Bochum. . Frauenarchiv „Auszeiten“ zeigt Dokumente aus einer nicht ganz fernen Zeit. Wie die Frauenbewegung für ihre Ziele stritt, beeindruckt bis heute.
In Zeiten von Facebook, Twitter & Co. hat die Bedeutung des Plakats als probates Mittel der Meinungsäußerung vielleicht etwas gelitten. Doch welch’ energische Kämpfe und welch’ formvollendeter Protest einst auf diese Weise öffentlich ausgetragen wurden, das zeigt eindrucksvoll eine Ausstellung, die im Zentrum für Stadtgeschichte (Stadtarchiv) auf Interesse stößt.
Dafür öffnet das Bochumer Frauenarchiv „Auszeiten“ seine umfangreiche Sammlung und stellt unter dem Titel „Frauen, Feste und Proteste“ eine Reihe öffentlicher Bekanntmachungen aus den 70er bis 90er Jahren aus. Also aus einer Zeit, als Plakate – oft in Eigenarbeit hergestellt und bei Nacht und Nebel geklebt – ihre Wirkung im Stadtbild nicht verfehlten. „Diese prächtigen, selbst gestalteten Plakate sprechen uns heute noch an“, sagt Ingrid Wölk, Leiterin des Stadtarchivs, zur Eröffnung der Ausstellung. Und: „Es sind alles Originale.“
Emanzipationsbewegung im Ruhrgebiet
Aus über 3000 Exemplaren in der Sammlung hat „Auszeiten“ 23 Plakate ausgewählt, die exemplarisch für die Emanzipationsbewegung seit den späten 60er Jahren im Ruhrgebiet stehen. Mal geht es ganz konkret um Forderungen wie die Abschaffung des Abtreibungs-Paragrafen 218 und gegen Ausbeutung und sexualisierte Gewalt. Mal wird für den Bau eines Bochumer Frauenhauses demonstriert, mal geht es auch einfach nur um den nächsten Frauenschwoof im Café.
Ausstellung ist bis 2. Dezember geöffnet
Die Ausstellung „Frauen, Feste und Proteste“ ist bis 2. Dezember im Zentrum für Stadtgeschichte (Wittener Straße 47) zu sehen. Eintritt frei.
Führungen durch die Ausstellung gibt es am 20. September (17 Uhr), 21. Oktober (16 Uhr) und 22. November (17 Uhr).
„Heute sind diese Plakate als museale Stücke gefragt“, sagt Rita Kronauer, Leiterin von „Auszeiten“. „Für uns waren sie das Medium, um unseren Forderungen Ausdruck zu verleihen.“ Von den „bürgerlichen Medien“ meistens ignoriert oder lächerlich gemacht, sei ihnen die Aufmerksamkeit auf diese Weise gewiss gewesen: „Plakate transportieren ein Lebensgefühl, und jedes ist eine Provokation.“
Die Ausstellung findet in Vorbereitung auf das Digitale Deutsche Frauenarchiv statt, das mit Hilfe des Bundes aufgebaut wird. Am 13. September soll es online gehen.