Bochum-Harpen. Bei Familie Hoffmann blieb tagelang das Wasser kalt. Der Vermieter hat die Stadtwerke Bochum im Verdacht. Das sagt das Unternehmen dazu.
Heike Hoffmann hatte soeben mit ihrer Familie zu Abend gegessen und wollte das Geschirr abspülen, als sie feststellen musste: Aus dem Hahn kommt kein warmes Wasser. Die Überprüfung im Badezimmer ergibt:"Ich habe festgestellt, dass das Wasser dort auch kalt ist und wenig Wasser aus der Leitung kam", sagt sie.
"Ich kam vom Sport und wollte natürlich duschen", erzählt Hoffmann weiter. Keine Chance an diesem Abend, das Wasser in der Dachgeschosswohnung bleibt kalt. Und das auch noch zu einem schlechten Zeitpunkt: Es ist Freitagabend. Hoffmann informiert ihren Vermieter, der am nächsten Morgen vorbeikommt.
Wasserdruck zu niedrig
"Ich habe für Montagmorgen dann einen Klempner bestellt, der sich den Durchlauferhitzer ansehen sollte", sagt Vermieter Herbert Paschhoff. Der stellt bei seinem Besuch fest: Der Durchlauferhitzer ist völlig intakt, schuld ist der geringe Wasserdruck. "Es sind nur sechs Liter pro Minute gemessen worden", erinnert sich Paschhoff.
Im Mittel verbrauchen Wasserhähne rund 15 Liter Wasser pro Minute, aus normalen Armaturen fließen maximal 20 Liter Wasser pro Minute. Um Wasser und Energie zu sparen, kann man mit einem Sparkopf die Durchflussmenge auch bewusst reduzieren.
Vermieter hat einen Verdacht
"Die Fachfirma konnte uns daher erst einmal nicht helfen", sagt Paschhoff. Übers Wochenende muss Hoffmann eiskalt duschen. Aber Paschhoff hat einen Verdacht, er kommt zu dem Schluss: "Die Stadtwerke müssen den Wasserdruck gesenkt haben. Wer sonst könnte das tun?", fragt er. Noch am Montagabend schreibt der Vermieter eine E-Mail an die Stadtwerke, erhält aber keine Antwort.
"Dienstag teilte mir meine Mieterin dann mit, dass das Wasser wieder warm und konstant fließt", sagt Paschhoff. Für den Bochumer ein weiterer Anhaltspunkt, dass die Stadtwerke ursächlich sind. "Schließlich ist unsererseits bis jetzt keine Maßnahme ergriffen worden", sagt er. Ganz offensichtlich hätten die Stadtwerke den Wasserdruck wieder erhöht. "Vielleicht als Sparmaßnahme", sagt Paschhoff.
Vorfall trifft einen Nerv
Angesichts der Gas-Krise und der von Wirtschaftsminister Robert Hobeck (Grüne) ausgerufenen Alarmstufe Gas trifft das Vorkommnis einen Nerv. Kein warmes Wasser zu haben erinnert an die Wohnungsgenossenschaft in Sachsen, die ihren Mietern zeitweise das warme Wasser abstellt, um zu hohe Kosten zu verhindern. Die Frage "Darf mein Vermieter mir das Warmwasser abstellen?", wurde bereits hitzig diskutiert.
Aus Sicht des Deutschen Mieterbundes in Nordrhein-Westfahlen ist eine solche Maßnahme unzulässig, der Vermieter muss rund um die Uhr warmes Wasser zur Verfügung haben. Ist dem nicht so, kann das ein Grund für eine Mietminderung sein.
Warmwasser abgestellt?
Die Wohngenossenschaften in Nordrhein-Westfalen haben Einschränkungen bei Warmwasser und Heizung bislang ausgeschlossen. In vielen Fällen wäre das auch gar nicht umsetzbar: Bei Wohnungen mit Gas-Etagenheizungen hat der Vermieter keinen Einfluss darauf, wann warmes Wasser und Heizung genutzt werden. Selbes ist der Fall, wenn das warme Wasser dezentral, etwa über Durchlauferhitzer, reguliert wird.
Haben die Stadtwerke am Wasserdruck gedreht? Unternehmenssprecher Christian Seger verneint dies. "Wir haben in der betreffenden Straße aktuell keine Arbeiten an unserem Wassernetz, und haben daher auch nicht aktiv den Wasserdruck reduziert", sagt Seger.
Entstörungsdienst kontaktieren
Im Falle von Störungen der Wasserversorgung bitte man alle Kunden sich an den Entstörungsdienst (Rufnummer in Infobox) zu wenden. Grundsätzlich können die Stadtwerke den Wasserdruck aber beeinflussen. "Bei Arbeiten an den Wasserversorgungsleitungen kommt es in den meisten Fällen zu kurzzeitigen Sperrungen", erklärt Seger.
Bei geplanten Arbeiten kündige man diese bei den betroffenen Haushalten über Anschreiben oder Aushänge an. "Bei Rohrbrüchen oder anderen ungeplanten Maßnahmen ist dies nicht möglich", sagt er. In der Straße in Harpen sei das allerdings nicht der Fall.
Prüfung der Hausinstallation
Die Stadtwerke haben sogar Mitarbeiter des Entstörungsdienstes vorbeigeschickt, um den Wasserdruck zu kontrollieren. "Dieser ist unauffällig und beträgt 6,5 bar", teilt Seger mit. Ob innerhalb der Hausinstallation eine Störung vorliegt, könne deshalb nur ein Installationsunternehmen prüfen.
"Dies muss auf Veranlassung des Eigentümers oder Vermieters erfolgen", sagt Seger. Aufklären lässt sich vermutlich nicht mehr, wieso das warme Wasser weg war. Das Wichtigste ist aber gesichert: Die Hoffmanns können wieder warm duschen.
Kontakt zu Stadtwerken
Der Entstörungsdienst der Bochumer Stadtwerke ist erreichbar unter 0234 9602222.
Ein Durchlauferhitzer ist ein fest installiertes Gerät zur Warmwasserbereitung.
Anders als ein Warmwasserspeicher, der als Vorratsbehälter eine bestimmte Warmwassermenge bereitstellt, erwärmt ein Durchlauferhitzer das Wasser erst dann, wenn es über eine Mischarmatur abgerufen wird. Dafür ist eine hohe Wärmeleistung notwendig.