Bochum. Mehr Bochumer nutzen laut Anbieter Tier in diesem Frühling wieder E-Scooter. Doch die steigenden Nutzerzahlen haben auch negative Effekte.
Der E-Scooter-Anbieter Tier hat in Bochum trotz der Corona-Pandemie in den vergangenen Monaten ein deutliches Plus an Neukunden verzeichnet. „Nach den kalten Wintermonate sehen wir, dass aktuell der Bedarf an individuellen Mobilitätsoptionen weiter steigt“, heißt es auf Nachfrage. Insgesamt 400 E-Scooter von Tier seien derzeit im Stadtgebiet verteilt, Tendenz steigend.
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Auch bei der Polizei ist aufgefallen, dass die Nutzung der im Stadtgebiet verteilten E-Scooter trotz Corona-Pandemie nicht zurückgegangen ist – allerdings auch mit negativen Folgen. Zwischen Januar und April hat es nach Angaben der Polizei bereits mindestens sieben Unfälle mit Beteiligung von E-Scootern gegeben. Im vergangenen Jahr seien es im gleichen Zeitraum nur drei Unfälle gewesen.
E-Scooter in Bochum: „Gelegentlich“ Beschwerden über Falschparker
Auf Nachfrage heißt es von Tier, dass es „gelegentlich“ zu Regelverstößen und zu Beschwerden über falsch geparkte E-Scooter komme. „Insgesamt konnten wir beobachten, dass sich die Nutzerinnen und Nutzer inzwischen besser an die korrekte Benutzung gewöhnt haben (...) und mit den Regeln und Vorschriften besser vertraut sind“, sagt Tier-Sprecher Florian Anders.
Im Gegensatz zum Konkurrenz-Anbieter Lime hatte Tier seine E-Scooter-Flotte während der gesamten Pandemie im Betrieb gelassen. „Aus unseren Daten konnten wir nämlich entnehmen, dass gerade zu den üblichen Pendlerzeiten unsere Fahrzeuge weiterhin genutzt wurden“, sagt Florian Anders. Trotzdem sei die Nachfrage im Frühjahr 2020 und im Winter natürlich deutlich geringer gewesen.
Tier: Bochumer haben Mobilität neu organisiert
Anders im Sommer und Herbst, als nach den Beobachtungen von Tier viele Bochumer ihre Mobilität neu organisiert hatten. „Wir konnte beobachten, dass unsere E-Scooter seit dem Start der Pandemie im Durchschnitt für weitere Strecken genutzt wurden. Ein Indiz für eine verstärkte Nutzung für die gesamte Wegstrecke anstatt in Kombination mit anderen Verkehrsmitteln.“ Das Geschäft mit den Scooter scheint weiter rentabel zu sein: Der E-Scooter-Anbieter Tier zeigt sich zufrieden mit der Entwicklung in Bochum. „Wir blicken also auf sehr erfolgreiche 20 Monate in Bochum zurück.“
Sorge vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus an den gemeinsam genutzten E-Scootern scheinen nicht viele Nutzer gehabt zu haben. „Eine Übertragung kann erfolgen, wenn ein Fahrer eine Fläche innerhalb von ein bis zwei Stunden berührt, nachdem eine mit COVID-19 infizierte Person infizierte Tröpfchen auf dieser Fläche hinterlässt“, heißt es dazu von Tier. Jedes Fahrzeug werde deshalb bei Wartungen und Reparaturen im Depot zusätzlich gereinigt und desinfiziert.
Konkurrent Lime hat trotz mehrmaliger Versuche nicht auf eine Anfrage der Redaktion reagiert. Im März 2020 hatte sich bereits der Anbieter Circ ohne Angabe von Gründen aus Bochum zurückgezogen.