Bochum. Die Behörde zeigt Jugendlichen, dass der Job mehr Abwechslung bieten kann als gedacht: vom Studium im Schloss bis zum Dönerfleisch-Wiegen.

Finanzwirt, das ist wohl einer der unbeliebtesten Berufe. Das merken die Finanzämter auch an den Bewerber-Zahlen für Ausbildung und Studium: „Wir haben nicht genügend qualifizierte Interessenten“, so Philipp Rohde vom Finanzamt Bochum-Süd. Um zu zeigen, dass Finanzwirte auch nur Menschen sind und der Beruf weit mehr zu bieten hat als dröge Zahlen, hat das Finanzamt an der Königsallee am Freitag einen Infotag für Schüler veranstaltet - mit Erfolg.

„Ich wusste damals auch nicht, wohin mit mir“, erzählt Philipp Rohde. Durch Zufall sei er bei einem Infostand auf das Finanzamt aufmerksam geworden. Das habe ihm die Augen geöffnet. Mittlerweile ist er seit 20 Jahren im Dienst und bereut seine Entscheidung nach eigener Aussage keinen Tag.

Viele wissen nichts von Ausbildung

An diesem Wendepunkt wie Rohde vor 20 Jahren stehen viele Jugendliche. Dass sie beim Finanzamt eine Ausbildung und sogar ein duales Studium machen können, wissen viele gar nicht. Dass das Studium in der Fachhochschule für Finanzen Nordrhein-Westfalen in Schloss Nordkirchen stattfindet, und die Studierenden dort sogar wohnen, wissen noch weit weniger.

Doch auch nach dem Studium wird der Finanzwirt keine bloße Rechenmaschine: „Hinter jedem Fall steckt eine Geschichte“, weiß Philipp Rohde. Er als Betriebsprüfer geht tatsächlich zu den Unternehmen, wo er zum Beispiel inkognito auch mal einen Döner kauft, um anschließend dessen Menge Fleisch zu wiegen.

Büros voller Anekdoten

Die Menschen hinter den Steuer-Berufen sind immer noch eins - eben Menschen. Auch das versuchen die Beamten den Jugendlichen am Freitag immer wieder zu zeigen. Dabei kommt die eine oder andere Anekdote heraus. Birgit Reith bewahrt sich beispielsweise schwarze und gelbe Heftklammern für Unterlagen auf, die sie an Kollegen und BVB-Fan Kevin Hartmann weiterleitet. Außerdem ist genau ein Hund im Finanzamt Bochum-Süd zugelassen, nämlich Blindenhund Brandy. Selbst Nachteile des Jobs lassen die Finanzwirte nicht aus. Beispielsweise der große Druck um den 31. Mai, wenn die (meisten) Steuererklärungen abgegeben werden müssen.

Die Schüler sind begeistert. Theresa Schlott war erst eher skeptisch: „Aber ich wusste gar nicht, dass es so viele Bereiche gibt. Die Steuerfahndung ist wirklich interessant.“ Die 15-jährige Luisa Köhler ist sogar überzeugt: „Wenn ich die Qualifikation fürs Abitur habe, bewerbe ich mich auf jeden Fall.“

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