Bochum-Wiemelhausen. Wegen der Corona-Regeln mussten die sonst offenen Türen der Kinder- und Jugendtreffs in Bochum lange geschlossen bleiben. Das hatte Folgen.

Timmy Timmreck hat in den letzten beiden Jahren viele frustrierte Kindergesichter gesehen. Corona sei dank. „Nein, verkleiden geht im Moment nicht“, „Die Maske müssen wir wieder aufsetzen“ oder „Nein, der Chill-Raum ist immer noch geschlossen“, musste sie den Besuchern im Kinder- und Jugendzentrum „eJuwie“ in Bochum-Wiemelhausen dann mitteilen. Die Pandemie hat auch die Kinder- und Jugendarbeit hart getroffen.

Bochum: Wie sehr Kinder und Jugendliche unter Corona leiden

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Die sonst offenen Türen – sie blieben geschlossen. Die sonst so lauten Bälle im Kicker – sie verstummten lange. „Obwohl ich schon seit 27 Jahren hier als Sozialpädagogin im eJuwie bin, ist das noch einmal etwas ganz Neues“, sagt Timmy Timmreck. Durch Kontaktbeschränkungen mussten die Einrichtungen ihre Arbeit grundlegend umstellen. „Wir hatten in den Lockdowns mehrere Wochen geschlossen und konnten auch danach Angebote nur in ganz kleinen Gruppen oder zum Mitnehmen machen“, sagt Timmreck.

Die Kinder hätten sich Spiele ausgeliehen oder Bastelpakete zum Lesezeichen-Selbermachen mit nach Hause genommen. „Das wurde auch sehr gut angenommen. In unserem Stadtteil konnten wir die Sorgen und Nöte gut auffangen. Von anderen Kollegen habe ich aber auch gehört, dass es andernorts schwieriger ist“, sagt sie. Die Kinder sehnten sich sehr nach der Zeit vor der Pandemie: Ohne Angst auf dem Pausenhof spielen, unbefangene Ausflüge ins Kino, keine Sorge, dass die Segelfreizeit wieder abgesagt wird. 

Bochum: Wegen Corona – Kinder und Jugendliche greifen öfter zum Handy

„Es gibt auch Kinder, die sagen: Das wird sowieso nicht mehr wie früher“, berichtet die Sozialpädagogin. Manche hätten ein Stück weit resigniert, sagten: „Wenn der Chill-Raum geschlossen bleibt, will ich gar nicht kommen“, so Timmreck weiter.

Aufgefallen sei ihr auch, dass die Handynutzung durch die Pandemie angestiegen sei. „Hier hat schon fast jedes Grundschulkind ein Handy. In der Pandemie bleibt man darüber noch einmal mehr in Kontakt“, sagt sie. Gleichzeitig beeindrucke es sie aber auch, wie diszipliniert und verantwortungsbewusst die Kinder mit der Situation umgingen.

Bochum: Kinder- und Jugendtreffs sind wegen Corona kreativer geworden

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Stephan Kosel ist Sprecher der Arbeitsgemeinschaft „Offene  Türen“, die die Interessen der Kinder- und Jugendzentren in freier Trägerschaft im Stadtgebiet vertritt. Mehr als 30 Einrichtungen zählen dazu. „Die Pandemie ist eine große Herausforderung und es gab einen regen Austausch zwischen den Einrichtungen“, sagt Kosel.

Auch in den Zeiten, in denen niemand hereingelassen werden durfte, seien die Einrichtungen stets ansprechbar gewesen. „Wir sind ziemlich kreativ geworden“, sagt Kosel. In der „OT Weitmar“ wurde beispielsweise ein virtueller Kindertreff via Zoom angeboten, eine Rakete zum Basteln per Videoanleitung erklärt und das Rezept für Knete online hochgeladen. 

Angebote wieder gestartet

In den Kinder- und Jugendzentren finden wieder viele Angebote vor Ort statt. In manchen Einrichtungen, etwa der OT Weitmar, gilt dabei die 2-G-Regel. Wer über 16 Jahre alt ist, braucht einen Nachweis über die vollständige Impfung oder Genesung. Bei Kindern unter 16 Jahren reicht hingegen ein gültiger Schülerausweis. Die Programme der Einrichtungen finden sich auf den jeweiligen Internetseiten. 

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„In den Sommer- und Herbstferien gab es auch Phasen mit einer gewissen Normalität“, erinnert Kosel. Gemeinsam Stockbrot backen, Papier schöpfen oder Drachen bauen war dann wieder möglich. „Insgesamt gibt es aber eine große Müdigkeit“, weiß Kosel.  Die jüngeren Kinder hätten eine hohe Toleranzschwelle entwickelt, die Jugendlichen hätten derweil größere Probleme. „Viele Kinder erinnern sich nicht mehr richtig, wie es vor der Pandemie war“, gibt Kosel zu Bedenken.

Die Jugendlichen hätten sich derweil in Kleingruppen isoliert und besonders darunter gelitten, dass ihre üblichen Treffpunkte nicht zur Verfügung standen. „Viele Jugendliche sind frustriert und haben das Gefühl, in der Pandemie nicht richtig wahrgenommen zu werden“, weiß Kosel. Auch Schule sei ein großes Thema gewesen. „Wir haben Endgeräte für Online-Unterricht zur Verfügung gestellt und Unterlagen ausgedruckt“, sagt Kosel.

Jugendtreff-Leiter aus Bochum: Noch einen Lockdown darf es nicht geben

Inzwischen habe sich die Lage etwas entspannt. „Die Auflagen sind nicht mehr so rigide, Angebote finden wieder statt“, so der Sprecher. Die Kinder hätten sich umgestellt: „Wen das Lüften anfangs gestört hat, der kommt nun eben mit dickerer Jacke“, sagt Kosel. Einen erneuten Lockdown für die Kinder- und Jugendarbeit – den dürfe es aber nicht mehr geben.