Bochum. Mit Skepsis und Sorgen betrachten Polizei und Politiker die Gründung einer „Bürgerwehr“ in Wattenscheid. SPD vermutet, dass die NPD dahinter steckt.
In Wattenscheid soll sich eine sogenannte Bürgerwehr formiert haben. „Sie kommt aus dem Bereich der NPD“, sagt der SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel auf Anfrage dieser Redaktion. Die Polizei bestätigt bislang zwei „Begehungen“ und äußert „große Sorge und Skepsis“. Die Aktivisten selbst treten öffentlich nicht in Erscheinung.
22 Frauen und Männer, 21 Köpfe mit schwarzen Balken unkenntlich gemacht: So zeigt sich die „Bürgerwehr Bochum-Wattenscheid“ auf einem von der NPD verbreiteten Foto, das am Ehrenmal in Wattenscheid aufgenommen wurde. Erkennbar ist allein NPD-Ratsherr Claus Cremer (37), der in einer Pressemitteilung zwar erklärt, dass „auch Mitglieder der NPD aktiv sind“. „Wir haben die Bürgerwehr aber nur unterstützt, nicht initiiert. Das sind ganz normale Durchschnittsbürger“, so Cremer. Dem widerspricht Serdar Yüksel (42). „Die NPD umgibt sich mit einem neuen Mantel, um Aktivisten zu gewinnen. Das hat nichts mit bürgerlichem Engagement zu tun. Dahinter stehen mehrheitlich bekennende Rechtsradikale. Wir dulden das nicht!“
Parteien protestieren
Wie es heißt, soll es aktuell auch im Raum Langendreer/Werne Bestrebungen geben, eine Bürgerwehr zu gründen. Wegen der politischen Dimension hat das Polizeipräsidium den Staatsschutz eingeschaltet. Der Polizei sind zwei Zusammenkünfte in Wattenscheid bekannt: vor einer Woche am Ehrenmal und am letzten Mittwoch, als eine Hand voll Mitglieder mittags durch die Wattenscheider City „patrouillierte”. Polizeisprecher Axel Pütter: „Wir haben allergrößte Skepsis. Es ist unsere Aufgabe, die öffentliche Ordnung sicherzustellen.“
Die Facebook-Seite der „Bürgerwehr Bochum-Wattenscheid“ mit zuletzt über 500 Mitgliedern wurde vor wenigen Tagen aus dem Netz genommen. Laut NPD war es zu „Drohungen von Linken“ gekommen. Derweil protestieren immer mehr Parteien und Verbände scharf gegen die „Bürgerwehren“: neben der SPD u.a. die Grüne Jugend und die Medizinische Flüchtlingshilfe. Die Soziale Liste hat eine Anfrage an den Rat gestellt und verlangt von den Behörden umfassende Aufklärung.
Der mehrfache Versuch der WAZ, in dieser Woche direkt mit Mitgliedern der „Bürgerwehr“ in Kontakt zu treten, blieb bis Freitagabend erfolglos.