobile Messstationen sei zudem seit 2018 bekannt, Coesfeld insofern gar nicht Vorreiter. „Die Messergebnisse der Kommunen entsprechen in der Regel sehr genau den eigenen Vodafone-Analysen“, so der Konzernsprecher.
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Auch laut Stadt sind in Bochum keine Beschwerden über schlechten Empfang bekannt. „Offenbar“, so ein Sprecher, „gibt es in unserer Stadt keine Funklöcher.“ So sah es auch die Mehrheit im Rat, die den Antrag der CDU ablehnte. Simone Gottschlich (SPD): „Das Aufspüren von Funklöchern ist nicht originäre Aufgabe der Stadt.“
CDU sammelt nach Scheitern im Rat nun selbst Infos über Funklöcher
Die CDU indes gibt nicht auf. Sie ruft die Bürgerinnen und Bürger Bochums auf, Funklöcher zu melden. Das kann ab sofort per Mail geschehen und zwar unter Angabe des genauen Standorts und des jeweiligen Mobilfunkanbieters an die Adresse funkloch@cdu-bochum.de.