Grumme. Das Team des Stadtteilladens in Bochum-Grumme hat seine Angebote umgestellt. Neu dazu gehört jetzt Mechthild Endemann. Einkaufen für Senioren.
„Das war ein unerwarteter Einstieg in mein neues Berufsleben. Das hatte ich mir so nicht vorgestellt“, erklärt Sozialarbeiterin Mechthild „Melli“ Endemann. Am Montag, 16. März, trat sie ihre neue Aufgabe im Grummer Stadtteilladen an, zeitgleich mit Beginn des Kontaktverbots.
Keines der üblichen Angebote wie Frühstücks- und Mittagstisch, Internationales Begegnungscafé oder Eltern-Kind-Café, fanden mehr statt. Schließlich gilt auch für das soziale Partnerangebot des Vereins „Leben im Stadtteil“ und des Bezirks „Johanneskirche“, Evangelische Gemeinde Bochum, das stadt- und landesweite Versammlungsverbot aufgrund der Corona-Pandemie.
Telefonischer Bürgerkontakt
„Wir trafen uns stattdessen im Mitarbeiterkreis und beratschlagten, welche Angebote unsere Begegnungsstätte im Sozialraum trotz der Situation anbieten kann“, erinnert sich Endemann, die nun im Team von Einrichtungsleiterin Silke Neufeld mitwirkt. Das heißt seit Mitte März zwar „Gemeinsam auf Abstand“. Die Nachbarschaftshilfe geht gleichwohl weiter.
So gibt es einen telefonischen Dienst des Stadtteilladens Grumme, der unter der Woche mit dem Motto „Wir sind trotzdem für Sie erreichbar!“ Bürgerkontakt hält. „Das nutzen wir auch, um unsere ständigen Besucher sowie Ehrenamtlichen zu erreichen“, betont die 56-Jährige.
Grummer telefonisch kennengelernt
Da kommen dann schnell bis zu 20 Anrufe pro Vormittag für die neue Mitarbeiterin zusammen, die nun viele Grummer inzwischen telefonisch kennt. Sie wechselt sich dabei mit Rainer Koch vom Patenschaftsprojekt „Zu Hause alt werden“ ab.
Eine Zusammenarbeit im Gemeindebezirk gibt es auch. Rosemarie Heyer von der Frauenhilfe startete mit dem Stadtteilladen eine Hauswurfaktion. Die Angebote landeten in den Briefkästen der Frauen. Im Mittelpunkt stehen hier Texte und Lieder gegen die Einsamkeit zu Hause. Die Reaktionen auf beide Angebote waren gut. Die Senioren freuten sich über die Abwechslung im Alltag.
Viele Senioren lehnen Hilfe ab
Bei der Frage nach Hilfen waren die meisten jedoch zurückhaltend. „Derzeit nicht nötig. Ich kann mich gut selbst beschäftigen, die Kinder schauen vorbei und allein vor die Tür gehen klappt auch“, erhielt Endemann zumeist als Antwort. „Wir unterhalten uns jetzt über die Straße“, versicherten andere.
Einen Einkaufsdienst gibt es inzwischen gleichwohl. „Ein Jugendlicher übernimmt Besorgungen für zwei Seniorinnen“, berichtet Rainer Koch. Die Nachfrage ist bisher allerdings deutlich geringer, als ehrenamtliche Helfer für dieses Angebot zur Verfügung stünden.
Gespräche durch das Fenster
Manch einer stand auch vor der Tür und las die Aushänge. „Über das auf Kipp geöffnete Fenster kamen wir ins Gespräch. Wir haben uns dann auf einen Kaffee verabredet für die Zeit, wenn wir wieder geöffnet sind und uns zugewunken“, erzählt die Diplom-Sozialarbeiterin.
Die Neuorganisation beim Stadtteiltreff beschäftigt Endemann damit sehr. Aber warum ist die Sozialarbeiterin, die zuvor lange Jahre im Krankenhaus beschäftigt war, nun hier? „Bei meiner ehemaligen Arbeit stellte ich fest, dass viele Senioren zu Hause unversorgt sind. Hier habe ich die Möglichkeit, das selbst zu verändern“, erklärt Mechthild Endemann.