Essen.
Christina Aguileras Kinodebüt ist kein Kracher. Da hilft auch Cher nicht mehr. Im vergangenen Jahr ging das Genre des Film-Musicals mit der Fellini-Adaption „Nine“ unter. „Burlesque“ treibt gerade noch so an der Oberfläche.
Man hat diese Geschichte im klassischen Hollywood-Kino schon zigfach erzählt: Aufstrebendes Mädchen vom Lande kommt in die Großstadt, um im Showbusiness ein Star zu werden. Das Musical „Burlesque“ weicht dabei keinen Zentimeter von den bekannten Vorgaben ab. Das Mädchen spricht in einem Varieté vor, beginnt als Kellnerin und landet kurz darauf als Ersatz bereits auf der Bühne, wo sie alle schlagartig mit ihrem Tanz- und Gesangstalent verzaubert.
Regie-Neuling Steven Antin, dem man hier auch noch das Drehbuch überlassen hat, führt uns dabei in ein Etablissement, das vor fahler Gestrigkeit nur so ächzt mit seinem Mobiliar und seinen keusch bedeckten Tänzerinnen, die das Wort „Striptease“ vermutlich nicht einmal buchstabieren können. Hier trifft die junge Christina Aguilera in ihrer ersten Filmrolle als Ali aus Iowa auf die betagte Cher als Revue-Legende Tess, die Chefin des Burlesque-Theaters. Man kann auch sagen: Hier trifft jemand, der zumindest anfangs für jugendliche Natürlichkeit zuständig ist, auf jemand Mitte 60, dessen kalkiges Gesicht keine einzige Falte aufweist. Bei Cher meint man in letzter Zeit immer mehr, dass da jemand schon seine Totenmaske ausführt. Wenn da nicht diese alten, wissenden Augen wären.
Viel Züchtigkeit
Der weitere Ablauf der Handlung ist nur noch insofern interessant, als dass uns die Liebeshändel zwischen Bühne und Bett noch keuscher vorkommen, als die Kostüme der Tänzerinnen. Ali zieht zwar bei Barkeeper Jack (Cam Gigandet) ein, beide sind eigentlich schwer verliebt, doch unter einer Decke landet das Pärchen erst, nachdem der Gastgeber sich an seine Verlobung nicht mehr gebunden fühlen muss.
Burlesque
Vielleicht sollten wir noch über diese gewisse Disproportionalität reden, die den Film in wesentlichen Dingen belastet. Da ist beispielsweise der Immobilien-Investor Marcus, der der völlig überschuldeten Tess den Laden für einen guten Preis abkaufen will, um an dieser Stelle ein Hochhaus mit Eigentumswohnungen hochzuziehen. Was wir von dem kleinen Theater an Außenansicht zu sehen bekommen, dürfte er da Schwierigkeiten mit der Baubehörde bekommen, denn das Gebäude würde allen Gesetzen der Statik Hohn sprechen.
Und dann das enge Innere des „Burlesque“ - anfangs so klein, dass man sich nur einen Kostümraum leisten kann, am Ende aber erstaunlicherweise groß genug, um auf der Bühne eine veritable Showtreppe, eine komplette Chorus Line sowie ein Dutzend männliche Tänzer zu beherbergen.
Letztes Jahr ging das Genre des Film-Musicals mit der Fellini-Adaption „Nine“ unter. „Burlesque“ treibt gerade noch so an der Oberfläche.