Bochum.. Sechs Wochen lang arbeitet der angehende Architekt Diaa Nammoura bei den Zentralen Diensten der Stadt. Danach strebt er ein Masterstudium an.
Vor etwas mehr als einem Jahr floh Diaa Nammoura zusammen mit seiner Familie aus Syrien nach Deutschland. In Bochum hat der 25-Jährige viel mehr als nur Zuflucht gefunden: ein neues Zuhause und Arbeit.
Am Montag hat der angehende Architekt ein sechswöchiges Praktikum bei den Zentralen Diensten der Stadt begonnen. Hier wird er vorwiegend in der Planungsabteilung eingesetzt – unter anderem wird er während seines Einsatzes auch Bauanträge für Flüchtlingsunterkünfte bearbeiten.
Die Familie des Syrers fasste bereits vor vier Jahren den Entschluss aus ihrer Heimat zu fliehen, nachdem die Firma seines Vaters im Damaskus im Bürgerkrieg zerstört wurde. Einen Monat lang dauerte es, um bis nach München zu kommen, einen weiteren von dort bis ins Ruhrgebiet. Direkt nach seiner Ankunft in Deutschland besuchte Diaa Nammoura so schnell es ging privat einen Sprachkurs an der Ruhr-Universität: „Ich glaube, die Sprache ist der Schlüssel des Lebens“, sagt er.
Abgeschlossenes Studium
Sein Architekturstudium hatte er noch in seiner Heimat abgeschlossen: „Sonst hätte ich ein bis zwei Jahre verloren.“ Sein Abschluss ist vergleichbar mit dem europäischen Bachelor of Arts. Nach dem letzten von fünf Sprachkursen strebt er ein Masterstudium im Fach Architektur an.
Als Andreas Groß-Holz, Leider des Technischen Gebäudemanagements bei den Zentralen Diensten, die Anfrage für ein Praktikum bekam, sagte er sofort zu. Doch bevor Diaa Nammoura seine Stelle antreten konnte, mussten zuerst noch einige Hürden beim Personalamt und dem Jobcenter genommen werden.
Möglichst wenige Integrationshindernisse
Für Michael Townsend, als Stadtdirektor zuständig für die Koordination der Flüchtlingsarbeit, ist es wichtig, Menschen wie Diaa Nammoura möglichst wenige Integrationshindernisse in den Weg zu stellen. „Zuerst brauchen die Menschen Essen und ein Dach über dem Kopf. Aber wir müssen sofort mehrere Schritte weiter denken.“ Auch er sieht Sprache als Schlüsselqualifikation an, weshalb die Stadt demnächst zusammen mit der VHS verstärkt Sprachkurse anbieten will.
Diaa Nammoura hat Glück. Er kann seinen erlernten Beruf ausüben und auch die Stadt, in der er lebt, gefällt ihm: „Wenn ich Leute in anderen Städten besuche, möchte ich immer schnell zurück nach Bochum. Für mich ist es gut.“ Für sich und seine Familie sucht er eine gute Zukunft – in Deutschland. Vor einem Monat hat er sich mit seiner Freundin verlobt, die ebenfalls ein Masterstudium anstrebt. Seit ein paar Tagen hat er eine eigene Wohnung an der Hattinger Straße.