Bochum. 700 Jahre Bochum, die WAZ erinnert an Ereignisse aus der Stadtgeschichte. Heute: 8. Juni 1321, Verleihung der Stadtrechte durch Graf Engelbert.

Vor 700 Jahren wurde Bochum als Stadt begründet. Ausweislich einer historischen Urkunde ist das Datum 8. Juni 1321 als der „Tag der Tage“ heute offiziell anerkannt.

Graf Engelbert II. stellte die Urkunde aus

Auf der Burg Blankenstein, dem hiesigen Sitz derer von der Mark, wurde die Urkunde vor 700 Jahren ausgestellt.
Auf der Burg Blankenstein, dem hiesigen Sitz derer von der Mark, wurde die Urkunde vor 700 Jahren ausgestellt. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Eine Stadt zu sein brachte im Mittelalter Privilegien mit sich, die sich auch auf die Bewohnerinnen und Bewohner auswirkten. Stadtrechte erhielt ein Ort aber nicht allein aufgrund seiner Größe, sondern sie mussten vom Landesherrn vergeben werden. Dies wurde mithilfe besagter Urkunde belegt, welche die erteilten Rechte an die Bevölkerung der Stadt festhielt, und die vom damaligen Landesherren – Graf Engelbert II. von der Mark – ausgestellt worden war.

Der Inhalt der Urkunde legt fest, welche Rechte und Gewohnheiten sie selbst wahrnehmen dürfen und welche sich weiterhin der Graf vorenthält. So regelt die Urkunde unter anderem die Kontrolle von Maßen und Gewichten, das Brauen und Backen, den Verkauf von Waren auf dem Bochumer Markt und das Erbrecht. Das wird als Indiz für eine „Verstädterung“ Bochum angesehen, dessen erste Erwähnung auf einen „Reichshof“ aus der Zeit Karls des Großen zurückgeht.

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Es existieren weitere Gründungsdokumente

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Zwar existieren noch ältere Belege, die ebenfalls als Gründungsdokument einer Stadtwerdung angeführt werden könnten – etwa ein Schriftstück, datiert auf den 8. September 1298. Darin überträgt Graf Gerhard von der Mark „Quibusdam civibus in Büchem“ (lateinisch für „einigen Bürgern Bochums“) einige zum damaligen Reichshof gehörende „Hausplätze“ als Erbzinsgut.

Stadtarchivar Kai Rawe bewahrt die Gründungsurkunde auf.
Stadtarchivar Kai Rawe bewahrt die Gründungsurkunde auf. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Erst anno 1959 legte sich die Bochumer Stadtspitze verbindlich auf den 8. Juni 1321 als Stadtgründungstag fest. Seitdem wird das Datum bei größeren Jubiläen ausgiebig gefeiert, zuletzt 1972 zum 650. Geburtstag, nun, im September 2021, mit einer Festwoche zum 700. Bestehen.

Die Originalurkunde von 1321 wird im Stadtarchiv aufbewahrt und aktuell im „Schaufenster Stadtgeschichte“ des Archivs öffentlich präsentiert. Geschrieben wurden diese Rechte mit Tinte auf Pergament. „Leider hat die Urkunde im einige Beschädigungen erlitten. So ist das Siegel mitsamt einem Stück des unteren Rands des Pergaments verloren gegangen“, bedauert Stadtarchivar Kai Rawe.

700 Jahre haben Spuren hinterlassen

Auch weist das gute Stück deutliche Faltspuren und vereinzelte Beschädigungen auf. „Auch wenn sie keine Stadtrechtsurkunde im eigentlichen Sinne ist, so legt sie doch manches fest, das zu einer Stadtwerdung gehörte. So kann sie als ein Meilenstein des Stadtwerdungsprozesses betrachtet werden“, so Rawe.

Nach der Ernennung Anfang des 14. Jahrhunderts folgte für den damaligen Marktflecken eine Phase wirtschaftlicher wie räumlicher Ausdehnung, bis Bochum Anfang des 15. Jahrhunderts endgültig als Stadt bezeichnet werden konnte.