Bochum.. In Bochum gibt es eine Stadtführung, bei der es um starke Frauen aus dem 19. und 20. Jahrhundert geht. Unsere Volontärin ist mitgegangen.

Es waren Männer, die die Geschäfte führten, Politik machten und damit das Zepter in der Hand hielten. Die Geschichtsbücher sind voll mit ihren Geschichten – männliche Helden, aber was ist mit den Heldinnen dieser Stadt? Die muss es doch auch damals gegeben haben.

Ja, es gibt sie und sogar mehr Frauen als gedacht. Die Mitarbeiterinnen des Bochumer Frauenarchivs „ausZeiten“ haben es sich zur Aufgabe gemacht Materialien über und von Frauen zu sammeln. Von ihren vergangenen und gegenwärtigen Aktivitäten.

Und noch mehr: Sie haben sogar einen Frauenstadtrundgang entwickelt – die einzelnen Stationen in der Innenstadt stehen tatsächlich oder symbolisch für das Wirken einer starken Frau aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Das muss ich mir ansehen.

Mit Linda Unger, die seit zehn Jahren Interessierte wie mich durch die Stadt führt, treffe ich mich am Rathausplatz. Schnell merke ich, dass sie ihre Nase tief in Bücher gesteckt haben muss, denn Linda Unger weiß Spannendes über die Bochumerinnen von damals zu berichten. „Ich nenne die Frauen in dem Rundgang gerne Stehauf-Mädchen.“ Ein durchaus passender Begriff, wie ich später feststelle. Los geht es mit der Geschichte von Ottilie Schoenewald.

Fazit: „Danke, liebe Frauen, dass ihr so mutig wart“

Am ehemaligen Landgericht endet schließlich mein Stadtrundgang mit Linda Unger. In den vergangenen zwei Stunden habe ich viele Frauen kennengelernt, die sich trotz widrigster Umstände an die Spitze gekämpft, großes soziales Engagement gezeigt haben. Von den damaligen Gesetzen ließen sie sich nicht unterbuttern. Diese Frauen haben den herrschenden Männern gezeigt, dass auch Frauen gute Juristen, Pastoren und Politiker sein können. Dafür brauchten sie damals gewiss Durchhaltevermögen und Willenskraft. Und daher: Dankeschön. Danke, dass ihr für uns Frauen um Gleichberechtigung gekämpft habt.

Auch wenn vor mehr als 60 Jahren, am 3. Mai 1957, der Deutsche Bundestag das Gleichberechtigungsgesetz - Artikel 3, Absatz 2 im Grundgesetz - beschloss, stoßen so manche Frauen immer noch auf der Karriereleiter gegen eine gläserne Decke. Umso wichtiger ist es, diese Probleme immer wieder zu thematisieren, den Finger in die Wunde zu legen und politische Lösungen zu fordern. Denn Ziel ist es, Gleichstellung von Mann und Frau zu erreichen, damit es auch endlich Frauen in die Geschichtsbücher schaffen.

Info: Nächster Frauenstadtrundgang wieder im März

Die Teilnahme am Rundgang mit Stadtführerin Linda Unger kostet 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Treffpunkt ist die Glocke auf dem Rathausplatz.

Neue Termine: Sonntag, 17. März, 14-16.30 Uhr; Sonntag, 19. Mai, 14-16.30 Uhr.

Anmeldung zum rund zweistündigen Stadtrundgang unter info@auszeiten-frauenarchiv.de.

Im Frühjahr 2017 erschien der erste Bochumer Frauenstadtplan, ein Kooperationsprojekt der Gleichstellungsstelle der Stadt Bochum mit dem Frauenarchiv ausZeiten. Den Frauenstadtplan erhalten Teilnehmer beim Rundgang kostenlos.

Als PDF gibt es den Plan auch auf der Homepage des Archivs: www.auszeiten-frauenarchiv.de/projekte/frauenstadtplan-bochum

Hinweis: Für eine bessere Übersichtlichkeit wurden nicht alle Frauen, insgesamt sind es 15, erwähnt, die beim Stadtrundgang vorgestellt werden. Es fehlen: Else Baltz, Änne Kappius, Henriette Flügel, Imma von Stiepel, Frieda Nickel, Henriette Kortum.