Gais/Südtirol. Für die Fußballer des VfL Bochum ist das Trainingslager in Südtirol harte Arbeit, für Fans das pure Vergnügen. Was es da alles zur erleben gibt.
Ilva-Fiona ist neun und zum VfL-Bochum-Fan erzogen. Jetzt hat sie es sich im blau-weiß-VfL-geschmückten Dachzelt auf dem Auto ihres Papas gemütlich gemacht an diesem heißen Mittag im idyllischen Örtchen Gais in Südtirol.
Papa Christoph Tewes, ein gebürtiger Querenburger, legt bei seiner Urlaubstour durch Italien und Österreich einen Zwischenstopp ein. Damit Ilva-Fiona die Stars auch mal live erlebt. „Toto“, sagt die gerade neun gewordene Tochter, „ist mein Lieblingsspieler“. Natürlich hat sie sich längst ein Autogramm besorgen lassen von Kapitän Anthony Losilla.
Fans des VfL Bochum erleben Mannschaft in Südtirol hautnah
Die Stimmung ist bestens bei den Fans des VfL Bochum, die nach der langen Coronazeit ihre Spieler endlich mal wieder von Näherem beobachten dürfen. Die das stabile Traumwetter, die Gipfel ringsum, die Gastfreundlichkeit genießen in der Ferienregion Bruneck-Kronplatz.
Weiterhin halten sie Abstand zu den Profis und achten auf die gängigen Hygieneregeln, weshalb das traditionelle Diner mit Spielern, Trainern, Sponsoren und Fans zum Abschluss des Trainingslagers diesmal auch nicht stattfinden kann. Nicht schlimm, sagen die Anhängerinnen und Anhänger – und sind schlicht glücklich, wieder dabei sein zu können.
Zeit ohne Fußball im Stadion zehrte an den Nerven
30 Sponsoren in Südtirol
Auch rund 30 Sponsoren des VfL Bochum sind am Donnerstag eingetroffen, sie hatten die viertägige VfL-Partnerreise beim Verein gebucht. Untergebracht sind sie im Parkhotel Schönblick in Bruneck, dem Hauptort der Ferienregion Kronach.Am Freitag verfolgten sie erstmals das Training, am Samstag sind sie im Stadion Brixen. Dort bestreitet der Bundesligist nach dem 1:0-Sieg gegen Parma sein zweites Testspiel gegen den FC Turin.Gegen Parma waren 70 Bochum-Fans vor Ort, gegen Turin werden es mehr sein.
Die Zeit ohne Fußball live im Stadion, ohne ihren VfL aus der Ostkurve anfeuern zu können, sie zehrte an den Nerven. „Das ist wie Entzug. Fernsehen ist überhaupt kein Ersatz“, sagt Fabian Budde. Der 42-Jährige ist ein Alles-Fahrer, seit 2001 hat er kein Trainingslager verpasst und ist auch in der Pandemie zu den Auswärtsspielen gereist. Um An- und Abpfiff vor den Stadiontoren zu hören. Bekloppt? Ja, sicher! „Aber irgendwer muss es ja tun“, sagt „Fabu“ und lacht in die Sonne.
Rund 20 treue Anhänger verfolgen immer die Einheiten in Südtirol, es ist auch ein Kommen und Gehen. Begleitet werden sie von Fanbetreuer Dirk Michalowski, den alle doch nur „Moppel“ nennen. Sie machen Ausflüge zu den vielen Burgen und auf den Kronplatz, den 2200-Meter-Hausberg des nahen Bruneck am Rande der Dolomiten.
Und sie beobachten das Training und die Testspiele, den 1:0-Sieg gegen Parma sahen sogar 70 VfL-Fans im Stadion Brixen. Manche wie Familie Tewes bleiben nur ein, zwei, drei Tage, andere die ganze Woche. Martina und Bernd zum Beispiel. „Es ist toll, nach der Coronakrise wieder mit anderen Fans zusammen zu sein“, sagt Bernd. „Die Mannschaft ist in einem anderen Hotel. Es ist gut so, dass sie in ihrer eigenen Blase bleiben.“ Die Pandemie, das wissen alle, ist eben leider noch längst nicht besiegt.
Bundesligist plant zum Auftakt mit 12.000 Zuschauern
Natürlich haben die Mitgereisten alle eine Dauerkarte, Bernd und Martina Stehplatz Ost. Und natürlich hoffen sie, dass sie auch reindürfen ins Ruhrstadion, wenn der VfL sein erstes Bundesliga-Heimspiel gegen Mainz am 21. August bestreitet.
Derzeit plant der VfL Bochum mit 12.000 Zuschauern gegen Mainz, erklärte der mit der Mannschaft mitgereiste Vorstandsvorsitzende Hans-Peter Villis im WAZ-Live-Talk aus Südtirol – alles steht und fällt aber mit der Entwicklung der Coronazahlen. 14.000 Dauerkarten hat der Klub verkauft. Voraussichtlich käme es dann zu einem Losverfahren, Dauerkarten-Inhaber und Mitglieder hätten ein Vorkaufsrecht. Über Details zum Ticketing will der VfL „schnellstmöglich“, heißt es, informieren.
Fans sind optimistisch: VfL hat mit Abstieg nichts zu tun
Zunächst genießen die Fans noch ihre Zeit in Südtirol. Und haben einen guten Eindruck auch vom Team, ohne die größten Sorgen zu vergessen. Dass sich Torwart Michael Esser am Meniskus verletzt hat und vor allem Trainer Thomas Reis aus „dringenden privaten Gründen“ am Donnerstag abreisen musste - seine Rückkehr ist noch offen - geht auch den Fans nahe. Mit der Trainingsleistung aber sind sie zufrieden: „Die Gruppe hält zusammen“, sagt Bernd und ist, nun ja, ein Volloptimist: „Wir schaffen Platz zwölf.“