Bochum. Der Stadtgeburtstag 700 Jahre Bochum krankt an der Pandemie. Aber die Bürgerinnen und Bürger sind findig. Sie gestalten eigene Jubiläumsbeiträge.

700 Jahre Bochum – das große Stadtjubiläum kann coronabedingt nicht so gefeiert werden, wie es man es sich gewünscht hatte. Gleichwohl ist der Geburtstag präsent in den Köpfen, die Bochumerinnen und Bochumer machen sich Gedanken, bringen sich ein.

Etwa Rolf Tybussek. Der Wattenscheider ist ein begnadeter Handwerker und Holzschnitzer. Schon oft sind seine Bildstöcke ausgestellt gewesen. Vor einigen Jahren hat er 16 Platten mit Bochumer Motiven gefertigt, nun greift er das Thema „700 Jahre Bochum“ künstlerisch auf.

Holzschneider Tybussek wird zu 700 Jahre Bochum kreativ

Die Schnitzarbeit von Rolf Tybussek zeigt den Grafen Engelbert, die Burg Blankenstein und das Stadtwappen von Bochum.
Die Schnitzarbeit von Rolf Tybussek zeigt den Grafen Engelbert, die Burg Blankenstein und das Stadtwappen von Bochum. © Unbekannt | Tybussek

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Eine schön kolorierte Schnitzarbeit in Lindenholz von 40 cm Durchmesser. Das Motiv der Plakette zeigt den Grafen Engelbert und die Burg Blankenstein, rundum steht: „700 Jahre Bochum. Graf Engelbert. 1321 – 8. Juni – 2021“. Auch das Stadtwappen mit dem Bochumer Buch und dem Märkischen Schachbrettbalken (Symbol für Wattenscheid) fehlt nicht.

Die Jubiläums-Arbeit ist eine weitere in der langen Reihe von Bochumer/Wattenscheider Motiven, die Tybussek sich bereits vorgenommen hat, zum Abschied von Opel etwa oder zur Feier des Eisenbahnmuseums. Die Fragen „Wie lange hast Du dafür gebraucht?“ oder „Und was nimmst Du dafür?“ mag der knorrige Holzkünstler übrigens nicht. „Ich mach das nur für mich, was mir gerade in den Kopp und in die Finger kommt, ich habe meinen Spaß dran“, hat er einmal gesagt.

Gereimte Liebeserklärung an die Heimatstadt Bochum

Auch Eveline Dolezal bringt die tiefe Verbundenheit zu ihrer Stadt zum Ausdruck. 1970 ist sie der Liebe wegen hergezogen: „So bin ich eine begeisterte und stolze Bochumerin geworden“, schreibt Dolezal, die im Pressearchiv der Ruhr-Universität tätig war, an die Redaktion. Die Wandlungen Bochums von der Bergbaustadt über die Opel-Ansiedlung bis zur wissenschaftlichen, medizinischen, digitalen Stadt der Bildung hat sie hautnah miterlebt. Doleszal hat nicht alles aufschreiben können, erinnert aber an das, was ihr wichtig war – pointiert in Reimform. Ein Auszug:

„Kulturelle Vielfalt macht uns reich,

Talente stärken Gemeinsamkeit.

Das Schauspielhaus wandelbar, ein Spiegel der Zeit,

verdeutlicht wunderbar der Aktualitäten Geleit.

Beschreibt ausdrucksstark das Jahrhundertbild,

wie Industrie und Kunst zu vereinen gilt.

Komprimierte Einmaligkeit entsteht,

weltweites Interesse dies belegt.“

Klaus-Joachim Schlegel ist der Urenkel von Johann J. Schlegel, der als Gründer der Schlegel-Brauerei Bochumer Stadtgeschichte schrieb. Foto Services
Klaus-Joachim Schlegel ist der Urenkel von Johann J. Schlegel, der als Gründer der Schlegel-Brauerei Bochumer Stadtgeschichte schrieb. Foto Services © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Erinnerungen an die Schlegel-Brauerei in Bochum

Einen engen familiären Bezug zu Bochum hat Klaus-Joachim Schlegel: Sein Urgroßvater gründete 1854 die Schlegel-Brauerei, die noch in den 1950er Jahren zu den größten Braustätten in Europa zählte. Die Bierkultur in Bochum hochzuhalten, ist dem Schlegel-Nachfahren zur Lebensaufgabe geworden. Klar, dass er damit auch am Stadtjubiläum nicht vorbeikommt.

Info Stadtjubiläum

Das für den 19. September geplante Stadt-Picknick auf dem Innenstadt-Ring sollte der Höhepunkt der Feiern zum 700-jährigen Stadtjubiläum werden. Leider muss die Veranstaltung ausfallen.Wegen der Corona-Schutzverordnung in Bezug auf Großveranstaltungen ist das Freiluft-Event entgegen der Hoffnungen auf weitergehend gelockerte Vorgaben nicht durchführbar. Es soll 2022 nachgeholt werden – wenn es die Pandemie und ihre Auswirkungen zulassen.Alles Wichtige rund ums Stadtjubiläum 700 Jahre Bochum finden Sie auf waz.de/bochum und auf der städtischen Homepage www.bochum700.de

„Anlässlich 700 Jahre Stadt Bochum wurde zum Thema Bochumer Braugeschichte ein Jubiläums-Podcast erstellt, in dem ich ausführlich interviewt werde“, freut sich Klaus-J. Schlegel, der in zwei Monaten schon wieder was zu feiern hat. Am 27. September wird sein Vorfahre, der fränkische Braupionier Johann-Joachim Schlegel, 200 Jahre alt.

Vom besagten Jubiläums-Podcast sind bisher die Folgen 1 „Essen und Trinken“ und 2 „Sport“ erschienen. Die Beiträge können auf www.bochum-700.de/podcast kostenlos abgerufen werden.