Bochum. Ältere Schüler vermitteln Jüngeren in Bochum erste Kenntnisse rund um Informatik und Robotik. Das Projekt beginnt ohne Computer – mit gutem Grund.
Ein Alltag ohne Informationstechnologie, kurz IT, ist heute quasi undenkbar. Damit sich Schüler in Bochum für die Arbeit in der Informationstechnologie interessieren, ist in der Heinrich-Böll-Gesamtschule das Pilotprojekt „Informatik-Wissen gibt Zukunftschancen“ gestartet. Schüler der Unterstufe lernen gemeinsam mit Neuntklässlern, wie sie Roboter programmieren können.
Schüler der 9. Klasse gestalten die AG
Doch bevor es losgeht, sollte jeder wissen, was das überhaupt ist: dieses Programmieren. Die Teilnehmer der Arbeitsgemeinschaft (AG) fangen an, darüber nachzudenken. Gestalter der AG sind die Schüler der 9. Klasse, die durch die Starnberger Partnerorganisation Science-Lab e.V. in acht Stunden zu sogenannten IT-Tutoren geschult wurden.
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„Wer spielt Minecraft“, fragt IT-Tutor Mustafa (14) in die Runde. Einige Spieler sind dabei und manche kennen auch die Programmierfunktion des beliebten Computerspiels. Schnell ist klar: Wer programmiert, gibt Anweisungen, um selbst ein Computerprogramm zu schreiben – kurz und knapp: „Befehle geben und ans Ziel kommen“, erklärt einer der Schüler.
Programmieren ohne Computer
Doch noch immer ist kein Computer in Sicht: Gemeinsam kleben die Fünftklässler mit Kreppband ein Kästchenraster auf den Boden. Lea (10) ist der Roboter. Sie steht in einem Kästchen und empfängt Befehle: ein Schritt vor, ein Schritt zurück, eine Vierteldrehung rechts. Das Ziel – Gummibärchen in der Ecke – bleibt unerreichbar, wenn der Roboter einen falschen Befehl bekommt. Lea landet in einer Sackgasse.
„Ich will klare Befehle hören“, fordert IT-Tutor Mustafa. „Manchmal gibt es Probleme beim Programmieren, dann müsst ihr zurückgehen, um zu sehen, wo der Fehler liegt“, erklärt IT-Tutor Ken (15).
Verständnis für Informatik und Robotik
Das Verständnis für Informatik und Robotik wird in der AG in den folgenden Monaten durch die Arbeit mit einem Lego-Education-System geschult. In Teams bauen die Schüler zunächst eine kleine Schnecke zusammen, die sie am Tablet programmieren und ihr so das Blinken beibringen. „Ich wollte mehr mit Technik machen und ich baue sehr gerne mit Lego“, sagt die zehnjährige Lea über ihre Motivation, an der AG teilzunehmen.
Rivera-Stiftung
Die Rivera-Stiftung wurde 2007 von dem Bochumer Ehepaar Verena und Dr. Richard Klix gegründet. Seither fördert sie mit Partnerorganisationen viele Bildungsprojekte im In- und Ausland und ermöglicht Stipendien.In Bochum realisierte die Rivera-Stiftung mit dem Projektpartner Science-Lab e.V. auch ein naturwissenschaftliches (MINT) Forscher-Projekt an Grundschulen. Weitere Informationen über die Arbeit der Stiftung: www.rivera-stiftung.de
Für Informatik-Lehrer Damian Kwon ergänzt dieses Projekt sehr sinnvoll den Informatik-Unterricht in der 5. und 6. Klasse. „Die Schüler erleben hier direkt eine praktische Umsetzung. Durch den Bau des Roboters hat das Projekt eine informationstechnische und eine ingenieurstechnische Ebene“, sagt der 33-Jährige.
Stiftung stellt 5000 Euro bereit
IT-Tutorin Merel (14) wurde für das Projekt empfohlen, weil sie handwerklich begabt ist, Mitschülerin Lisa, weil sie ein Köpfchen für Zahlen hat. „Ich wollte mich gerne auf etwas Neues einlassen“, sagt die 14-Jährige.
Die Rivera-Stiftung ermöglicht dieses Projekt mit fast 5000 Euro. „Unsere Intention ist es, den Schülern etwas Rüstzeug mitzugeben für die Zukunft, die in jedem Fall digitaler wird“, so Stifterin Verena Klix. Ideal sei es, wenn Schüler sich nach der AG motiviert fühlten, Informatik in der siebten Klasse als Wahlpflichtfach zu wählen, so die Stifterin weiter. Ob dieses Projekt weiter gefördert wird, möchte die Rivera-Stiftung im Anschluss entscheiden – abhängig davon, welche Fortschritte die Kinder machen konnten.