Bochum-Langendreer. Nach 64 Jahren geben Hubert Jaisfeld und Ehefrau Rosemarie ihren Friseursalon in Bochum-Langendreer auf. Sie meisterten auch schwere Zeiten.
Friseurmeister Hubert Jaisfeld (91) macht Schluss und wirkt gelassen. Das ist wohl sein Naturell. Und noch föhnt er ja auch den Schopf von Klaus Ledwig, der seit 41 Jahren Kunde bei ihm ist. "Ich war immer zufrieden mit der Arbeit. Mir wird vor allem die persönliche Atmosphäre fehlen", sagt der 73-Jährige.
Rosemarie Jaisfeld (86) allerdings schlecht schläft, wenn sie über das Ende des Salons nachdenkt. Es gibt eine Menge zu tun und ein Berufsleben von über 60 Jahren lässt sich eben nicht einfach so abschütteln. Die Entscheidung fiel erst dieses Jahr im Urlaub, aber reifte schon länger in den Köpfen des Ehepaars. „Eigentlich bin ich froh, dass es so weit ist, weil man sonst gar nicht aufhören kann“, sagt der 91-Jährige.
Also bleibt ab 1. Juli die Tür zum Friseursalon zu. Was mit dem Geschäft und der Einrichtung geschehen soll, wissen die Jaisfelds noch nicht. „Ich habe mir das erste Mal einen Steuerberater genommen, der jetzt viel für uns regelt. Ich habe ja gar keinen Computer“, schildert der Handwerksmeister.
Bochumer Ehepaar zog immer an einem Strang
Für seine Profession im Herrensalon und auch für das Rechnungswesen brauchte er bisher jedenfalls keine digitalen Helfer. Sein Berufsleben begann mit 13 Jahren als Lehrling. Und so wenig wie er jemals einen Computer brauchte, umso mehr konnte er all die Jahre auf seine Ehefrau Rosemarie bauen. „Ohne meine Frau wäre es gar nicht gegangen“, sagt er. Gemeinsam überstanden sie so manche Krise, wenn einer von beiden krank war. Zum Beispiel als Rosemarie durch den Sturz eines Kunden schwer verletzt wurde und sie monatelang ausfiel, und auch Hubert Jaisfeld musste zwischenzeitlich kürzertreten.
Obermeister zeichnete den Friseurmeister mehrfach aus
Bis zu sechs Mitarbeiter beschäftigte das Ehepaar und bildete seit 1958 in ihrem Salon an der Straße In den Langenstuken um die 30 jungen Leute im Friseurhandwerk aus. Der Obermeister der Friseur-Innung Bochum, Edgar Pferner, zollt dieser Leistung höchsten Respekt. Auf Nachfrage über sein ältestes Innungsmitglied schlägt er vor, bei einem Kaffee ausführlich über Hubert Jaisfeld zu sprechen.
Doch dann lässt er sich auch gern auf eine kleine Laudatio per Telefon ein: „Erst einmal gönne ich es ihm, dass er jetzt in seinen wohlverdienten Ruhestand geht. Er war immer eine große Bereicherung für die Innung. Besonders gefreut hat mich, dass er exzellent ausgebildet hat und die jungen Menschen, die er geformt hat, auch erfolgreich im Friseurhandwerk geworden sind. Er hatte ein hervorragendes Verhältnis zu den Menschen. Da kann sich die gesamte Handwerksbranche ein Beispiel dran nehmen.“
Manche Stammkunden wissen nicht, wohin sonst
Wie ruhig es wird, wenn die Schere Ende Juni fällt, das hat das Ehepaar Jaisfeld selbst in der Hand. "Manche Kunden tun mir richtig leid, die schon alt sind und sehr lange zu uns kommen. Die fragen mich: ,Wo sollen wir denn hingehen?'", berichtet Rosemarie. Zumindest die vier Enkel und der erste Urenkel würden wohl hier und da noch einen Haarschnitt von ihm bekommen, denkt Hubert Jaisfeld. Doch der Senior geht ohne große Pläne in den Ruhestand. Er will die freien Tage einfach auf sich zukommen lassen – verständlich – Termine hatte der Friseur ja sein ganzes Berufsleben lang.
Abschied von Salon Hubert Jaisfeld
Natürlich werde die Friseur-Innung sein Ehrenmitglied noch gebührend verabschieden, ließ Obermeister Edgar Pferner wissen: Er kam beim Telefonat aus dem Loben gar nicht mehr heraus, sodass hier nicht alles wiedergegeben werden kann.
In den vielen Jahren hat die Innung den Friseurmeister in Langendreer schon mit der Silbernen, Goldenen und Diamanten Meisterurkunde geehrt, was bedeutet: 25, 50 und 60 Jahre Meister im Handwerk.