Bochum. Die Ruhr Bodega wurde vom Hochwasser voll erwischt. Nun hat zumindest der Biergarten wieder auf. Dennoch kann von Normalität keine Rede sein.

Der Fluss fließt schnell und still, Sonnenlicht blinkt auf dem Wasser, Schwäne paddeln vorm Ufer – was nahe der alten Flussbadeanstalt wieder wie eine Idylle aussieht, war vor einer Woche noch die Hölle. Das Hochwasser hatte Bochum-Dahlhausen und auch die „Ruhr Bodega La Posta“ schwer getroffen. Und doch geht es in dem Lokal, das Am Ruhrort 2 direkt an der Ruhr liegt, bereits weiter: Der Biergarten hat wieder offen – und wird auch schon gut frequentiert.

Das Ruhrhochwasser in Bochum hat das Lokal voll erwischt

Beim abendlichen Besuch ist Service-Mitarbeiterin Stefanie Ganskop guter Dinge: „Ich bin so froh, dass wir wieder für unsere Gäste da sein können“, sagt sie. Dass es bereits jetzt soweit ist kann sie immer noch nicht glauben. „Vor einer Woche war hier Land unter“, sagt Ganskop. Sie zeigt auf die dunkle, schmutzige Linie, die hoch auf den Fenstern des Gebäudes zurückgeblieben ist: „Bis hierhin stand das Wasser.“

Alles Bruch: Gastronom Frank Schulz-Wiese im vom Hochwasser überfluteten Gastraum der Ruhr Bodega in Bochum-Dahlhausen.
Alles Bruch: Gastronom Frank Schulz-Wiese im vom Hochwasser überfluteten Gastraum der Ruhr Bodega in Bochum-Dahlhausen. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Anfang der Woche, als die Ruhr sich in ihr Bett zurückgezogen hatte, begann das große Saubermachen. „Es war unglaublich, wie viel Hilfe wir bekamen“, sagt Ganskop. Leute aus der Nachbarschaft, Stammkunden des Lokals, aber auch „Menschen, die wir gar nicht kannten“, hätten geholfen. Manche tagelang, manche nur für zwei Stunden. „Ohne die Helferinnen und Helfer wären wir jetzt längst nicht so weit“, sagt Ganskop. Auch sie selbst sei ununterbrochen mit Schrubber, Flitscher und Schaufel in Aktion gewesen, „blaue Flecke und müde Knochen inklusive“.

Wer sich in den Außenanlagen der Ruhr Bodega umsieht, ist erstaunt, wie normal und aufgeräumt schon wieder alles wirkt. Es gibt kalte Getränke vom Bierwagen und Tapas, auf dem Außengrill brutzeln Nackensteaks und Würstchen. Der Biergarten kann freitags von 15 bis 22 Uhr sowie samstags und sonntags von 12 bis 22 Uhr besucht werden.

Ausstattung des Restaurants wanderte komplett auf den Müll

Von der Wiederaufnahme des Restaurantbetriebs ist man aber noch weit entfernt. Gastronom Frank Schulz-Wiese listet die Schäden auf: Küche, Kühlschränke, Theke, Lebensmittel, Lampen, „einfach alles“ sei kaputt und nicht mehr zu gebrauchen gewesen. „Wir haben alles wegschmeißen müssen“, sagt Schulz-Wiese. Gerade sei der finanziell üble Lockdown beendet gewesen, erst sechs Wochen habe man wieder geöffnet gehabt – und nun das.

Kaum versichert

Viele der vom Hochwasser der Ruhr betroffenen Häuser in Bochum sind nicht gegen Elementarschäden versichert. Ein Teil der Anwohnerinnen und Anwohner wird wohl vorerst auf den Kosten für ihre Habseligkeiten und die Sanierung von Kellern und ganzen Wohnungen sitzen bleiben.Mehrere Anrainer gerade im besonders betroffenen Dahlhausen hatten bereits kurz nach der Flut auf die Frage nach einer Versicherung müde mit den Schultern gezuckt: „Uns nimmt ja keiner.“

„Es muss alles neu angeschafft werden, die Heizung ist hin, Gas und Strom haben wir auch noch nicht wieder“, sagt der Gastronom. Im Gastraum ist es duster, es riecht muffig. Das Ganze bietet einen trostlosen Anblick. „Und doch haben wir noch Glück im Unglück, wenn man die schrecklichen Bilder aus Rheinland-Pfalz und anderen Gegenden sieht“, sagt Schulz-Wiese.

Viele Helferinnen und Helfer gebührt großer Dank

So sah es am 15. Juli 2021 rund um die Ruhr Bodega aus.
So sah es am 15. Juli 2021 rund um die Ruhr Bodega aus. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Der Gastronom, der die „Ruhr Bodega La Posta“ seit sieben Jahren führt, beschäftigt sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; er will, dass es weitergeht. Man sei dankbar für die Hilfsbereitschaft, „zumal die der Leute des ASB“, wie Schulz-Wiese sagt. Die „Samariter“ hätten mit angepackt und auch für Verpflegung während des Aufräumens gesorgt.

Idylle an der Ruhr hat Risse bekommen

Gemächlich fließt die Ruhr am Lokal vorbei, der Blick übers Wasser auf die Ruhrberge und das munter sprudelnde Wehr wecken Urlaubsgefühle mitten im Ruhrgebiet. Für Frank Schulz-Wiese hat diese Idylle dicke Risse bekommen. Um sie zu schließen, ist er um weitere Hilfe verlegen. „Wir sammeln Sach- und Geldspenden, um das Restaurant wiederaufzubauen. Über jede Unterstützung sind wir sehr dankbar, da die Versicherung nicht alle Kosten übernimmt“, sagt der Gastronom. Auf der Website www.ruhr-bodega.de kann man sich informieren.