Bochum-Langendreer. Die evangelischen Gemeinden Bochum öffnen verstärkt ihr Kirchen im Stadtteil. Ein „ansteckungsfreies Kontaktangebot“ in Zeiten der Corona-Krise.

Auch wenn durch die Corona-Krise das gewohnte kirchliche Leben zum Stillstand gekommen ist, will die evangelische Kirche in Bochum weiterhin präsent bleiben. „Wir verbinden traditionelle mit modernen Angeboten, um den Menschen in dieser bedrückenden Situation einen Raum und Rahmen für Gedanken, Sorgen und Ängste zu bieten“ erklärt Superintendent Gerald Hagmann. Dazu gehören offene Kirchen und stille Gebetszeiten genauso wie Andachten im Internet und Impulse via Facebook. So wie in Bochum-Langendreer.

Evangelische Gemeinden in Bochum wollen auch in der Corona-Krise präsent sein

Die Christuskirche im Dorf ist seit dieser Woche bis auf samstags täglich geöffnet. Jeden Vormittag von 10 bis 12 Uhr, zusätzlich an Donnerstagen in der Zeit von 17 bis 19 Uhr. „Wir wollen damit ein Zeichen setzen, in Zeiten, wo für viele jeglicher Halt wegbricht, eben diesen Halt bieten“, sagt Pfarrer Thomas Vogtmann. „Die Kirche sieht sich wie Lebensmittelläden und Apotheken auch als Grundversorger. Der Mensch lebt ja nicht vom Brot allein, er braucht auch Trost, Ermutigung, Zuspruch.“

Ein Aushang weist in Bochum-Langendreer auf das Angebot der evangelischen Kirche hin. Auf anderen Aushängen sind die hygienischen Schutzmaßnahmen erklärt.
Ein Aushang weist in Bochum-Langendreer auf das Angebot der evangelischen Kirche hin. Auf anderen Aushängen sind die hygienischen Schutzmaßnahmen erklärt. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener


Mit dem Angebot der „stillen Einkehr“ wolle man auch etwas gegen die drohende Vereinsamung der Menschen tun, sagt Presbyterin Kirsten Hinzmann. Fünf bis sechs Menschen kommen aktuell in die Kirche. „Die Aktion muss sich noch herumsprechen“, weiß Thomas Vogtmann, der aufgrund des Coronavirus aber auch nicht möchte, dass man überrannt wird. „Das wäre ja kontraproduktiv.“

Vorsichtsmaßnahmen hat die Gemeinde in Langendreer getroffen. Es gibt nur einen Eingang (Hauptportal) und einen Ausgang (seitlich zur Alten Bahnhofstraße). Aushänge weisen auf die Verhaltensregeln hin. Türen und Griffe werden jeden Tag gereinigt. Und Platz, um sich aus dem Weg zu gehen, gibt es genug.

„Wir bieten hier ein ansteckungsloses Kontaktangebot“, sagt Thomas Vogtmann. „Wir nehmen den Infektionsschutz sehr ernst.“ Kontakt zu Gott können man ja ohnehin überall haben – ohne Ansteckungsrisiko. „Aber die Kirche ist von der Atmosphäre ja ein besonderer Ort.“

Manche kämen nur ganz kurz, um inne zu halten, beschreibt Kirsten Hinzmann das Verhalten der bisherigen Besucher. „Manche bleiben aber auch eine Viertelstunde und haben Gesprächsbedarf.“ Die Gelegenheit zum Austausch besteht. Von der Gemeinde ist immer jemand da.

„Meist geht es in den Gesprächen natürlich um die derzeitige Corona-Krise und die damit verbundenen Alltagssorgen“, berichtet Thomas Vogtmann. „Viele äußern sich besorgt, sind verunsichert. Einige haben Verwandte im Ausland und erzählen von den Problemen bei deren Rückreise. Andere fragen, wann es wieder Gottesdienste gibt.“

Diese Frage kann die Gemeinde zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös beantworten. „Niemand weiß, wie lange der Ausnahmezustand anhält. Wir stehen ja erst am Anfang“, sagt Thomas Vogtmann. Deshalb greift die Kirche nun auf die moderne Technik zurück, auch wenn einige damit Neuland betreten. „Wir haben den ausgefallenen Gottesdienst von Sonntag im kleinen Kreis nachgeholt und aufgezeichnet“, sagt Presbyterin Hinzmann. „Den möchten wir übers Internet anbieten. Hoffentlich klappt’s.“

Gemeinden läuten jeden Abend die Glocken zum Gebet

Stadtweit ruft die evangelische Gemeinde zudem zum gemeinsamen Gebet auf. Sie wird deshalb ab sofort täglich um 19.30 Uhr in ganz Bochum die Glocken ihrer Kirchen läuten. „Während dieser Zeit rufen wir alle Bochumerinnen und Bochumer dazu auf, als Hoffnungsschimmer eine Kerze ins Fenster zu stellen und gemeinsam zu beten“, erklärt Superintendent Gerald Hagmann. Auch Mitmenschen anderer Glaubensrichtungen seien eingeladen, sich daran zu beteiligen, sagt der Langendreerer Pfarrer Thomas Vogtmann.

In Langendreer werden zusätzlich täglich um 10.10 Uhr die Glocken geläutet, „um sich gemeinsam im Gebet zu verbinden“, wie Thomas Vogtmann es formuliert.


Auch die katholische Kirche in Bochum und Wattenscheid ruft in Zeiten der Corona-Pandemie zum Mitmachen bei der Aktion #hoffnungslicht auf. Dabei sollen die Bürgerinnen und Bürger jeden Abend ab 19 Uhr eine Kerze in ein Fenster stellen und eine Zeit des Gebetes oder Gedenkens halten. Auch die Kirchenglocken rufen zum Gebet.