Bochum. Nach der Anschub-Finanzierung von Norbert Faber entstand die Stiftung Bochumer Symphonie, die sich um Spenden für das Musikforum bemüht.
Vermutlich wäre es – wie über Jahrzehnte – bei der Vision eins Bochumer Konzerthauses geblieben, hätte Norman Faber nicht eingegriffen. Im November 2006, zwei Monate nachdem der Rat wieder einmal eine Entscheidung vertagt hatte, gab der Unternehmer bekannt, dass er bereit sei, fünf Millionen Euro zu spenden.
Drei Bedingungen stellte er: eine rasche, rechtsverbindliche Entscheidung für das Haus müsse her; mindestens zwei Millionen Euro weitere Spenden müssten eingeworben werden; Standort müsse die Innenstadt sein. Dieser Vorstoß setzte sogleich Aktivitäten frei: Am Anfang standen Faltblätter, auf denen man seine Spendenerklärung abgeben konnten.
Steven Sloane ging schnurstracks in Unternehmen und Organisationen Klinken putzen, um die geforderten zwei Millionen zusammenzubekommen. 50 Gespräche mit möglichen Geldgebern habe er geführt, erzählte Sloane später. „Mein ganzer Ehrgeiz war darauf gerichtet, dieses Geld zu bekommen. Auch weil ich zeigen wollte, wie viel Respekt ich für Herrn Faber und sein Verhalten habe“, sagte der GMD.
Baustellenparty und Benefizkonzert
Von vornherein war also klar, dass es mit Fabers 5-Millionen-Aufschlag allein nicht getan sein würde. Es musste weiter gesammelt werden. Die Anfang 2007 gegründete Stiftung Bochumer Symphonie übernahm die Aufgabe des Einwerbens; zunächst mit Handzetteln und Infos im Internet, später mit Werbeaktionen und publikumswirksamen Veranstaltungen. Unvergessen sind die Aktion „Klingt nach Bochum“, auf deren Großplakaten sich BO-Promis wie Norbert Lammert oder Frank Goosen als Musikhaus-Fans erklärten, unvergessen die Baustellenpartys“ auf der Brache an der Viktoriastraße. Unvergessen vor allem das Engagement von Herbert Grönemeyer, der der Stiftung mit einem Benefizkonzert unter die Arme griff.
Am 6. Juni 2009 spielten Herbie und Band unter dem Motto „Ganz Bochum eine Symphonie“ mit den BoSy im Rewirpower-Stadion: Es goss in Strömen, aber wer dabei war, wird den Tag nicht nur deswegen nicht vergessen. Natürlich waren die Karten seit Monaten ausverkauft. Die 28.000 im Stadion wurden damit gleichzeitig zu 28.000 Spender für die Symphonie, denn weder Stadionmiete noch Gagen schmälerten die Einnahmen.
Sparschwein für das Musikforum Bochum
Das weiße Sparschweinchen mit dem roten Stiftungslabel war in der Stadt allgegenwärtig, man konnte es in Theatern, in Gaststätten, in den Kneipen im Bermudadreieck finden. Auch privat wurde es „gefüttert“. So verzichteten Elisabeth Röthel und Klaus Schimmelpfennig, beide im Vorstand des Freundeskreises der BoSy, auf Geschenke zu ihren runden Geburtstagen, stattdessen baten sie ihre Gäste, für die Symphonie zu spenden. Zusammen mit einer Spendenaktion des Freundeskreises ergab dies allein eine Summe von 21.400 Euro.
Auch Jürgen und Hugo Fiege beteiligten sich an der Musikforum-Hilfe
Die Brauereibesitzer Jürgen und Hugo Fiege würdigten den Einsatz speziell von Norman Faber und Steven Sloane mit der Verleihung der „Fiege Bierkutschermütze“ (Motto: Zwei Köpfe, eine Kappe) im Februar 2012. Kurzerhand hatten die Brüder Fiege zum zehnten Jubiläum der Bierkutschermütze die Preisdotierung auf 8000 Euro hochgesetzt; dieser Betrag dient dann für zwei Stuhlpatenschaften im Musikzentrum. Mit dem Aufruf, Stuhlpatenschaften zu übernehmen, wurde seitens der Stiftung ein weiterer Werbe-Akzent gesetzt.
Führung im Musikforum
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Ihre Arbeit ist noch nicht zu Ende, und dass nun das Musikforum eröffnet wird, bedeutet nicht, dass die Stiftung Bochumer Symphonie überflüssig würde. Im Gegenteil: Es werden nach wie vor Spender und Spenden gesucht. Und zwar dringend. Denn zur Zeit ist zwar die gesamte Summe von 14 Mio Euro, die die Stiftung für das Musikzentrum aufbringt, gesichert — 2,5 Mio jedoch „nur“ durch Bürgschaften der Stifter. Diese gilt es noch abzulösen – mit konkreten Spenden oder weiteren Stuhlpatenschaften.
„Wie im Konzert, bringt nur die Gemeinsamkeit den Erfolg“
Vor zehn Jahren stellte Norman Faber (72) seine millionenschwere Anschubfinanzierung zum Bau des Musikzentrums in Aussicht. Die WAZ sprach mit dem Bochumer Unternehmer, der sich als Spender für das Musikzentrum versteht, nicht als dessen „Investor“.
Anfang 2007 haben Sie Ihre Fünf-Millionen-Euro-Spende gezeichnet, das war der Anstoß für den Bau des Musikforums. Sind Sie zufrieden mit dem, was erreicht wurde?
Faber: Es ist eine Erfolgsgeschichte geworden, und natürlich ist die Kombination des neuen Musikzentrums mit der alten Marienkirche ein besonderer Glücksfall. Ich persönlich bin stolz, dass ich etwas anschieben konnte, das nun vielen Menschen zu Gute kommen wird, es ist ein Projekt für Millionen, wenn man so will. Auch damit wird deutlich, was Musik leisten kann.
Der Weg bis zur Eröffnung des Musikforum war lang und oft holprig. Haben Sie jemals gezweifelt, dass es doch nicht klappt?
Ich habe mir eher die Frage gestellt: Kann ich das wirklich verantworten, fünf Millionen Euro zu geben? Ist das Ganze am Ende nicht doch zu elitär? Aber diese Frage hatte ich für mich schon vor der Entscheidung zur Spende beantwortet, sonst wäre sie nicht gefallen. Ich war und bin von der Wichtigkeit eines solchen Musikhauses für alle Bürger in der Innenstadt überzeugt. Was ich auch sagen kann: Ich habe nie „gewackelt“ in meiner Entscheidung. Allerdings hätte ich mir die Eröffnung deutlich früher vorgestellt.
Hatten Sie anfangs einen Plan, wie das Projekt „Musikhaus“ angegangen werden sollte?
Es war eher so, dass nach meiner Entscheidung sogleich viele Überlegungen gemeinsam mit vielen Protagonisten einsetzten, wie das Projekt gestemmt werden könnte – von Steven Sloane bis hinein in die Politik. Letztlich ist so auch die Idee entstanden, die Privatspenden in eine Stiftung zu fassen. Wie in der Musik, wie in jedem Konzert, bringt nur die Gemeinsamkeit den Erfolg.
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