Bochum-Gerthe. Beim monatlichen Friedensgebet der Kolpingsfamilie Gerthe-Hiltrop-Bergen ist die Ukraine das zentrale Thema. Doch mehr Besucher kommen nicht.

„Dieser Krieg ist verrückt. Und wir müssen was tun. Wir beten, dass der Krieg aufhört“, sagt Heinrich August Mikus (76) von der Kolpingsfamilie Gerthe-Hiltrop-Bergen. In der langen Zeit seiner ökumenischen Friedensgebete musste er sich schon oft mit Kriegen auseinandersetzen. Und doch sei er vom Krieg in der Ukraine besonders betroffen: „Weil er so nah an unserer Haustür stattfindet.“

Heinrich August Mikus entzündet die Friedenskerze.
Heinrich August Mikus entzündet die Friedenskerze. © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

Seit 30 Jahren, seit dem Ende des zweiten Golfkriegs, veranstaltet die Kolpingsfamilie Gerthe-Hiltrop-Bergen jeden Monat ein Friedensgebet. Mittlerweile sind 359 Gebete zusammengekommen, „von denen ich mindestens 320 vorbereitet habe“, so Heinrich August Mikus, der Organisator der Friedensgebete.

Ukraine-Krieg war zentrales Thema im Friedensgebet

Der Krieg in der Ukraine war das zentrale Thema im Gebet am Samstag. „Wir müssen dafür beten, dass der Krieg in der Ukraine aufhört. Davon sind so viele Menschen betroffen“, sagte Mikus. Allen voran treffe es die Menschen in der Ukraine, aber auch außerhalb würden Menschen unter dem Krieg leiden.

Das Motto der Friedensgebete ist ein Spruch von Adolph Kolping, dem Begründer des Kolpingwerkes: „Ohne Gott kein Friede und keine Versöhnung“. Dem komme nun eine ganz neue Bedeutung zu: „Kolping hat uns gezeigt, dass jeder Krieg verrückt ist. Und das merken wir besonders jetzt, wo ein Krieg vor unserer Haustür stattfindet“, sagte Mikus.

2010 zusammengelegt

Die Kolpingsfamilie Gerthe-Hiltrop-Bergen ist Teil des Kolpingwerks, einem katholischen Sozialverband, der deutschlandweit mehr als 200.000 Mitglieder zählt. Im Februar 2010 wurden die beiden Kolpingsfamilien Gerthe (gegründet 1929) und Hiltrop-Bergen (gegründet 1947) zusammengelegt.Heinrich August Mikus (76) hatte schon viele Vorstandsämter in der Kolpingsfamilie Gerthe-Hiltrop-Bergen inne. Mittlerweile kümmert er sich ausschließlich um die Friedensgebete.

Diese Nähe zur Ukraine und zu den Ukrainern sei auch der Grund, warum ihn der Ukraine-Krieg besonders mitnehme: „Mich regt jeder Krieg auf. Aber wenn ich die Bilder aus der Ukraine von kaputten Häusern und toten Menschen sehe und darüber nachdenke, wie nah das an uns dran ist … Einfach fürchterlich.“

Wegen der Ukraine gebe es „eine Inflation an Friedensgebeten“

Gleichzeitig plädiert Mikus auch dafür, sich nicht nur auf die Ukraine zu konzentrieren: „Es gibt eine Inflation an Friedensgebeten. Und es ist gut, wenn wir alle Frieden wollen, aber nicht nur in der Ukraine, sondern überall.“ Die Ukraine sei nur ein Beispiel von mehreren für die „schlimme Situation in der Welt“.

Obwohl das Thema Frieden seit dem Angriff Putins auf die Ukraine besonders präsent ist und viele Menschen helfen wollen, seien die Friedensgebete der Kolpingsfamilie Gerthe-Hiltrop-Bergen nicht besser besucht als vor dem Krieg. „Es kommen meistens an die zehn Besucher. Seit dem Ukraine-Krieg kommen vielleicht zwei oder drei Leute mehr, aber das war’s“, so Mikus. Das sei auch im März und April schon so gewesen, obwohl die Ukraine auch bei diesen Gebeten thematisiert wurde.

Unter anderem während der Pandemie habe die Kirche an vielen Gläubigen verloren, „und die bekommen wir jetzt nicht mehr zurück“, sagte Mikus. Gerade deswegen müsste die Kolpingsfamilie nun viel für Gläubige anbieten. So könne man den Menschen Hoffnung und Beistand leisten. „Ich sage immer gerne einen Spruch: ‚Beten hilft immer‘, und genau das machen wir.“