Bochum. Wie geht es Schülerinnen und Schülern in Bochum? Wir haben mit vier von ihnen gesprochen. Sie alle sind besorgt – aus unterschiedlichen Gründen.

Wie ist die Lage an den Schulen in Bochum? Häufig melden sich Schulleitungen und Lehrkräfte zu Wort und äußern sich. Wir haben mit vier Schülerinnen und Schülern gesprochen, die uns erzählt haben, wie es ihnen gerade geht.

Wie geht es Bochums Schülern? Eray Savas (16) besucht die zehnte Klasse

„Ich bin froh, wenn es bei dieser aktuellen Inzidenz bei Präsenzunterricht bleibt“, sagt Eray Savas (16). Er besucht die zehnte Klasse der Rupert-Neudeck-Sekundarschule in Bochum und ist zudem Bezirksschülersprecher. „Wir Schüler*innen haben teilweise große Probleme, den Lernstoff nachzuarbeiten. Würde jetzt noch das Homeschooling dazwischen kommen, wäre es eine große Katastrophe!“, macht der Bochumer deutlich.

Im Homeschooling fehle die individuelle Unterstützung durch die Lehrkräfte. Viele Schülerinnen und Schüler schreiben dieses Jahr ihre Abschlussprüfungen. „Deshalb wäre es wichtig, dass wir weiterhin die Schule vor Ort besuchen“, sagt Eray. Das Thema Corona und Gesundheit lässt es bei diesen Gedanken allerdings nicht außer Acht – allerdings beobachtet er, dass damit alle sehr umsichtig umgehen. „Bei mir in der Schule sind viele Personen geimpft. Alle Schülerinnen und Schüler versuchen so gut es geht, den Mindestabstand einzuhalten.“

Eray Savas besucht die zehnte Klasse der Rupert-Neudeck-Schule in Bochum. Der Bezirksschülersprecher spricht sich klar für Präsenzunterricht aus.
Eray Savas besucht die zehnte Klasse der Rupert-Neudeck-Schule in Bochum. Der Bezirksschülersprecher spricht sich klar für Präsenzunterricht aus. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Wie geht es Bochums Schülern? Freya (16) besucht die elfte Klasse eines Berufskollegs

„Ich fühle mich unwohl, in die Schule zu gehen“, sagt Freya (16) aus Bochum. Sie besucht die elfte Klasse eines Berufskollegs – welches genau, das möchte sie nicht sagen. Sie zwinge sich, in die Schule zu gehen, weil sie sich verantwortlich für steigende Corona-Zahlen fühlt. „Alle leugnen ja, dass die geöffneten Schulen ein Risiko sind, aber dass sind sie. Ohne Wenn und Aber“, betont die Schülerin.

Freya kann nicht nachvollziehen, dass Schülerinnen und Schüler damals noch bei Inzidenzen von 100 im Homeschooling waren, nun bei einer viel höheren Inzidenz die Schulen geöffnet blieben. Zwar funktioniere das Testen, sie würden anschlagen – allerdings in so hoher Anzahl, dass sie sich in der Schule nicht sicher fühlt. Sehr viele Schülerinnen und Schüler seien derzeit in Quarantäne. „Am liebsten würde ich mich aus der Schule ausschreiben, aber das geht ja nicht“, so Freya. Bildung sei ihr wichtig, trotzdem müssten aber auch die Infektionszahlen gesenkt werden.

In Freyas Familie gebe es einige Risikopersonen. „Ich habe jedes Mal Angst, dass ich eine Infektion aus der Schule mitbringe“, sagt die 16-Jährige. In ihrer Corona-App stehe, dass sie an acht Tagen Begegnungen mit hohem Risiko hat. Sie wünscht sich mehr Distanzunterricht, was technisch möglich sei.

Berufsschulen lüften nach Augenmaß

Auf Anfrage haben vier der fünf Berufskollegs in Bochum bestätigt, dass es bei ihnen keine allgemeine Attestpflicht gibt. Nur wenn Lehrkräfte den Eindruck hätten, dass Schülerinnen und Schüler vermehrt zu Hause bleiben, gerade wenn zum Beispiel Klassenarbeiten anstehen, könne es vereinzelt eine Attestpflicht geben, so Thomas Glaß, Leiter der Technischen Beruflichen Schule 1. „Wir vertrauen darauf, was die Schülerinnen und Schüler sagen“, so Christian Schulz, Leiter vom Walter-Gropius-Berufskolleg.Das Thema Lüften behandeln die Berufsschulen demnach ebenfalls nach Augenmaß – abhängig von Größe der Räume und anderen Faktoren. „Bei uns muss niemand frieren“, betont beispielsweise Thorsten Seifert für das Klaus-Steilmann-Berufskolleg. „Im Louis-Baare-Berufskolleg wird alle 20 Minuten stoßgelüftet, die Fenster sind dazu gut geeignet, die Klassenräume werden außerdem während der Pausenzeiten gelüftet“, heißt es von der Schule.

An ihrer Schule sollen Schülerinnen und Schüler zu Hause bleiben, wenn sie beispielsweise einen Schnupfen oder Husten haben. „Einige Personen haben eine Attestpflicht, obwohl diese von der Schule nach Hause geschickt wurden“, erklärt Freya. Sie selbst habe wegen 63 Fehlstunden eine Attestpflicht bekommen. „Das ist halt etwas rücksichtslos, weil ich gehe ja schlecht für Kopfschmerzen und Schnupfen zum Arzt“, so die Schülerin.

Wie geht es Bochums Schülern? Letizia Körber macht 2022 ihr Abitur

„Ich würde sagen, dass es in Bochum sehr schulabhängig ist, wie es Schülerinnen und Schülern derzeit geht“, sagt die Abiturientin Letizia Körber. Sie besucht die Carolinenschule in Bochum-Weitmar, eine private Schule. „Dadurch haben wir ganz andere Möglichkeiten. Das Homeschooling ist bei uns damals gut angelaufen, die Kommunikation mit den Lehrerinnen und Lehrern war ausnahmslos gut.“ Letizia verdeutlicht, dass die Corona-Situation auch für Lehrkräfte eine neue Situation war. „Die aber alle gemeinsam super gemeistert haben.“

Letizia aus Bochum macht in diesem Jahr ihr Abitur.
Letizia aus Bochum macht in diesem Jahr ihr Abitur. © bochum | Letizia Körber

Bei ihr und ihren Mitschülerinnen und Mitschülern seien so keine Lernrückstände entstanden. Sie blickt zuversichtlich auf ihre Abitur-Prüfungen, fühlt sich gut vorbereitet. „Wir sind mit dem Stoff gut durchgekommen.“ An anderen, größeren Schulen laufe das aber anders ab – das höre Letizia immer wieder von Freunden: „Da ist auch die digitale Ausstattung nicht so vorhanden.“

Sie hofft, dass aufgrund von Corona nun deutlich geworden ist, dass im Bildungswesen etwas passieren muss – sodass sozialer Aufstieg möglich ist und Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihrer Herkunft Aufstiegschancen haben. Gerade für die Oberstufen sollten die Schulen geöffnet bleiben, meint Letizia – das sei Hinblick auf Abschlussklassen unerlässlich.

Sarah* besucht ein Berufskolleg in Bochum

Sarah* ist mit der Situation an den Schulen derzeit nicht glücklich. Sie besucht ein Bochumer Berufskolleg, möchte den Namen aber ebenfalls nicht nennen. „Wenn wir unsere Lehrer darauf aufmerksam machen, eines der vielen Fenster zu schließen, werden wir nur ignoriert oder angeschrien“, schildert sie. „Wenn wenn es uns stört, sollen wir auf dem Flur arbeiten“, so die Schülerin. Das führe immer wieder dazu, dass Schülerinnen und Schüler erkältet sind.

Sie kann nicht nachvollziehen, dass sich nicht alle Lehrerinnen und Lehrer daran halten, lediglich alle 20 Minuten für fünf Minuten zu lüften. Manche Lehrerinnen und Lehrer würden stattdessen anderthalb Stunden durchgehend lüften.

Ein weiterer Aspekt, der Sarah belastet: „Die Lehrer denken, dass wir aufgrund der momentanen Lage mehr Zeit haben und geben uns somit viel mehr Hausaufgaben auf, als wir schaffen können.“

*Name geändert, der Redaktion bekannt