Bochum. Bett & Bike als Erfolgsmodell. Bislang bilden aber weiterhin Starlight-Gäste den größten Kundenkreis. Voraussetzungen reichen von der abschließbaren Fahrradgarage bis zum kohlehydratreichen Frühstück.

Nicht nur Fußball und Kultur ziehen Touristen in die Stadt. Dass der Ruhrtalradweg bei Radfahrern in ganz Deutschland beliebt ist, weiß Erika Fortmann-Wiesmann. Seit 1999 betreibt die 55-Jährige gemeinsam mit ihrem Mann das Hotel Fortmann Wiesmann an der Castroper Straße. Seit Ende vergangenen Jahres ist der Gastbetrieb als Bett & Bike-Betrieb zertifiziert. Bett & Bike ist die Qualitätsauszeichnung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC), die eine Herberge als besonders radfahrerfreundlich kennzeichnet.

Die Kriterien, die ein Betrieb erfüllen muss, um die Auszeichnung zu erhalten, sind strikt: Eine abschließbare Fahrradgarage muss vorhanden sein, ebenso ein Trockenraum und ausreichend Werkzeug, damit die Reisenden ihren Drahtesel instand halten können. Die Adressen der nächsten Fahrradfachgeschäfte samt Werkstatt müssen für die Gäste ausliegen und Reisende müssen auch nur für eine Nacht willkommen sein. Wichtig ist zudem: Das Frühstücksbuffet muss reichhaltig und für Radfahrer idealerweise kohlehydratlastig sein, um die Energiereserven für den Tag aufzufüllen.

Seit 120 Jahren in Familienbesitz

Das Gebäude des heutigen Hotels befindet sich bereits seit 120 Jahren in Familienbesitz, einst beherbergte es eine Konditorei, später dann eine Kneipe. Vor 16 Jahren beschloss die Familie, gemeinsam den Hotelbetrieb an der Castroper Straße aufzunehmen. Rund 2200 Gäste hatte das Hotel im vergangenen Jahr auf zehn Monate verteilt. Den Rest des Jahres nutzte die Familie für Betriebsferien und Renovierungsarbeiten. Ein altes Haus will/muss gepflegt werden, speziell in den Brandschutz haben die Besitzer einiges investiert.

Dass man sich nun vermehrt dem Klientel auf zwei Rädern zuwendet, hat für die Geschäftsfrau Erika Fortmann-Wiesmann in erster Linie wirtschaftliche Gründe: „Nach 27 Jahren Starlight Express will ich mich auf dieses Standbein einfach nicht mehr verlassen“, sagt sie. Momentan sei das Event zwar ihre Haupteinnahmequelle: „Von Starlight Express profitiert die ganze Stadt, das ist das größte Zugpferd in Bochum.“ Doch es ist Erika Fortmann-Wiesmann viel zu riskant, sich dieser Einnahmequelle zu sicher zu sein.

Acht Bett & Bike-Betriebe im gesamten Stadtgebiet

Vorbei sind leider auch die Zeiten, in denen der VfL als Erstligist Scharen von Übernachtungsgästen in die Stadt zog. „Aus Hamburg kommen immer ein paar Stammgäste, wenn ihr Verein hier ein Gastspiel hat“, sagt die gelernte Sozialpädagogin. Doch seit der Kulturhauptstadt im Jahr 2010 ist die Zahl der Radfahrer-Gäste wesentlich gestiegen.

Das Hotel Fortmann Wiesmann ist einer von mittlerweile bereits acht Bett & Bike-Betrieben in der Stadt; in ganz Nordrhein-Westfalen sind es schon über 700, bundesweit sogar 5500 fahrradfreundliche Hotels, Pensionen, Jugendherbergen und Campingplätze. 1995 entstand die Idee, 1997 folgte das Logo.

Verzeichnis im Internet

Das Verzeichnis aller Bett & Bike-Betriebe kann über die Webseite des ADFC (www.bettundbike.de) bestellt werden, oder aber man sucht sich die passende Unterkunft in der gewünschten Stadt per Webformular. Mit nur wenigen Klicks lässt sich nach der Abfahrt dann auch der Betrieb auf der Bett & Bike-Homepage bewerten. Erika Fortmann-Wiesmann hofft, dass ihre Gäste wiederkommen. Ob mit Rad, Zug oder Auto ihr ist egal.

Nach Angaben des ADFC haben allein im vergangenen Jahr etwa vier Millionen Deutsche eine Reise mit dem Fahrrad unternommen. Die ADFC-Zertifizierungen gibt es im Übrigen nicht nur für Hotels, die Radtouristen als Gäste aufnehmen, sondern außerdem noch für besonders sportliche fahrradfreundliche Gastbetriebe und für fahrradfreundliche Gastronomiebetriebe. Für Radfahrer mit besonders starkem Fernweh gibt es auf der Bett & Bike-Homepage auch Hilfestellungen für die Suche nach einer fahrradfreundlichen Unterkunft im Ausland.