Bochum. Die Improvisierte Musik spielt nicht nur wegen des Ruhr-Jazz-Festivals eine wichtige Rolle in Bochum. WAZ-Gespräch mit Impresario Martin Blume.
Die Spartenkunst „Improvisierte Musik“ wird in Bochum seit Jahrzehnten besonders gepflegt, einer der wichtigsten Wegbereiter war und ist Martin Blume. Der Ex-Bochumer ist als Musiker und als Organisator unermüdlich für die freie Musik im Einsatz. Die WAZ sprach mit dem 62-Jährigen.
Improvisierte Musik gilt als „sperrig“, weil sie üblichen Klang- und Hörerfahrungen zuwider läuft. Wie reagiert das Publikum darauf?
Blume: Erstaunlich offen. Die Bochumer Konzerte der Reihen „Soundtrips NRW“ und „Klangbilder“ sind im Museum regelmäßig gut besucht. Natürlich sind das keine Massen-Events, das ist klar. Aber das Interesse ist seit Jahren ungebrochen.
Verkürzt gesagt, hat die Improvisierte Musik ihre Wurzeln im Free Jazz der 60er Jahre, aber auch in der Neuen Musik, etwa eines John Cage. Wie steht es um den Altersdurchschnitt des Publikums?
Das Publikum ist sehr gemischt, ältere Zuhörer sind ebenso dabei wie jüngere Interessierte. Improvisierte Musik hat eigentlich immer „Konjunktur“, wenn auch auf eher niedrigem Level.
Was macht das Besondere der Musik aus?
Sie steht für das ultimative Live-Erlebnis, die Zuhörer sind beim Werden der Musik unmittelbar dabei. Sie entsteht im Moment, in dem sie gespielt wird; es gibt kaum Partituren oder andere Festlegungen. Es ist eine Kunst des Augenblickerlebens. Die Musiker bedienen sich dabei eines weitreichenden Materialvorrates aus avantgardistischen Spieltechniken, Geräuschen und der subjektiven, individuellen Behandlung von Instrumenten. Das ist alles ziemlich einzigartig.
Wann kann man das in Bochum wieder erleben?
Am 1. Februar geht es mit den „Soundtrips“ im Kunstmuseum weiter. Vier Musiker sind zu Gast, die exemplarisch für aktuelle Tendenzen in der Improvisierten Musik stehen: Biliana Voutchkova (Violine, Stimme) und Michael Thieke (Klarinette) sowie Philip Zoubek (Piano) und meine Person an Schlagzeug und Perkussion. Übrigens ein internationaler Abend mit Musikern aus Österreich, Bulgarien, Deutschland.
Was ist zu erwarten?
Das Konzert trägt den Titel „Blurred Music“, etwa: „verschwommene Musik“. Die Klangerzeugung ist auf Mikrotonalität und intime, dynamische, sich langsam bewegende Klangflächen angelegt, wobei sowohl kompositorische und improvisatorische Ansätze ausgelotet werden. Sehr atmosphärisch!
Sie sind Mit-Organisator des Ruhr-Jazz-Festivals, das im letzten Jahr nach über 20 Jahren Pause eine Wiederauferstehung erlebte. Geht es 2019 weiter?
Ja, die Resonanz auf das RJF 2018 war so positiv, dass wir uns entschlossen haben, weiterzumachen. Das Festival findet vom 26. bis 28. April wieder im Museum Bochum statt; es wird wieder als Kooperation von Uli Blobels Wuppertaler Jazzwerkstatt, von mir und von der Stadt Bochum veranstaltet.
Auf welche Künstler dürfen wir uns freuen?
Das endgültige Programm soll erst Ende des Monats bekannt gegeben werden. Aber dass Ex-„Cream“-Drummer Ginger Baker mit seiner Band nach Bochum kommen wird, das darf ich schon verraten.