Bochum. Die Bochumer Gruppe von „Extinction Rebellion“ protestiert: Mit gewaltfreiem zivilem Ungehorsam gegen Klimakrise und Massenaussterben.
Beim Weltklimastreik am 20. September ist es wieder einmal deutlich geworden: Die Klimabewegung setzt sich mit geballter Energie und der Unterstützung mehrerer Generationen für Veränderungen in der Klimapolitik ein. Sie ist wirkmächtig und sie wächst. Doch die Klimabewegung, das ist nicht nur Fridays For Future (FFF). In den letzten Monaten entstanden weitere Gruppierungen, die unter anderem gegen Braunkohleabbau und für ein klimafreundlicheres Transportsystem auf die Straße gehen.
Die internationale gesellschaftspolitische Bewegung „Extinction Rebellion“(XR) ist in den vergangenen Monaten besonders gewachsen. Im Oktober 2018 trat XR das erste Mal in Großbritannien in Erscheinung, mit der Zeit gründeten sich weitere Ortsgruppen, im Mai 2019 formierte sich die Bochumer Gruppe. Diese trifft sich nun immer Dienstags von 18 bis 20 Uhr in einem Seminarraum des Unverpacktladens „Bioku“ an der Herner Straße.
Extinction Rebellion bedient sich gewaltfreien zivilen Ungehorsams
Der große Unterschied zwischen FFF und XR besteht darin, dass XR sich vor allem des gewaltfreien zivilen Ungehorsams bedient, um ihre Forderungen deutlich zu machen. Eva-Maria Escosa-Jung ist Gründungsmitglied der Bochumer Gruppe und erläutert, was dies genau bedeutet. Es handele sich um Aktionen, die Passanten und Autofahrer zwar störten, die jedoch niemals, unter keinen Umständen, in psychische oder physische Gewalt umschlagen sollten. Die von XR ausgeübten Regelbrüche bewegten sich dabei im Rahmen einer Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße ausgeglichen würde. Escosa-Jung fügt hinzu: „All unsere Aktionen sind schwangerentauglich.“
Ihre Aktionen, das sind beispielsweise sogenannte „Die-ins“. Dabei legen sich Personen wie tot auf den Boden, um auf die Lebensbedrohlichkeit des Klimawandels hinzuweisen. Häufig werden zudem Ampelübergänge oder große Straßen für den Autoverkehr blockiert oder Gebäude beklettert. Bei angemeldeten Aktionen werden diese von der Polizei begleitet, unangemeldete Blockaden bleiben so lange bestehen, bis die Polizei sie auflöst. Escosa-Jung ist sich bewusst, dass XR mit ihren Aktionen stört. Es gehe jedoch nicht um eine Störung im Sinne einer reinen Provokation, sondern „im Sinne eines Hilferufes“. Der Kontakt mit der Polizei verlaufe in den allermeisten Fällen sehr friedlich. „Diese ist nicht unser Feind“ betont sie.
Die Bewegung stellt drei Forderungen an die Regierung
Ein Sprecher der Bochumer Polizei bestätigt dies: „Die Gruppe meldet ihre Versammlungen an“. Zudem bewege sie sich in Bochum „nicht im extremistischen Bereich“ und es seien keine besonderen Auffälligkeiten bekannt.
Auf eine Anfrage gibt die Landesregierung NRW an, XR sei eine „internationale gesellschaftspolitische Bewegung, deren Ziel es sei, den für das Klima nötigen umfassenden und tiefgreifenden Wandel herbeizuführen.“ „Bis auf Kontakte zu der linksextremistisch beeinflussten Bewegung „Ende Gelände“ im Rahmen von Protesten im rheinischen Braunkohlerevier liegen der Landesregierung keine Erkenntnisse von Kontakten von „Extinction Rebellion zu extremistischen oder extremistisch beeinflussten Organisationen vor.“ Zudem seien alle Aktionen in NRW störungsfrei verlaufen und es habe in NRW keine Festnahmen gegeben.
Extinction Rebellion stützt sich auf drei Hauptforderungen, die sie an die Regierung richtet: die Wahrheit über die ökologische Krise offenzulegen und den Klimanotstand auszurufen, ein sofortiges Handeln, um die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2025 auf Netto-Null zu senken und die Einberufung einer Bürgerversammlung, die zusätzlich zur Regierung Maßnahmen für Klimagerechtigkeit entwickelt.
Ab dem 7. Oktober protestiert XR in Berlin
XR will mit ihren Aktionen aufrütteln, Demonstrationszüge reichen ihnen nicht. „Wir stehen mit unserem Gesicht und unserem Namen zu unseren Aktionen“ wirft ein Mitglied der Bochumer Gruppe ein. Am 7. Oktober beginnt der von XR Deutschland organisierte „Aufstand gegen das Aussterben“ von Pflanzen, Tieren und Menschen. „Wir stören den alltäglichen Betriebsablauf, der unsere Lebensgrundlagen zerstört“ heißt es auf der Website.
Bei Interesse oder Fragen ist Extinction Rebellion Bochum auf facebook oder per Mail unter bochum@extinctionrebellion.de erreichbar.