Bochum. Unter dem Motto „Ich schenke Dir einen Moment“ sind Angehörige eingeladen, mit einem demenzkranken Familienmitglied das Museum kennenzulernen.
Mit einem (noch) ungewöhnlichen Angebot wartet das Kunstmuseum auf: Unter dem Motto „Ich schenke Dir einen Moment“ sind Angehörige eingeladen, mit einem demenzkranken Familienmitglied das Museum kennenzulernen.
Die Absicht, Kontakt zur Kunst herzustellen, ist beim Thema „Demenz“ nicht unbedingt naheliegend. „Zu sehr wird bei der Erkrankung noch in Versorgungs- und nicht in Teilhabekategorien gedacht“, so Wolfgang Wessels vom Demenz Servicezentrum Ruhr, einer Einrichtung der Alzheimer-Gesellschaft Bochum. Das Servicezentrum und das Museum arbeiten bei dem Angebot zusammen, Rebecca Wassermann (Museum) und Andrea Kaesberger (Servicezentrum) haben es entwickelt.
Emotionale Ebene wird angesprochen
„Das sinnliche Erleben und die Freude an Kunstwerken gehen nicht verloren, selbst wenn es Menschen schwerfällt, sich zu erinnern oder zu verstehen. Zudem hat jeder Mensch ein Recht auf Teilhabe an kulturellen Angeboten, unabhängig von seiner gesundheitlichen Situation“, sagt Kaesberger. Im Museum können Menschen mit Demenz Kunst in einer langsamen und ruhigen Atmosphäre genießen. Die Kunstvermittler führen ihre Gäste nach einem Begrüßungs-Kaffeetrinken behutsam an ausgewählte Werke heran. Dabei können die Erkrankten, jenseits von sprachlicher Kommunikation, neue visuelle Eindrücke gewinnen. Angesprochen wird die emotionale Ebene. „Das ist im Kunstmuseum besonders gut möglich, denn Kunst rührt Menschen unmittelbar an“, so Wassermann.
So können Angehörige von Menschen mit Demenz gemeinsam mit den Erkrankten oder auch mit der ganzen Familie für eine gewisse Zeit den häuslichen Alltag hinter sich lassen und einen besonderen Nachmittag erleben. „Dabei kann Langsamkeit genossen werden, es wird eine emotionale Kunsterfahrung möglich“, erläutert Rebecca Wassermann. In der Betrachtung eines Kunstwerkes können die erkrankten Angehörigen von ihrer Familie möglicherweise ganz neu erlebt werden, weil sie den Bildern mit einer anderen Sichtweise begegnen.
Drei Angebote gibt es
„Kunstmomente am Samstag“ (für einen Menschen mit Demenz und einen Angehörigen) an jedem 1. Samstag im Monat von 15 bis 18 Uhr. Kosten 10 Euro pro Person inkl. Eintritt, Kaffee & Kuchen.
„Familienmomente“ (für einen Menschen mit Demenz und bis zu sieben Angehörige) nach Terminabsprache (0234/910-4225). Kosten 10 Euro pro Person inkl. Eintritt, Kaffee & Kuchen.
„Kunstführungen für soziale Einrichtungen“. Es wird ein individuelles Programm auf Anfrage erstellt (Info 0234/910-4225).
Schnupperführungen informieren
Um das neue Angebot weiter bekannt zu machen, werden im April und Mai Schnupperführungen im Kunstmuseum angeboten. Zielgruppe sind Mitarbeiter der Altenhilfe, Betreuungskräfte, ehrenamtliche Mitarbeiter, Angehörige und alle Interessierten.
Die Schnupperführungen finden am 24. April und 22. Mai jeweils ab 14.30 Uhr statt, die Kosten betragen 5 Euro pro Teilnehmer (inkl. Eintritt). Nach dem Ankommen im Museum gibt es Erläuterungen zu dem Projekt und zum Ablauf einer Führung durch das Demenz-Servicezentrum Ruhr und das Kunstmuseum. Es folgt eine Führung, wie sie auch Menschen mit Demenz angeboten wird, danach gibt es ein Abschlussgespräch.
Anmeldungen sind an der Museumskasse, Kortumstraße 147, oder unter 0234/910-4230 möglich.