Bochum. In der Ruine der St.-Sylvester-Kapelle im Schlosspark Weitmar wurde die Plastik „Prow“ von William Tucker aufgestellt. Sie ergänzt die Ausstellung im Skulpturenpark.

Das Wetter war herrlich, der Besucherandrang ordentlich und die allgemeine Zustimmung groß: Zur Platzierung der Plastik „Prow“ des US-Künstlers William G. Tucker (*1935) im Skulpturenpark von Haus Weitmar stimmte am Montag Vormittag eigentlich alles. Man konnte die Bronze sogar hautnah in Augenschein nehmen. Das wird nun nicht mehr möglich sein, denn das Werk präsentiert sich fortan hinter Glas.

Schenkung an die Stiftung

Das ist nur eine weitere Besonderheit des Skulpturenparks, der, wie Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) in seinem Grußwort sagte, „eine absolute Bereicherung für unsere Stadt“ darstellt. Denn zusammen mit den musealen Ensembles von Situation Kunst und dem Museum unter Tage verfügt der Park inzwischen über eine geballte künstlerische Dichte. „Nun wird das einzigartige Areal um ein weiteres hochkarätiges Werk zeitgenössischer Kunst bereichert“, so RUB-Rektor Axel Schöllmerich als Hausherr von „Situation Kunst“.

Verschiedene Assoziationen

Auf Initiative von Alexander und Silke von Berswordt-Wallrabe wurde Tuckers „Prow“ (2010) in die ehemalige Krypta der St.-Sylvester-Kapelle integriert. Der Raum ist nicht zugänglich, durch eine neu eingebaute Glastür lässt sich die etwa 90 cm große Skulptur beobachten – rund um die Uhr auf einem beleuchteten, langsam rotierenden Sockel. Die von Berswordts haben „Prow“ als Dauerleihgabe aus Privatbesitz an die Stiftung Situation Kunst übergeben. Alles zusammen hat - samt Herrichtung des Ausstellungsbereichs mitsamt Treppe und Beleuchtung - rund 25  000 Euro gekostet; die Sparkassen-Stiftung förderte das Kunst-Stück großzügig.

Stadt der Kunst - gut so!


Wenn sich der Oberbürgermeister zur Aufstellung einer zeitgenössischen Skulptur bemüht, dann ist das natürlich ein Zeichen, das nach Außen wirkt. Thomas Eiskirch hat es auch ausgesprochen: „Der Schlosspark ist ein einzigartiger Kunstpark mit bundesweiter Strahlkraft.“

Das kann man gar nicht oft genug betonen, denn tatsächlich sind die in Weitmar gezeigten Außenplastiken, aber auch die Museen Situation Kunst und Museum unter Tage echte Leuchttürme. In seiner Kombination und Vielfalt gereicht das Gesamtpaket Kultur-Metropolen wie New York oder Berlin zur Ehre.

Die Stadt scheint realisiert zu haben, was für einen Stellenwert sie als Kunststadt inzwischen besitzt; Stichworte: Skulpturenpark, Kunstmuseum, Museen der Ruhr-Uni. Das Stadtmarketing bezieht diesen Aspekt mehr und mehr ein.
Jürgen Boebers-Süßmann

Gewachsene Verbindung

Direkt auf die Architektur der baulichen Reste der Kapelle bezogen ist auch die 2012 aufgestellte, allerdings viel strenger wirkende Stahlskulptur „O.I.C.“ (1999) von Richard Serra. Deren zwei quaderförmigen Schmiedestahl-Blöcke wurden im höher gelegenen Längsschiff der Ruine platziert. „Mit dem Dialog dieser beiden Werke beginnt ein weiteres Kapitel einer seit Jahrzehnten gewachsenen Verbindung von Natur, Architektur und Kunst im Schlosspark“, betonte Rektor Schöllmerich.