Bochum. 72 Prozent der Studierenden geht es seit Corona schlechter. Bochumer Studierende berichten von den Problemen – und Ansätzen, die ihnen helfen.
Onlinevorlesung, Lerngruppe per Videokonferenz, geschlossene Bibliotheken: Fast alles, was vor Corona analog stattgefunden hat, gibt es jetzt nur noch digital. Diese neue Hochschulwelt macht den Studierenden zu schaffen. Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) strengt die digitale Kommunikation mehr als die Hälfte der Studierenden an (54 Prozent). 72 Prozent geht es laut einer Umfrage der der Technischen Universität München schlechter als vor Corona. Das weiß auch die Hochschule in Bochum.
Sie hat erst kürzlich 50 Laptops an Studierende verteilt, ein Tutorienprogramm soll zudem in zweierlei Hinsicht helfen. „Wir haben das Budget – vor dem Hintergrund Corona – um 50.000 Euro aufgestockt. Einerseits, um zusätzliche Angebote für diejenigen zu schaffen, die sich schwer tun mit der Pandemie-bedingten digitalen Lehre und andererseits, um gut qualifizierten Studierenden eine Erwerbsmöglichkeit zu schaffen“, erklärt Präsident Jürgen Bock.
Corona-Pandemie macht es Studierenden schwer – Tutorien helfen
Judith Philippen studiert im vierten, offiziell aber erst im zweiten Semester Maschinenbau und nimmt regelmäßig an den Tutorien teil. „Ich finde, dass der es durch die Pandemie-Situation immer noch schwierig ist“, sagt die 26-Jährige. Sie lebt in einer WG – sich zuhause immer auf den Lernstoff zu konzentrieren und nicht die Alternative zu haben, auch mal in der Hochschule zu lernen, fällt schnell schwer. „Die Tutorien helfen definitiv. Wir hören die Sachen von Leuten, die näher am Stoff dran sind“, meint Philippen.
Einer ihrer Tutoren ist Julian Otte (22), der ebenfalls Maschinenbau studiert. „Bisher läuft das Tutorium ganz gut“, berichtet er. Die Umstellung von analogen zu komplett digitalen Veranstaltung sei zu Beginn des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 sehr radikal, jedoch auch nicht anders möglich gewesen. „Jetzt im Sommersemester hat sich aber alles gut etabliert. Wir haben kleine Übungsgruppen, für die ungefähr 20 Leute angemeldet sind“, erklärt Otte.
Bochumer Studierende gewöhnen sich an digitale Lehre
Ganz so einfach sei es aber trotzdem nicht, auf die Leute zuzugehen. Eine Anwesenheitskontrolle sei schwieriger sowie auch die Kommunikation. „Analog wurden doch deutlich mehr Fragen gestellt, die Hemmschwelle war niedriger“, findet auch Judith. Man habe sich mittlerweile ein Stück weit an die digitale Lehre gewöhnt, sie sei strukturierter, Dozentinnen und Dozenten wüssten nun genau, wie die Technik funktioniert.
Viele Studierende der Hochschule profitieren zudem von einer Bonuspunktregelung. Wer zu den Tutorien geht und seine Hausaufgaben macht, kann schon vor ab Punkte für die Prüfungen sammeln. „Es ist eine gute Motivation und es hilft, um drin zu bleiben“, weiß Architekturstudent Maurizio Intini (25), der ebenfalls Tutorien gibt. Einmal pro Woche finden diese an einem festen Tag statt.
Gerade im Architekturstudium merke man deutlich, dass die Kommunikation mit den anderen Studierenden fehlt. „Man kann nicht mal eben den Sitznachbarn fragen. Ich geben den Studierenden Stoff für das Selbststudium an die Hand“, erklärt Intini. Dafür konnten Lehrvideos erstellt werden – etwas, das durch das zusätzlich Budget möglich war. „So gibt es an mehr als nur einem Tag ausführliche Unterstützung – auch außerhalb der Tutorienzeiten“, meint der Student.