Bochum. Wie die AfD in Bochum auf den Meuthen-Rückzug reagiert. Kreis-Chef Markus Scheer weist Nazi-Vorwürfe zurück. Über die Lücke rechts der CDU.
Nach dem Austritt von Jörg Meuthen aus der AfD rumort es in der Basis der Partei in Bochum. Der Rückzug des ehemaligen Parteivorsitzenden kommt höchst ungelegen, ausgerechnet vor der wichtigen Landtagswahl. Bei den letzten Wahlen konnte die AfD in Bochum jeweils die 5-Prozent-Hürde überspringen: Bei der Europawahl 2019 wählten 9,5 Prozent, bei der Kommunalwahl 2020 5,6 und bei der Bundestagswahl im letzten Jahr 7,3 Prozent die Partei. Im Gespräch äußert sich Kreissprecher Markus Scheer (52) zur aktuellen Lage.
Wie wirkt sich der Rückzug von Jörg Meuthen auf die Situation und öffentliche Wahrnehmung der AfD vor Ort aus?
Scheer: Zur Person von Jörg Meuthen möchte ich mich nicht äußern. Ich kann nur sagen, dass wir uns als AfD seit nun neun Jahren mehr mit uns selbst als mit dem politischen Gegner beschäftigen – und da sage ich ganz deutlich: Das hilft uns hier vor Ort überhaupt nicht und macht die Arbeit nicht unbedingt einfacher.
Im Bundestagswahlkampf störten Linke in Bochum ihren Informationsstand mit einem laufenden braunen Kothaufen. Der Nazivergleich kommt immer wieder. Wie weit rechts außen steht ihre Partei?
Scheer: Ich biete jedem an, sich anzuhören, wie wir diskutieren und welche Haltung wir einnehmen. Da mag derjenige dann beurteilen, ob jemand Nazi ist oder nicht. Ich für meine Person mit Sicherheit nicht und auch die AfD in NRW und der Kreisverband Bochum nicht. Obwohl ich bei manchen Äußerungen aus der Gesamtpartei oder auch der Bundestagspartei oft genug zusammen gezuckt bin.
Im Mai ist Landtagswahl in NRW. Glauben Sie, dass die AfD danach noch eine Rolle spielt?
Scheer: Davon bin ich überzeugt. Ich glaube, es gibt eine Lücke rechts von der CDU und ich glaube, dass es eine Sehnsucht gibt nach Politikern oder Politikerinnen, die Haltung bewahren und ihre Haltung nicht, etwa, wenn es in eine Koalition geht, sofort über Bord werfen. Glaubwürdigkeit wie ich sie verstehe sieht anders aus. mike