Bochum. Weil mehrere Dinosaurier in der Bochumer Innenstadt kränkeln, kommt Dino-Doktor Benjamin Zdeb zur Behandlung. Die Beschädigungen ärgern ihn.
Der Albertosaurus sperrt sein Maul weit auf, als Benjamin Zdeb die klaffende Zahnlücke im unteren Kieferbereich in Augenschein nimmt. Vor der blutroten Zunge, ganz rechts unten, fehlt ein riesiger Zahn. Auch als Zdeb einen Zahn zur Anprobe aus seinem Doktorkoffer holt, hält der Verwandte des Tyrannosaurus ganz still. „Ich bin heute hier, um kleine Reparaturen an den Dinosaurier-Figuren in Bochum vorzunehmen“, sagt der Dino-Doktor.
Einige Dinosaurier in Bochum kränkeln – ein Fall für den Dino-Doc
Gleich mehrere der 33 Dinosaurier kränkeln und brauchen Zdebs Hilfe: Während der Albertosaurus am Otto-Sander-Platz über Zahnprobleme klagt, ist dem Deinonychus vor Juwelier Maurer eine Kralle abgebrochen. Zdeb, der im bürgerlichen Leben technischer Zeichner ist, kann Abhilfe schaffen: Aus einer knallorangenen Metallkiste mit Dinosaurierschädel auf dem Deckel, holt er Zange, Bohrer, Sprühfarben, Pinsel und Ersatzteile.
„Die Zähne und Krallen sind aus Kunstharz, im Lager haben wir über 100 verschiedene davon“, verrät Zdeb. In seinem Koffer hat er ebenfalls ein paar dabei. Dem Albertosaurus fehlen ganze sieben Zähne, die Zdeb zunächst anpassen muss.
Riesen-Dinosaurier fehlen viele Zähne
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Der Dinosaurier, der 70 Millionen Jahre vor unserer Zeit lebte und bis zu zehn Meter lang wurde, hatte nämlich ziemlich große Beißer: „Ich verstifte die Zähne erst mit langen Schrauben“, demonstriert Zdeb und zeigt die zentimeterlangen Rohlinge.
Dann klebt er sie mit einem Spezialkleber wieder im Maul fest. „Im Anschluss lackiere ich die Zähne wieder farblich passend“, erklärt der Dino-Doktor. Dass er den Beinamen „Dino-Doc“ erhalten hat, findet Zdeb ganz schön witzig. „Oft fragen mich Kinder, was ich hier mache und dann stelle ich mich auch als Dino-Arzt vor“, sagt er.
Beschädigte Dinosaurier: Erwachsene in Verdacht
„Entstanden ist der Name durch einen Social-Media-Post bei Facebook schon im Jahr 2019“, verrät Lisa Eschmann von Bochum Marketing. Schon seitdem kennt man das leidige Problem der Sachbeschädigung an den Dinosauriern, die im ganzen Stadtgebiet verteilt sind.
„Ich habe schon viele abgebrochene Krallen und Zähne gesehen, aber auch besprühte und mit Edding beschmierte Dinos“, ärgert sich der Dino-Doktor. Im Verdacht hat er dabei Erwachsene. „Man braucht schon ziemlich viel Kraft, um Zähne herauszubrechen, das kann kein Kind. Scheinbar finden viele das aktuell ein tolles Souvenir“, sagt er.
Dino-Doktor: Reparaturen können aufwendig sein – und sie kosten
Dabei handele es sich aber um Sachbeschädigung – im vergangenen Jahr seien bereits Strafanzeigen gestellt worden. Einen Zahnarzt dürfte der 1500 Kilogramm schwere Fleischfresser zu seinen Lebzeiten nicht gekannt haben, wohl aber auch kaum Fußgänger, die mutwillig Zähne herausbrechen.
33 Standorte in Bochum
Die Dino-City ist ein Projekt von Bochum Marketing. Noch bis zum 22. August gibt es an mehreren Standorten in der Innenstadt und auf der Wiese vor dem Planetarium, bei der Knappschaft und im Tierpark insgesamt 33 Dinosauriermodelle zu bestaunen.Die größten Dinos sind mit einer Länge von 13 Metern, einer Höhe von 4,20 Metern und einem Gewicht von 640 Kilogramm der T-Rex im Bermuda-Dreieck und der 23 Meter lange und 5,50 hohe Diplodocus vor Baltz.
„Die Reparaturen können ganz schön aufwendig sein und auch die Kosten summieren sich“, gibt Benjamin Zdeb zu Bedenken. Etwa vier Stunden lang ist er allein mit den Zähnen des Dinosauriers am Otto-Sander-Platz beschäftigt. „Der Kleber, den ich dabei verwende, ist auf spezielle Weise mit UV ausgehärtet und kostet für wenige Gramm schon acht Euro“, sagt Zdeb.
Dass Reparaturen anfielen, sei im Projekt zwar schon einberechnet, die mutwilligen Beschädigungen ärgern ihn aber dennoch. „Die Zäune vor den Figuren stehen nicht ohne Grund hier“, erinnert der Dino-Doc. Schon nach wenigen Tagen hätten dem Dinosaurier am Otto-Sander-Platz, den es am häufigsten trifft, mehrere Zähne gefehlt.
„Er steht direkt am Eingang des Bermuda-Dreiecks, es könnte einen Zusammenhang zum Alkoholkonsum geben“, mutmaßt Benjamin Zdeb. Anfassen der Dinosaurier sei erlaubt, das Klettern auf den Tieren aber hingegen nicht. „Ich verstehe nicht, warum man die Installationen beschädigt. Anscheinend gibt es doch noch Höhlenmenschen“, sagt Zdeb und lacht. Er bittet die Bochumer daher: „Bitte lasst die Demolierungen sein!“