Bochum. Als tragischer Held ist Linus Ebner ab Samstag in Büchners Lenz im Theater Rottstraße 5 zu sehen. Das Stück ist auch für Schulklassen interessant.
Mehr als 170 Jahre ist es her, seit Georg Büchner seinen berühmten Prosatext von den Leiden des jungen Lenz schrieb. Das schmale Reclam-Heftchen diente seither Generationen von Schülern als Stoff für die nächste Deutscharbeit. Da macht auch der Schauspieler Linus Ebner keine Ausnahme: Mit 16 Jahren begegnete ihm der Text zum ersten Mal. „Damals habe ich gedacht, mit Lenz sei der Frühling gemeint“, schmunzelt er.
Auch später als Schauspielstudent an der Folkwang-Uni ist Linus Ebner mit dem Lenz in Berührung gekommen – und zwar auf denkbar virtuose Weise: „Da haben wir versucht, den Lenz zusammen mit ‘Warten auf Godot’ und ‘Romeo und Julia’ in einen Topf zu werfen“, sagt er. „Alle drei Stücke in zehn Minuten!“
Zuflucht in ein Sanatorium
Im dritten Anlauf stellt sich Linus Ebner dem Büchner-Stoff nun direkt. Den Prosatext hat er für die Bühne fit gemacht und bringt das Stück als Soloperformance in Eigenregie auf die Bühne an der Rottstraße 5. Die Arbeit daran sei nicht die einfachste gewesen, sagt Linus Ebner. „Ich bin bei den Proben mal Schauspieler, mal Regisseur“, erzählt er. „Die meisten Szenen entstanden direkt beim Spielen, andere auch bei mir daheim am Schreibtisch.“
Linus Ebner spielt also den zerrissenen Lenz ebenso wie die Figuren um ihn herum. Bekanntlich sucht der sinnverwirrte Schriftsteller Lenz – gepackt von heftigen Angstattacken – Zuflucht in einem Sanatorium, das in einem verschneiten Bergdorf liegt.
Auch Aufführungen in einer Schulaula sind möglich
Auch in der Kunst und in der Literatur sucht Lenz nach Halt: Shakespeare, Goethe oder die Bibel sollen dabei helfen. Doch ganz abschütteln kann er die Angst und Panik vor dem eigenen Dasein nie. „Die Angst ist mindestens genauso intelligent wie er“, meint Ebner. „Sie findet immer neue Wege.“
Bei der Beschäftigung mit dem Text habe sich Ebner irgendwann auch mit der eigenen Angst auseinander gesetzt. „Wenn man jung ist, dann kennt man keine Angst oder man verwechselt sie mit Schiss vor der nächsten Klassenarbeit“, sagt er. „Aber was Angst wirklich bedeutet, das findet man erst später im Leben heraus.“
Mit seinem „Lenz“ reiht sich der Schauspieler ein in eine Reihe von literarischen Werken, die bereits ihren Weg auf die Bühne der Rottstraße fanden: etwa Werther oder Silvia Plath. Linus Ebner hofft, den „Lenz“ nach der Premiere weiter zu spielen – gerne auch für Schulklassen. Ob im Theater oder in einer Aula. „Das wäre mir ein großes Anliegen“, sagt er.
Premiere am Samstag, 16. Mai, 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen im Juni. Karten (13, erm. 7 Euro) unter: karten@rottstr5-theater.de