Bochum.. Die WAZ hat hinter die Kulissen von Radio Bochum 98,5 geschaut. In vier Folgen stellen wir den lokalen Radiosender vor. Zum Auftakt der Serie dreht sich alles um die Frage: Wie entsteht ein Radiobeitrag?
So lässt es sich arbeiten, mit dem Kamin im Rücken. Im Konferenzraum von Radio Bochum gibt es diese wohnliche Feuerstelle, sie ist so breit wie die Wand, in der sie eingebaut wurde. Zwar würde niemand an diesem warmen Tag im jungen Frühling den Kamin anschmeißen, doch allein seine bloße Präsenz sorgt im großen Raum für Gemütlichkeit.
Obwohl das Radio ein sehr schnelles Medium ist, wirkt die Runde der Mitarbeiter daher sehr entspannt. Im Kaminraum nimmt ein Beitrag seinen Anfang. Während der Morgenkonferenz vergibt der Chef vom Dienst die Themen an die Praktikanten und Reporter, die in alle Ecken Bochums ausschwärmen, um akustischen Rohstoff für ihre Beiträge zu sammeln.
„Versprecher kann ich später raus schneiden“
Danni Rösner hat eine Pressekonferenz erwischt, es geht in die Sparkasse und um das Programm des 623. Maiabendfestes. Auf der einen Seite des Tisches im Sitzungssaal sitzen die offiziellen Vertreter der Traditionsveranstaltung, die ihre Informationen den Pressevertretern auf der anderen Seite des Tisches, über Limo, Kaffee und Häppchen, zufeuern. „Ich hätte gerne noch was Schönes in mein Mikrofon“, sagt Rösner lächelnd, als alle Maiabend-Funktionäre eine Fülle an Fakten losgeworden sind. Doch erst werden noch Fotos gemacht, einige Zeitungskollegen verabschieden sich bereits. „Es nervt manchmal schon ein wenig, die letzte zu sein“, sagt Rösner, während die Kamera einer Fotografin die Gesprächspartner einfängt, die Rösner für ihren Beitrag braucht.
Die schneidet sie sich in der Redaktion nach dem Termin zurecht. Die Zitate erscheinen in einem Schnittprogramm am Computerbildschirm in Wellen, die Danni Rösner so lange mit Maus und Tastatur kleinhackt, bis sie prägnante Töne hat. Um diese O-Töne baut sie ihren Beitrag herum, den sie selbst einspricht. Obwohl sie die Geschichte mündlich überbringt, muss sie vorher geschrieben werden. Das, was im Radio so spontan und locker klingt, kommt größtenteils vom Blatt. „Ich mache es oft ganz altmodisch mit dem Kugelschreiber“, sagt sie. Worauf sie beim Schreiben fürs Sprechen achtet? „Ich stelle mir dabei ein Gegenüber vor, dem ich eine Geschichte erzähle“, verrät Rösner. „Dem Hörer muss ich ja schließlich so interessant von einem Thema berichten, dass er dranbleibt.“
Viel Arbeit vom Termin bis zum fertigen Beitrag
Jene über das Maiabendfest erzählt Rösner in einem Kollegengespräch, einer dialogischen Frage-und-Antwort-Sendeform, für die sie den Text beider Gesprächspartner verfassen muss. „Da ich aber die Sprechgewohnheiten der Moderatoren kenne, weiß ich, wie ich schreiben muss“, sagt Rösner und macht sich wieder ans Werk.
Es ist also viel Arbeit vom Termin im Kalender bis zum fertigen Beitrag, der über die Frequenz 98.5 in die Haushalte flattert. Um 16.45 Uhr dieses Tages ist es soweit – die ersten Takte des Bochumer Jungenliedes, mit denen der Beitrag beginnt, erklingen in den Radioboxen. Die Arbeit Danni Rösners für diesen Tag ist getan, der Bochumer ein wenig informierter.