Bochum. Nach der Flucht eines Häftlings überprüft das Justizministerium das Sicherheitskonzept der Bochumer Haftanstalt. Maßnahmen eingeleitet.

Nach der Flucht eines Häftlings aus der Bochumer Justizvollzugsanstalt Krümmede vom Donnerstag hat sich jetzt das NRW-Justizministerium in den Fall eingeschaltet. Der 42-jährige Serbe ist weiterhin auf freiem Fuß.

Bereits am Freitag schaute sich ein Mitarbeiter des Düsseldorfer Ministeriums vor Ort um und ließ sich den Fluchtweg genau erklären. Der Fall wird Anfang September auch des Rechtsausschuss des Landtags beschäftigen, teilte ein Sprecher mit.


Nach Auskunft der Polizei gibt es weiterhin keine heiße Spur von dem Flüchtigen. Es sei nicht ausgeschlossen, dass der Mann versuchen werde, sich in seine Heimat Serbien abzusetzen. Nach Recherchen der WAZ hatte er in Deutschland vor seiner Inhaftierung auch keinen festen Wohnsitz. Er soll in Serbien verheiratet sein. Auch sollen sich die meisten seiner Kontakte eher in Serbien befunden haben. Weiterhin gebe es keinerlei Erkenntnisse, wie der Fluchtweg des Serben verlaufen ist.


Nach den Veröffentlichungen vom Wochenende habe es „eine ganze Reihe von Hinweisen gegeben, bislang ist jedoch keine heiße Spur dabei“, so die Polizei. Weiterhin geschaltet sei allerdings das Hinweistelefon unter 0234/909-75 00.

Erste Mängel werden beseitigt

Die Sprecherin der Haftanstalt, Candida Tunkel, bestätigte, dass nach einer Prüfung der Umstände dieser spektakulären Flucht bereits erste Maßnahmen ergriffen worden seien, um zumindest diesen Fluchtweg künftig unmöglich zu machen: „Wir haben mittlerweile unsere Sicherheitsmaßnahmen verschärft.“

- Das fragliche Oberlicht an der Turnhalle der Haftanstalt wird vergittert. Bislang ist das nach Auskunft der Haftanstalt nicht der Fall gewesen. Der 42-jährige Serbe hatte sich in einer geradezu artistischen Leistung dort hochgehangelt und war auf das Dach gelangt. Während der Sportveranstaltung stand dieses Oberlicht offen.

- Außerdem wurde der Baucontainer, indem die Stangenkonstruktion vor der Flucht eingelagert war, mittlerweile vom Sportplatz entfernt.

- Die Haftanstalt prüft unterdessen, ob es dienstrechtliche Konsequenzen gegen Mitarbeiter des Gefängnisses geben wird. Hier laufen die Prüfungen noch. Es stehe bereits fest, dass es beim sogenannten Zulassungsverfahren bei der Auswahl des Häftlings für den Job des Sportwarts Mängel gegeben habe. Die Untersuchung sei jedoch ebenfalls noch nicht abgeschlossen.

Justizministerium hat sich eingeschaltet


Das NRW-Justizministerium hat seit 2010 insgesamt zehn Ausbrüche aus nordrhein-westfälischen Haftanstalten verzeichnet. Vier dieser Fluchtfälle ereigneten sich in der Bochumer Justizvollzugsanstalt. Insgesamt gibt es in Nordrhein-Westfalen 36 Haftanstalten.

Der Sprecher der Landesjustizvollzugsdirektion, Marcus Strunk, kündigte unterdessen eine genaue Prüfung der Umstände dieser letzten Flucht an. „Wir schauen uns das als Fachaufsicht natürlich an.“ In diesem Zusammenhang müsse Sicherheitskonzept des Gefängnisses noch einmal sorgfältig untersucht werden. Er erläuterte zudem, dass es außer Bochum noch andere NRW-Haftanstalten gebe, bei denen die Beobachtungskanzeln nicht mehr besetzt seien. „Ich kann aber versichern, dass dann andere Sicherheitseinrichtungen installiert worden sind.“