Bochum-Westend. Der Stadtumbau im Westend Bochum ist mit der Neueröffnung eines Grüngürtels beendet. Nach 16 Jahren Stadterneuerung geht es aber dennoch weiter.

Zu Beginn wartete Markus Bradtke, Stadtbaurat von Bochum, mit einer Anekdote auf: Da erinnerte er sich, wie er als junger Bochumer zu seinen Eltern sagte: „Ich gehe heute Abend auf eine Party an den Springerplatz“ und sie ihm entgegneten „Auf keinen Fall!“. In den heutigen Tagen scheint die vehemente Ablehnung und Sorge der Eltern unberechtigt, ist der Springerplatz doch bekannt für buntes abendliches Treiben beim Moltkemarkt. Es hat sich viel getan durch den Stadtumbau im Westend.

Bochum: Stadtumbau im Westend ist fertig – und doch geht die Arbeit immer weiter

Denn das war nicht immer so: „Von außen betrachtet waren die Stadtteile Goldhamme, Griesenbruch und Stahlhausen damals Orte, in die man nicht hineingeht“, sagt der Stadtbaurat bei der Eröffnung der letzten Baumaßnahme im Rahmen des Stadterneuerungsprozesses im Westend.

Zum „Westend“ sind die genannten Stadtteile in den vergangenen beiden Jahrzehnten zusammengewachsen. Seit dem Jahr 2005 wurde in den drei Stadtteilen, in denen einst die Stahlwerke ansässig waren, das erste „Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept“ (ISEK) für Bochum entwickelt und umgesetzt. 16 Jahre und 18,4 Millionen Euro von Bund, Land und Kommune später kommt mit der Eröffnung des letzten Bauprojektes zumindest die förmliche Förderperiode zu einem Ende: Die neue Grünanlage auf dem Gelände des ehemaligen Stahlwerks ist nun freigegeben.

Westend in Bochum: Letzte Grünanlage nach 22 Monaten Bauzeit fertig

4,3 Hektar Grünfläche mit Sport-, Spiel-, Freizeitangeboten sind hier südlich der Siedlung Stahlhausen in den letzten 22 Monaten entstanden. Weitläufige Platzflächen, ein von Bäumen begleiteter Fußweg und Sitzgelegenheiten finden sich nun dort, wo vor nicht allzu langer Zeit noch Schlamm und Industriebrache waren. Auch der erste Teilabschnitt des Radschnellwegs RS1 und ein Regenrückhaltebecken mit Zulaufkanal von der Bessemerstraße sind bei der Baumaßnahme entstanden.

„Es ist unglaublich beeindruckend, was hier passiert ist“, sagt Bürgermeisterin Gaby Schäfer (SPD). Die baulichen Maßnahmen seien nur das eine, das andere die sozialen Impulse, die entstanden sind. „Die Erkenntnis ist gewachsen, dass sich Stadtentwicklung nicht nur in den Innenstädten und Großraumbereichen abspielt, sondern genauso in den Stadtteilen und Quartieren“, meint Schäfer. Das nun abgeschlossene Projekt habe für Natur-, Umwelt- und Klimaschutz eine große Bedeutung.

Bochum: Historisches Torhaus soll zu einem Café werden

2,1 Millionen Euro, davon 1,7 Millionen aus der Städtebauförderung, sind dabei in die Umgestaltung der „Unteren Stahlindustrie“ geflossen. Das denkmalgeschützte Torhaus 7 erinnert noch an die industriellen Wurzeln des Ortes. Eine neue Nutzung – etwa in Form eines Cafés – ist bereits angedacht. 

Letzte Bauarbeiten

Das neu entstandene Regenrückhaltebecken fasst bis zu 16.000 Kubikmeter Wasser und hat einen 1,80 Meter breiten Zulaufkanal von der Bessemerstraße. Am Regenrückhaltebecken finden derzeit noch letzte Bauaktivitäten statt, Radweg und Spielfelder sind für die Bevölkerung bereits geöffnet. Während der Restarbeiten in den nächsten zwei Wochen behält sich die Stadt jedoch vor, sie temporär zu sperren.

„Nun ist die Herausforderung, auch nach Auslaufen der Fördermittel den Erneuerungsprozess zu verstetigen“, sagte Gaby Schäfer. Dass das funktionieren wird, daran gibt es bei der Eröffnung des Grüngürtels wenig Zweifel. „Der Erneuerungsprozess ist nie zu Ende, die Förderung war ein wichtiger Impuls, dem das Westend nun weiter nachgehen muss“, sagt Markus Bradtke. 

Gelegenheiten dazu gibt es jede Menge: Beispielsweise beim Beleben neu entstandener Begegnungsorte wie dem Stadtteiltreff Alte Post und dem Stadtteilzentrum „Q1“, beim Bespielen gebauter Spielplätze wie dem „Affentheater“ und beim Verweilen an grünen Orten wie dem Generationenpark. 

Neue Grünanlage in Bochum soll im Sommer belebt werden

„Mehr als 200 Fassaden wurden saniert, der Springerplatz ist heute ein hipper Ort und neue Veranstaltungsformate wie die Kulturwochen sind entstanden“, freut sich Stadtbaurat Bradtke. Stadtteilkoordinatorin Dorte Huneke-Nollmann berichtet von der Begeisterung der Bewohner, an der Stadterneuerung mitzuwirken.„Wir haben sie gefragt: Welche Spielgeräte wollt ihr auf den Spielplätzen? Am Ende standen sie wirklich da“, sagte sie. Nun gilt es, den neuen Grüngürtel im Sommer 2022 zu beleben – mit Ballspielen, Picknicks oder Klettern, vor allem aber mit Menschen.