Krefeld/Bochum.. Nachdem der finnische Konzern auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung die Schließung des Bochumer Stahlwerks noch in diesem Jahr zurücknahm, sieht die IG Metall nun die Voraussetzungen erfüllt für Verhandlungen über die Zukunft der deutschen Standorte.

Der firmeninterne Outokumpu-Nachrichtendienst hatte schon am frühen Morgen eine kryptische Botschaft auf die Rechner der Mitarbeiter geschickt. Ein Bochumer zog noch vor Abfahrt nach Krefeld eine Kopie. „Da ein erfolgreicher Übergang der Produktion einige Monate in Anspruch nehmen wird, gehen wir davon aus, dass die Schließung des Bochumer Werks bis 2015 dauern wird.“ Doch wirklich beruhigt ob solcher Fingerzeige waren die rund 250 zur Betriebsversammlung angereisten Bochumer Stahlwerker nicht.

Doch auf der außerordentlichen Betriebsversammlung in einer leerstehenden Werkshalle sorgte diese von Arbeitsdirektor Frank Brüggestrat übermittelte Botschaft: „Keine Schließung des Bochumer Stahlwerks noch in diesem Jahr“ zumindest dafür, dass die seit Monaten angestaute Wut der Stahlkocher nicht noch höher schäumte.

Arge Zweifel am logistischen Konzept der Finnen

Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Outokumpu Nirosta GmbH, Norbert Kalwa (links), spricht auf einer Pressekonferenz im Anschluss an die Betriebsversammlung neben dem stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden für das Bochumer Werk , Murat Sanli.
Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Outokumpu Nirosta GmbH, Norbert Kalwa (links), spricht auf einer Pressekonferenz im Anschluss an die Betriebsversammlung neben dem stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden für das Bochumer Werk , Murat Sanli. © Volker Hartmann | Unbekannt

Während die rund 800 Arbeiter in der Halle noch warteten, spielte der Betriebsrat feinsinnig den Schlager „Ein Schiff wird kommen“ über die Lautsprecheranlage ein. Anspielung auf die eisbedingte Verspätung eines Stahlfrachters aus Finnland vor zwei Wochen. Dies soll in Krefeld zu Produktionseinschränkungen geführt haben. Später auf einer improvisierten Pressekonferenz wiederholten die Gewerkschafter, dass, sie arge Zweifel am logistischen Konzept der Finnen haben.

Norbert Kalwa, Gesamtbetriebsratsvorsitzender, brachte dies auf den Punkt: „Die bisherige Planung birgt zu viele Risiken. Es müssen kurze Wege und kurze Lieferzeiten her. Der Standort NRW als Ganzes muss gestärkt werden.“ Murat Sanli, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender des Bochumer Werks, hat das Vertrauen komplett verloren: „Die sind doch weiter auf dem falschen Weg. Nirosta-Deutschland hat nur als Verbund eine Chance.“

Kein Weg an der Restrukturierung vorbei

Dabei machte Tamara Weinert (Finanzvorstand-Europa) die weiter schwierige weltweite Lage am Edelstahlmarkt verantwortlich für die Schieflage des Konzerns. „Wir wollen gute Qualitäten liefern und behalten auch die Nähe zu unseren Kunden bei.“ An den bereits angekündigten Restrukturierungsmaßnahmen führe allerdings kein Weg vorbei. Dabei zeigte sie Verständnis für die Reaktion vieler Mitarbeiter, die weiter das Aus des Werkes fürchten: „Ja, viele Mitarbeiter sind enttäuscht, viele sind auch zornig.“ Im Falle einer Schließung sei aber geregelt, dass 300 der 450 Mitarbeiter ein Arbeitsplatz bei Thyssen-Krupp angeboten werde. Außerdem seien Altersteilzeitregelungen möglich.