Bochum. Bis zu 500 Beschäftigte wollte der Ökostromanbieter Extraenergie in einem Servicecenter in Bochum schaffen. Ein gutes halbes Jahr nach dem Start ist das Neusser Unternehmen aber wieder weg. Der ehemalige Vertragspartner Sellgate bleibt in Riemke und setzt nun auf Unitymedia.
Nach gut einem halben Jahr ist das Engagement des Online-Stromanbieters Extraenergie in Bochum bereits vorbei.
Bis zu 500 Arbeitsplätze hatte das Neusser Unternehmen, das mit mehr als einer Million Privatkunden laut einer Umfrage der Fachzeitung Energie & Management mittlerweile der größte deutsche Ökostromanbieter ist, in der Stadt schaffen wollen und dazu ein Callcenter in einem Gebäude der Thelen-Gruppe in Riemke aufbauen lassen. Nach der Planinsolvenz des Vertragspartners Sellgate, der das Callcenter aufbauen und betreiben sollte, haben sich die Wege der beiden Unternehmen jedoch getrennt.
Sellgate ist weiterhin Mieter in dem früheren Nokia-Gebäude und hat in Unitymedia einen neuen Kunden gewonnen. Zur Zeit laufen bereits Schulungen der Mitarbeiter. Indes könnte die Verbindung nur von kurzer Dauer sein. „Wir wurden angefragt, ob für uns eine kurzfristige Auftragsvergabe an einen örtlichen Nachbarn in Bochum in Frage käme“, so Unitymedia-Sprecher Helge Buchheister. „Wir haben unterstützend 60 Vollzeit-Mitarbeiter angefordert und helfen Sellgate so, den Zeitraum bis zu einer Aufnahme der Tätigkeit für andere Auftraggeber zu überbrücken. Die Bindung ist also temporär“, so Buchheister.
Pilotprojekt mit einem anderen Servicepartner
Extraenergie hatte, so Geschäftsführer Samuel Schmidt gegenüber der WAZ, eigentlich die Absicht, in Bochum zu bleiben – „mit oder ohne Sellgate“, wie es früher hieß. Nun aber sei das Thema – zumindest vorerst – beendet worden. Zur Zeit gebe es ein Pilotprojekt mit einem anderen Servicepartner. Sollte es zu Kapazitätsausweitungen kommen, könnte Bochum wieder ein möglicher Standort werden.
Sellgate wiederum sieht sich trotz der neuen Perspektive, über die die Mitarbeiter Mitte Juni informiert wurden, Anschuldigungen zu Vorgängen aus der Vergangenheit ausgesetzt. So wird demnächst vor dem Arbeitsgericht Bochum über die Klage gegen die Kündigung einer früheren Mitarbeiterin verhandelt. Eine Gruppe von ehemaligen Beschäftigten habe, so die frühere Teamleiterin Melanie Samson, über ihren Anwalt außerdem eine Eingabe bei der Bundesdatenschutzbehörde gemacht. Dabei geht es um den Vorwurf, bei Sellgate seien private Gespräche abgehört worden.