Bochum/Witten.. Vor 60 Jahren begann die NRW-Polizei mit der Radar-Messung. Das ist bis heute Standard. Jahrzehntelang wurde aber auch mit der Stoppuhr gemessen.


Diese polizeiliche Mess-Methode von damals mutet heute steinzeitlich an: Mit klassischen Stoppuhren in der Hand kontrollierten die Beamten, ob ein Kraftfahrer zu schnell fährt. Hauptkommissar Hans-Georg Henze, seit fast 40 Jahren Polizist, war selbst daran beteiligt. Er hat einen guten Anlass, sich daran zu erinnern: Heute vor 60 Jahren begann die NRW-Polizei mit der Radarmessung.

Da gab es vor wenigen Jahren den Beifahrer eines 3er-BMW, der an der Stensstraße in Weitmar einer Polizeikontrolle seinen nackten Po aus dem Fenster entgegenstreckte. „Schneeweiß war der!“, erinnert sich ein Kollege von Henze. Der BMW drehte um und fuhr erneut an der mobilen Messstation vorbei: diesmal mit „Stinkefinger“. Die Polizei schnappte den Provokateur. Er bekam eine Geldstrafe. Wegen Beleidigung.

Raser wollte Polizei verhöhnen - das ging schief

Die Chausseestraße in Höntrop 1924, heute Wattenscheider Hellweg.
Die Chausseestraße in Höntrop 1924, heute Wattenscheider Hellweg. © Stadt Bochum | Unbekannt

Dann war da vor knapp 30 Jahren der Mopedfahrer auf der Ardeystraße in Witten. Mit 102 km/h wurde er geblitzt und angehalten. Erlaubt waren 50. Wenig später wollte er die Polizisten verhöhnen und austricksen. Mit 107 „Sachen“ fuhr er in der Gegenrichtung an den Polizisten vorbei. Henze: „Da dachte er, er wäre besonders schlau. Er hatte aber nicht bedacht, dass die Kollegen die Fahrtrichtung gewechselt hatten.“ So wurde er gleich zweimal geblitzt.




Da gab es 2012 den Bochumer Temposünder (34), der sich zehn Minuten vor Beginn eines „Blitzmarathons“ (ab 6 Uhr) darüber beklagte, überhaupt geblitzt worden zu sein. „Is’ doch noch keine 6!“

Apropos Blitzmarathon: Ein Bochumer Autofahrer (78) fuhr bei dieser Messaktion im Jahr 2016 gleich zweimal über Rot, nur weil er zu sehr auf seinen Tacho fixiert war, um nicht zu schnell zu sein. „Was soll ich sagen: Ich habe mich blöde verhalten“, sagte er später.

WAZ sucht lustige Blitzer-Fotos

Doch zurück zu den Stoppuhren, zum „Funkstopp-Messverfahren“, das bis in die 90er Jahre – parallel zu den Radarmessungen – praktiziert wurde. Beteiligt waren mindestens drei Beamte an verschiedenen Stellen einer Messstrecke, alle über Funk miteinander verbunden. Nach gleichzeitigem Herunterzählen von 3 auf 1 drückten sie im selben Moment auf die Stoppuhr. „Wenn es nachher keine Abweichung von mehr als einer Sekunde gab, wurde der Autofahrer zur Kasse gebeten“, erläutert Henze. Das Tempo wurde über eine Weg-Zeit-Berechnung ermittelt. Heute werden Temposünder in Bochum nur noch per mobilem Laser und mobiler Kamera erwischt.

Einer der schnellsten Raser dürfte wohl ein Audi-Fahrer (25) sein, der 2012 mit 171 km/h über die Kosterstraße gebrettert war. Erlaubt waren 70. „Ich wollte mal sehen, was der Wagen so drauf hat.“



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