Bochum-Laer. Auf den Stadtterrassen an der Alten Wittener Straße plaudert René Frauenkron über seine heiße Jugend in Bochum-Laer. „Motorradjacke war Pflicht“
Ein Vorwort würde er gar nicht brauchen bei diesem Thema und an diesem Ort: „Hi Andreas“, grüßt der Mann am Mikrofon grinsend und meint: „Ich kenne ja doch noch einige.“ René Frauenkron ist zurück nach 30 Jahren, um auf den neuen Stadtterrassen vor dem auch nicht so alten Stadtteilbüro an der Alten Wittener Straße von seiner Jugend als „Laerscher“ zu erzählen. So viel aus seiner Jugend steht aber nicht mehr.
Laer: Bochumer Stadtteil im Wandel
Immerhin, ein Teil des Straßenbahngleises ist noch in der Straße, die Fronleichnamkirche ist im Hintergrund zu sehen. „Da bin ich gefirmt worden“, erinnert sich der heute in Dortmund lebende Erzähler. Die Kirche ist längst entwidmet, die evangelische steht nicht einmal mehr, genauso wenig wie das Opel-Werk. Mark 51/7 wirft neue Schatten.
Wobei, die Erinnerungen Frauenkrons kreisen erst einmal anders um den Begriff „Kadett“. Denn „Bäcker, Kneipen und Friseure“, das sind so die Schlaglichter aus seiner Teenager-Zeit um 1974. „Kadett, da haben sich die Opelaner die Kante gegeben“, meint er grinsend, „die Gläser standen in Fünferreihen vorgezapft am Tresen“.
Kurzgeschichten über Wandel in Bochum-Laer
Eins weiß er noch, und da wird die Stimme bei den Kurzgeschichten ein bisschen sentimental, ein bisschen stolz dazu: „Wir waren viele.“ Hardeck findet er noch auf der Straßenkarte hinter sich, „aber das war da noch in Werne, ein kleiner Laden“. Die Straßen suchen sie gemeinsam, Frauenkron ist ja an der „Gorche“ aufgewachsen, der Gorch-Fock-Straße.
„Wir, das waren ja die Opelaner, die Kinderreichen, gegenüber, an der Suntumer, da waren die Alteingesessenen“, zieht er die Grenze nach, die sie damals erlebt haben. Im Zusammenspiel mit dem Publikum („Mama ist auch da“) schwirren die Namen, Adressen: „Gaststätte Semmler, Haus Metze, war später doch Ritter-Eck, oder? Ja, und vor allem Thieme, neben dem Rewe Hinrichs, unser Treffpunkt.“
Ideen für den Wandel in Laer
Erinnerungen sammeln will des Stadtteilmanagement auch für ein eigenes Projekt. Im Herbst beginnt der Umbau des Schulhofs in Laer. Dort sollen auch zwei Skulpturen aus jeweils fünf Würfeln entstehen, die um eine zentrale Achse zu einem Gesamtbild zusammengedreht oder mit unterschiedlichen Motiven bestückt werden sollen.Für die Gestaltung werden alte Fotos und Bilder aus dem Stadtteil gesucht, die Gebäude, Straßensituationen, wichtige Ereignisse oder Personen aus Laer zeigen. Die Sammlung soll bis zum 31. August dauern, Kontakt im Stadtteilbüro Laer/Mark 51/7, Am Kreuzacker 2, info@stadtteil-laer.de, 0234 79811713.
Und er skizziert die Typen, die erfunden werden müssten, wenn sie hier nicht viele sogar noch gekannt hätten. „Opa Krickel, Hosenträger, Stumpen im Mund, ganzen Tag im Fenster, ein Mensch gewordener Bewegungsmelder“, so steigert sich Frauenkron in seinen Bildern, „der uns von der Wiese gescheucht hat“.
Bis sie dann älter wurden, „Motorradjacke Pflicht war, auch wenn wir nur Mofa gefahren sind“, und die „Disco bei Kosel im Jugendheim“ fest im Programm war. „Schön, dass sie hier nicht nur Parkplätze gelassen haben“, kommentiert René Frauenkron den gemütlichen Treff auf den Stadtterrassen zwischen seinen schillernden Histörchen, „und dass sie Laer nicht ganz vergessen haben“.
Die nächste Impulslesung zum Schwerpunktthema mit anschließendem „Erzählcafé“ für Erinnerungen und Anekdoten legt am Freitag, 15. Juli, ab 18 Uhr, den Fokus auf das Thema „Opel und Laer“. Karl-Heinz Kerger, früherer Mitarbeiter der Adam Opel AG, wird einen Ausschnitt aus dem Buch über sein Leben vortragen, ebenfalls auf den Stadtterrassen an der Alten Wittener Straße.