Bochum.. Großgastronom gilt als Gründer des Bermuda-Dreiecks, der Kultur und Kneipe geschickt miteinander verband. Groß feiern will er seinen Ehrentag nicht.
„Schau mal, hab ich aufgehoben.“ Unter ein paar Papieren holt Leo Bauer einen vergilbten WAZ-Artikel hervor. Darin: Ein Interview mit dem damals frisch in Bochum eingetroffenen Steven Sloane und der einst kurios klingenden Idee, dass die Symphoniker für junge Leute ein Umsonst-Konzert im Bermuda-Dreieck spielen könnten. Das war 1996 – und seither finden diese Konzerte in jedem Sommer auf der Bühne am KAP statt (das nächste am 30. Juni). „Finde ich super“, strahlt Leo Bauer.
Genau jene Mischung aus Kultur, Unterhaltung und bunter Kneipenszene hat das Bermuda-Dreieck in den letzten Jahrzehnten so berühmt gemacht – und mit ihm natürlich auch Leo Bauer. Heute feiert der umtriebige Großgastronom und „König“ des Bermuda-Dreiecks seinen 70. Geburtstag.
Dabei: In die Schlagzeilen gedrängt hat es ihn nie. Leo Bauer hat so gar nichts von einem gelackten Geschäftsmann und bleibt lieber dezent im Hintergrund. Auch jeglichen Rummel um seinen Geburtstag lehnt er strikt ab und nimmt stattdessen Reißaus: Heute weilt er zwar nicht in Rio, wo er seit Jahren einen Zweitwohnsitz hat, sondern mit seiner Familie in Brüssel.
Nie hinter einem Tresen gestanden
Legendäre Geschichten ranken sich um den Sohn einer Italienerin aus Bologna, der er den schönen Namen Leonardo verdankt. Und er erzählt sie gern: Etwa jene vom Club Liberitas am Nordring, den er 1963 mit ein paar Gleichgesinnten gründete und der später als „Club der Langhaarigen“ für Furore sorgte. „Wir waren es einfach leid, in der Eisdiele zu sitzen“, so Bauer. Und obwohl der gelernte Betriebswirt nie etwas mit Gastronomie am Hut hatte und nie hinter einem Tresen gestanden hatte („Ich kann nicht mal ein Spiegelei braten“), war er bald ganz dick drin im Geschäft.
Kellnerinnen auf Rollschuhen
Zunächst versuchte sich Bauer als Musikmanager und brachte etwa Otto Waalkes oder Franz Josef Degenhardt in die Ruhrlandhalle. 1972 legte er mit der Eröffnung des Mandragora den Grundstein fürs heutige Dreieck. „In der Stadt waren plötzlich zigtausend Studenten, die abends nicht wussten, wohin“, so Bauer. „Das war eine rein kommerzielle Überlegung.“
Das „Mandra“ hatte mit der großen Außengastronomie zudem eine absolute Neuheit zu bieten. „Draußen zu sitzen, das gab es hierzulande vorher nicht“, so Bauer. Die ersten Gäste wurden von Kellnerinnen auf Rollschuhen bedient – und all das sollte wirken wie auf einer italienischen Piazza. Das hatte sich der spitzfindige Bauer in der Heimat seiner Mutter abgeschaut.
Sein nächstes Ziel: Kreativquartier mit Rotunde und Riff
Irgendwie hat Bauer es immer geschafft, je nach Zeitgeist Kneipen einzurichten, die die Menschen mögen. An „mehr als zehn Läden“, so verrät er, sei er heute beteiligt. Manche betreibt er selbst, andere sind vermietet oder verpachtet. Darunter das Freibeuter, das Clochard oder die Pinte. Sein besonderes Augenmerk gilt dem Riff und der benachbarten Rotunde. Auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände ein pulsierendes Quartier für kreative Köpfe zu etablieren, das ist Bauers großer Wunsch.
Die Rotunde will er in der nächsten Zeit aufwändig umbauen. „Wir warten täglich auf die Baugenehmigung“, meint er. Mit 70 Jahren ist bei ihm von Altersruhe keine Rede. Glückwunsch, Leo!