Bochum. Off-Bühne zeigt eindringliche Inszenierung von Martin McDonaghs „Der Kissenmann“.

Das Theater Rottstraße 5 ist bekannt für eine Theaterarbeit, die oft genug herausfordernd fürs Publikum ist. Jüngstes Beispiel in einer ganzen Reihe von packenden Inszenierungen ist „Der Kissenmann“, ein beklemmendes Kammerspiel von großer Eindringlichkeit, das am Donnerstag wieder zu sehen war.

Die Ausgangslage scheint wie einem Roman von Franz Kafka entnommen. Es geht um den Schriftsteller Katurian K. Katurian hat Angst. Er ist festgenommen worden. Den Grund dafür kennt er nicht. Zwei Polizisten nehmen ihn in die Mangel, und sie haben keine Skrupel, ihn solange zu foltern, bis er gesteht. Aber was soll er gestehen? Nach und nach entwickeln sich die Hintergründe.

Die beiden Polizisten halten dem Schriftsteller seine Geschichten vor, in denen regelmäßig Kinder misshandelt und zum Teil auf grausame Art umgebracht werden. Später stellt sich heraus, dass einige Morde genau nach dem Muster seiner Geschichten begangen wurden. Immer mehr erfährt der Zuschauer über die Kindheitserlebnisse Katurians und seines Bruders, aber auch über die der beiden Polizeibeamten.

Kein Entkommen möglich

„Der Kissenmann“, vorgelegt 2003, stammt von dem irischen Dramatiker Martin McDonagh, der 2006 mit seinem Film „Brügge sehen…und sterben?“ aufhorchen ließ. Das mehrfach preisgekrönte Drama ist ein well-made play und ganz Schauspielertheater. So vertraut die u.a. durch ihre Arbeit am Schauspielhaus („Jimi Bowatski hat kein Schamgefühl“) bekannte Regisseurin Christina Pfrötschner denn auch auf die Darstellungskraft ihrer vier Akteure und erarbeitet die Figuren und den Text mit größter Sorgfalt.

Heraus gekommen ist ein dichter, in gutem Sinne kaum ertragbarer Abend, aus dem es kein Entkommen gibt. Maximilian Strestik spielt den sympathischen Katurian. Leise aufbegehrend gegen die Willkür der Staatsmacht, lotet er in einer schauspielerischen Meisterleistung behutsam den zutiefst traumatisierten Charakter aus.

Tiefe Glaubwürdigkeit

Paul Behren als „good cop“ verleiht seiner Figur tiefe Glaubwürdigkeit. Jost Grix als sadistischer Gegenpart mäandert dazu sardonisch grinsend und leicht irr durch den Raum. Eine Entdeckung ist Jakob Schmidt als Katurians kleiner Bruder Michal.

Ein konzentrierter Abend voller Geschichten, verstörend schön.

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Von Jürgen Boebers-Süßmann