Bochum.. Zum ersten Mal hat ein Auto allein angetrieben durch Sonnenenergie die Welt umrundet. Gebaut wurde das Auto von Studenten der Hochschule Bochum. Am kommenden Donnerstag ist das Ziel erreicht und die Weltumrundung, die in Australien begann und über Nordamerika, Europa und Asien immer gen Westen führte, im australischen Adelaide erfolgreich beendet.
Es war ein weltumspannendes Projekt. Erstmals hat ein ausschließlich mit Sonnenenergie betriebenes Solarauto die Welt umrundet. Und der Solarworld GT, so sein offizieller Name, ist ein waschechter Bochumer. Studenten der Bochumer Hochschule haben mit dem ehrgeizigen Projekt vor zweieinhalb Jahren begonnen. Nach langen technischen und persönlichen Vorbereitungen ging es mit dem selbstgebauten Solarauto im Oktober 2011 auf Weltreise. Am kommenden Donnerstag ist das Ziel erreicht und die Weltumrundung, die in Australien begann und über Nordamerika, Europa und Asien immer gen Westen führte, im australischen Adelaide erfolgreich beendet.
Beeindruckende Zahlen hat diese Weltreise vorzuweisen. 14 Monate lang war das Solarauto unterwegs, hat dabei vier Kontinente durchfahren, zweimal den Äquator überquert und insgesamt über 30 000 Kilometer zurückgelegt. Zahlen, die nun auch als offizieller Weltrekord Eingang in das „Guinnessbuch der Rekorde“ finden werden.
Dabei fing das Projekt einst ganz klein in Bochum an. Austauschstudenten der Hochschule hatten die Idee für ein Solarauto vor knapp zehn Jahren von der South Bank University in London mitgenommen und entwickelten einen ersten Prototyp.
„Seither haben wir eine Art Generationenvertrag zwischen den Studentenjahrgängen“, erzählt Tim Skerra, studentischer Leiter des Projekts Weltumrundung, „in einem Zyklus von zwei bis drei Jahren entwickeln wir immer ein neues Solarmobil und geben so unser Wissen an die folgenden Studentenjahrgänge weiter, die dann ihr eigenes Solarmobil entwickeln.“
Viele Geschichten und Begegnungen
So stellt der aktuelle Solarworld GT bereits die vierte Solarmobilgeneration der Hochschule dar. Eine Entwicklung, die von den ultraflachen Solarautos hin zu einem verkehrstauglichen Zweisitzer mit Türen führte.
„Mit einem für den Verkehr zugelassenen Solarwagen lässt sich die Welt ganz einfach leichter umrunden und soll zeigen, dass Solartechnik Anwendung in den Autos der Zukunft finden kann“, erklärt Bochums Hochschulsprecher Stefan Spychalski, der das gesamte Solarwagenprojekt seit Jahren begleitet.
Spannend sind auch die vielen Geschichten und Begegnungen, die die Studenten von ihrer Weltumrundung mit nach Bochum gebracht haben. „Die Gastfreundschaft der Menschen in Australien, den USA oder Russland war beeindruckend“, erzählt Tim Skerra, „wir werden in unserem Leben wohl nie mehr so viele winkende Hände sehen wie auf dieser Tour.“ In Florida übernachteten die Bochumer in der Südstaaten-Villa eines begeisterten Amerikaners. In der Wüste von New Mexico wurde das Solarauto nicht von brütender Hitze, sondern von heftigem Schneetreiben überrascht. Und in Monaco befuhren die Studenten die berühmte Formel 1– Strecke. Unter den wachsamen Augen von Fürst Albert, der das Team gleich zu sich einlud und sich den Solarwagen erklären ließ.
Robustes Fahrzeug
„Erstaunt hat uns die Robustheit des Wagens“, resümiert Stefan Spychalski. „Der Solarworld GT hat den Stadtverkehr von Neapel und Rom überstanden und auch mit kleineren Schäden die größten Schlaglöcher in Sibirien. Tatsächlich hatten wir mehr Probleme mit unseren benzinbetriebenen Begleitfahrzeugen. Selbst unser Geländewagen hatte einen gebrochenen Stoßdämpfer!“
Die Genugtuung über den geglückten Rekord ist den Studenten nach den Strapazen der letzten Monate deutlich anzumerken. Viele haben für die Weltreise ihr Studium unterbrochen oder Abschlussarbeiten vor sich hergeschoben. Ohnehin wird in Bochum bereits an der fünften Generation Solarfahrzeug getüftelt. Mit einem neuen Team Studenten, die sich nun reichlich Tipps und Anregungen bei den Weltumrundern holen können.
„Das neue Solarfahrzeug soll in der von uns initiierten Cruiserklasse für alltagstaugliche SolarCars starten. Das heißt als Drei-Türer, mit Kofferraum und wieder einer echten Straßenzulassung“, erzählt Stefan Spychalski. Die Richtung weist in Zukunft klar auf Alltagstauglichkeit. Doch kann ein normales Auto nur mit Energie der Sonne angetrieben werden? „Das wird es, so schade es ist, wohl nicht geben. Ein normales Auto mit rund drei Quadratmetern Solarzellen erzeugt rund 600 Watt Leistung. Damit wird man ein Auto mitsamt Insassen kaum bewegen können. Aber die Solartechnik kann in Zukunft ergänzend genutzt werden und die Umweltbelastung senken.“