Bochum. Arno Lohmann geht als Leiter der Ev. Stadtakademie in Rente. Der Stelen-Weg zur jüdischen Geschichte in Bochum bleibt mit seinem Namen verbunden.
Der Abschied fällt nicht leicht: Nach 13 Jahren tritt Pfarrer Arno Lohmann (65) in den Ruhestand. Schweren Herzens, wie er sagt: „Die Akademie- und Bildungsarbeit war mein Leben.“ Und das bereits, bevor er nach Bochum kam.
Sie stammen aus dem Siegerland, wie kamen Sie ins Ruhrgebiet?
Arno Lohmann: Ich hatte 18 Jahre die ev. Tagungsstätte Nordhelle im südwestfälischen Kirchenkreise Iserlohn und Lüdenscheid-Plettenberg geleitet. Als es dort zu Umstrukturierungen kam, musste ich mich beruflich umorientieren. 2007 kam der Anruf des Bochumer Superintendenten Sobiech, der mich als Leiter der Ev. Stadtakademie wollte. Ich habe zugesagt und nach einer Einarbeitungszeit am 18. August 2009 meine Stelle angetreten.
Was waren Ihre ersten Eindrücke vom Bochum und dem Ruhrpott?
Ich kannte hier nichts und niemanden. So habe ich mir sofort das Ziel gesetzt, täglich drei Institutionen vor Ort zu besuchen und kennenzulernen. Von der Kreishandwerkskammer über die Feuerwehr bis zu Kultureinrichtungen. Ich wollte alles kennenlernen, um meinem Entsendungsauftrag gerecht zu werden.
Wie lautete der?
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„Erwachsenen- und Familienbildung in der Stadtakademie“, das war mein Dienstauftrag. Ich wuchs langsam in Bochum ‘rein, was nicht schwer war. Die Industriegeschichte ist ein verbindendes Element zwischen dem Ruhrgebiet und dem Siegerland. Und die Menschen sind sich ähnlich: geradeheraus, das Herz auf der Zunge. Sie machen keinen Schmu.
Welche Akzente konnte Sie mir der Akademie setzen?
Es ging darum, im Themenfeld „Entwicklung Kirche und Gesellschaft“ wissenschaftliche begründete Impulse zu setzen. Und zwar in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen: Gerechtigkeit, Verteilungsgerechtigkeit, Verständigung der Religionen. Manchmal war das schwierig.
Inwiefern?
Manche Themen waren und sind kontrovers, da war ich auch als Moderator gefragt. Einmal sollte ein Konzert mit synagogal-jüdischer Musik in der Christuskirche stattfinden, zu der die jüdische Gemeinde eingeladen war. Sie bat darum, an diesem Abend das christliche Kreuz vom Altar zu entfernen. Dazu war auf protestantischer Seite mancher nicht bereit.
Der christlich-jüdische Dialog spielte in ihrer Arbeit immer eine große Rolle. Stichwort: Stelen-Weg.
Der Stelen-Weg mit den Erinnerungstafeln an die Geschichte der Bochumer jüdischen Gemeinde auf den Weg gebracht zu haben, zähle ich zu meinen Erfolgen. Das Projekt war wissenschaftlich-historisch sehr gut vorbereitet, aber es war ein Kommunikator gefragt, der zwischen den verschiedensten beteiligten Stellen und Institutionen vermittelt.
Kommunikation ist meine Stärke; so konnte es am Ende gelingen. Elf Stelen sind inzwischen aufgestellt, in der Innenstadt, aber auch in den Stadtteilen, etwa in Langendreer. Drei weitere könnten folgen.
Was haben Sie sich für den Ruhestand vorgenommen?
Ich weiß noch nicht genau, welche Schwerpunkte ich für mich setzen werde. Es ist eine große Neuorientierung im Leben. Meine Frau und ich bleiben aber in Bochum wohnen. Eigentlich wollte ich nach meiner Verabschiedung mit ihr nach Rom fliegen. Doch daraus wird wahrscheinlich nichts.
Wegen der drohenden Ansteckung mit Corona-Viren in Italien?
Eher nicht. Nach meiner Knie-Operation im Januar lerne ich gerade erst wieder mühsam das Laufen.