Bochum. An vielen Ecken im Netz lauern mittlerweile Betrüger, die Internetnutzer ausspionieren wollen. „Man kann von einer richtigen Schattenwirtschaft sprechen", sagt Ralf Benzmüller von der Bochumer Softwareschmiede „G Data", die sich auf die Entwicklung von Sicherheitssoftware spezialisiert hat.

Computer und Sicherheit scheinen zwei Begriffe zu sein, die nicht zueinander passen. Die Bochumer Software-Firma „G Data" vertiefte dieses Gefühl auf ihrem Händlertag 2009 im „Alten Stanzwerk" an der Obernbaakstraße. Neben der Bewerbung ihrer Sicherheitssoftware informierte Ralf Benzmüller, Leiter des „Data Security Labs" über Internetkriminalität und Entwicklungen bei der Schadsoftware.

Ralf Benzmüller (Head of G DATA Security Labs) referiert beim Händlertag bei G DATA im Bochumer Stanzwerk. Foto: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool
Ralf Benzmüller (Head of G DATA Security Labs) referiert beim Händlertag bei G DATA im Bochumer Stanzwerk. Foto: Karl Gatzmanga / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

„Man kann von einer richtigen Schattenwirtschaft sprechen", beginnt Benzmüller seinen Vortrag. Die Möglichkeiten im Internet illegal Geld zu machen, scheinen mindestens genauso vielfältig zu sein, wie die positiven Eigenschaften des Netzes. Vom Datenverkauf über Kreditkartenbetrug bis zu Erpressung ist alles möglich. „Das Ganze ist viel leichter, als man denkt", erklärt Benzmüller. Anfänger können sich in Tutorials schulen und so in die Onlinekriminalität einsteigen. „Optisch erinnern viele Seiten an legale Internetauftritte von Warenhäusern", beschreibt er und zeigt ein Beispiel. Angeboten werden ganze Datenbanken und Kreditkarteninformationen. Sogar die Plastikkarte kann man dazu bestellen.

Netz erleichtert auch Geldwäsche

Auch die Geldwäsche wird durch das weltweite Netz stark erleichtert. „Stutzig sollte man zum Beispiel werden, wenn einem bei einem E-Bay-Kauf viel zu viel Geld überwiesen wird", beschreibt Benzmüller eine gängige Praxis, „überweist man den Fehlbetrag zurück, hat man das Geld gewaschen".

Aber wie gelangen die Netzbetrüger an die Daten, die sie dann in Geld verwandeln. „Meistens beginnt der Datenklau mit einem Geschenk", holt Benzmüller aus, „der Benutzer erhält eine Nachricht, irgendetwas herunterzuladen". Das kann ein falsches Update sein, oft sind diese sogenannten Trojaner aber auch als Virenprogramme getarnt. Ist die Schadsoftware einmal installiert, kann der Computer ferngesteuert werden. Der Programmierer kann nun Daten speichern oder den infizierten Computer für andere illegale Aktivitäten nutzen. Er selbst bleibt dabei anonym.

Aber das Surfen im Internet ist noch gefährlicher geworden. „Inzwischen reicht es, eine bestimmte Internetseite zu besuchen und schon ist der Computer infiziert", berichtet Benzmüller. Vor drei Wochen hat „G Data" eine Untersuchung zu solchen Internetseiten gemacht, und die Serverbetreiber darüber informiert. „Interessant ist, dass rund 45 Prozent ihre Seiten nicht bearbeitet haben", meint Thorsten Urbanski, PR-Manager von „G Data". Fast jede zweite untersuchte Seite ist noch potenziell gefährlich.