Bochum.. Ein Schüler ist regelmäßig mit seinem BMX in Bochum unterwegs. Da ein Zusatzticket fürs Rad 2,60 Euro kostet, zerlegt er das kleine Sportrad, um es im ÖPNV mitzunehmen. Den Kontrolleuren ist das egal. Schon dreimal waren 40 Euro Strafe fällig.
Marvin Guth ist begeisterter Radfahrer. Fast jeden Tag ist er mit seinem BMX-Sportgerät unterwegs. Alles andere als begeistert ist der 16-Jährige von der Bogestra. Schon dreimal musste er 40 Euro berappen: Sein Rad ist schwarzgefahren.
Weil sein Velo nicht verkehrstauglich ist, ist der Theodor-Körner-Gymnasiast auf Bus und Bahn angewiesen, um seinem Hobby zu frönen. Zusätzlich zur Fahrkarte muss Marvin für sein Bike ein Zusatzticket für 2,60 Euro lösen. „Dabei ist mein BMX eigentlich gar kein Fahrrad, sondern ein Sportgerät, weil es unter elf Kilogramm wiegt und nicht straßentauglich ist. Doch für die Bogestra gilt: ,Hat zwei Räder, ist ein Fahrrad.’“
Guter Rat war teuer. „Immerhin will ich nicht mein komplettes Taschengeld fürs Bahnfahren ausgeben.“ Der Weitmarer hatte eine Idee. Er griff zum Schraubenschlüssel und montierte die Räder ab. Seine Hoffnung: Das Rad gilt fortan als Gegenstand. Der darf laut Richtlinien der Bogestra kostenlos mitgenommen werden, wenn er keinen eigenen Sitzplatz blockiert. „Tut mein BMX nicht. Ohne Räder ist es nicht größer als ein Koffer“, versichert Marvin Guth.
„Ein Fahrrad ist ein Fahrrad“
Zur Kasse gebeten wurde der Jugendliche dennoch. „Die Bogestra-Kontrolleure ließen nicht mit sich reden.“ Weil er für sein rad-loses Rad kein Zusatzticket gelöst hatte, musste er bislang dreimal eine „erhöhte Beförderungsgebühr“ von jeweils 40 Euro berappen.
„Zu Recht“, verweist Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns auf Anfrage der WAZ auf die Beförderungsbedingungen. „Die besagen eindeutig: Ein Fahrrad ist ein Fahrrad, unabhängig von Größe und Zustand. Das gilt auch für zusammengeklappte oder demontierte Räder. Unabhängig vom Fahrtziel sind im VRR-Verbund 2,60 Euro zu zahlen. Nur für unsere Abonnenten ist die Mitnahme kostenlos.“
Günstiger im Münsterland
Marvin „und viele meiner Freunde“ können das Geschäftsgebaren nicht nachvollziehen. „Oft wird kritisiert, dass Jugendliche heutzutage nur noch vor dem PC sitzen und sich nicht um soziale Kontakte und Freizeitaktivitäten kümmern. Doch wenn ein Unternehmen Jugendliche derart schlecht unterstützt und ausbeutet, ist es kein Wunder, dass Jugendliche sich zurückziehen. 2,60 Euro sind für uns Schüler sehr viel Geld.“
Bogestra im Dienst
In der Rad-Region Münsterland kämen Marvin und alle weiteren Radler im Übrigen wesentlich preiswerter davon. Die Stadtwerke Münster als ÖPNV-Betreiber bieten ein spezielles Fahrradticket an. Mit 1,20 Euro ist es um mehr als die Hälfte günstiger als an Rhein und Ruhr.