Bochum..
Yvonne Bentzinger bietet Workshops für Burlesque-Tänzerinnen an: Im Stil der 20er Jahre die Hüllen fallen lassen. Aber die 34-jährige Bochumerin betont dabei: „Burlesque hat nichts mit Table Dance zu tun: Das Höschen bleibt an.“
Hübsch sieht sie aus, wie sie daheim im Schneidersitz auf ihrem Sofa sitzt, ganz leger in Jeans, mit ihren blonden glatten Haaren. Aber eine Diva? Daran erinnert Yvonne Bentzinger in ihrer Natürlichkeit eher nicht. Wie schnell sich das ändern kann, beweist die 34-Jährige durch wenige, aber gezielt eingesetzte Posen. Aufrechte Haltung, die Hände in die Hüften gestemmt, den Po leicht wiegend zum Swing der 20er-Jahre. Schon steht eine Burlesque-Tänzerin im Raum.
„Steh gerade, sei präsent, du bist nicht unsichtbar! Das möchte ich meinen Teilnehmerinnen vermitteln“, sagt die Bochumerin. „Das kann jede Frau.“ Zu ihren Workshops kommen Studentinnen, Hausfrauen, Bankangestellte.
Im Stil der 20er Jahre die Hüllen fallen lassen
Alle haben sie ein Ziel: Die Frauen wollen erfahren, wie befreiend es sein kann, im Stil der 20er Jahre die Hüllen fallen zu lassen. Aber: „Burlesque hat nichts mit Table Dance zu tun, die Artistinnen sind nie völlig nackt: Das Höschen bleibt an.“
Bei dieser Form des stilvollen Entblätterns kommt es auf die Phantasie des Betrachters an. Das Ausziehen schwarzer Handschuhe als erotische Attraktion, hohe Hacken und die obligatorischen Brusthütchen (Tassels) – mit langen Fransen, kunstvoll in pink, schwarz oder weiß – zieren eine Burlesque-Show.
Beim Workshop bleiben all diese Requisiten jedoch daheim. Die Frauen können am Wochenende in Jogginghose und T-Shirt erscheinen. Vielmehr sollen die Damen lernen, ihren Körper gezielt einzusetzen. Darüber hinaus könnten sie eine Menge für ihr Ego tun. „Burlesque bedeutet für mich Wellness für die Psyche“, versichert Yvonne Bentzinger. „Man darf einfach mal ganz Frau sein, ohne gleich einen Stempel aufgedrückt zu bekommen“. Zwar knistert es beim Burlesque vor Erotik, doch ebenso gehe es um Amüsement und Variete. Einige Profidarsteller bedienen sich ganz gezielt bei ihren Auftritten aus der Klamaukkiste. „Jeder muss eine richtige Rolle für sich finden“, erklärt die Fachfrau. Der Spaß muss im Vordergrund stehen.
Fangemeinde von Burlesque wächst gewaltig
Auch interessant
Vielleicht ist das der Grund dafür, warum Burlesque derzeit boomt, wächst doch die Fangemeinde auch hierzulande gewaltig, wie zahlreiche Workshops und Events beweisen. Möglicherweise liegt es aber auch daran, dass Burlesque nie „alles zeigt“. Eine blanke Brust wird in einer echten Show nie zu sehen sein, versichert Bentzinger. Der Reiz des Verborgenen scheint in einer Zeit, in der Nacktheit im Internet, in der Werbung und im TV dauerpräsent ist, aufzuleben.
Ihre Liebe zu Burlesque entdeckte die Kundenbetreuerin für ein Plattenlabel nicht etwa durch Stars wie Dita von Teese. „Sie ist zwar wunderschön, aber zu künstlich“, sagt Bentzinger. Vielmehr lernte sie Kunstform Ausziehen vor zwei Jahren in London kennen. Da nahm Yvonne Bentzinger an einem Workshop bei Gypsy Charms teil, einer Künstlerin, die Burlesque-Schulen in Mailand, Glasgow und Edinburgh betreibt. Die Profi-Tänzerin wird an diesem Wochenende den Workshop leiten. „Als ich den Kursus von Gypsy besuchte, fühlte ich mich wie ein neuer Mensch. Ich hatte endlich wieder Selbstbewusstsein“, erzählt die Hobby-Sängerin und DJane. Dieses Selbstbewusstsein möchten Bentzinger und Gypsy Charms nun an die Teilnehmerinnen weitergeben. Sie wollen den Frauen zeigen: Seid sexy, sinnlich und anmutig. Eben eine echte Diva!