Bochum. Ein Arzt aus Bochum hält Geimpfte für die größten Virenschleudern und fordert im Kampf gegen Corona für sie einen Lockdown. Das sagen Kollegen.

Ein Lockdown muss her, jetzt. Das findet auch Dr. Kenan Katmer aus Bochum. Sonst stehe uns ein harter Corona-Winter bevor. Doch er würde die Beschränkungen nicht für alle geltend machen, sondern nur – Achtung! – für Geimpfte. Der Arzt nennt gute Gründe für seinen krassen Ansatz, den seine Mediziner-Kollegen allerdings unterschiedlich bewerten.

Bochum: Warum ein Arzt Geimpfte als Virenschleudern bezeichnet

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Für Kenan Katmer sind die geimpften Personen „die größte Virenschleuder“. Das schließt er aus den vielen Testergebnissen in seiner Praxis in Altenbochum und in den vier Teststellen, u.a. in der Bochumer Innenstadt (Huestraße 3). „90 Prozent der positiven getesteten Menschen bei mir sind Geimpfte.“

Warum das so ist, liegt für Dr. Katmer auf der Hand: „Die meisten Geimpften wiegen sich in falscher Sicherheit und denken, mit der Impfung könne ihnen das Coronavirus nichts mehr anhaben. Doch das ist ein Trugschluss.“ Katmer erklärt: „Der Impfstoff verhindert in erster Linie einen schweren Krankheitsverlauf.“ Ein Mittel gegen Corona sei er aber nicht. Es werde auch noch dauern, bis eines gefunden wird. Gegen HIV und Hepatitis B gebe es ja auch noch kein Mittel.

Bochum: Mediziner fordert bessere Aufklärung

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Darüber müsse unbedingt mehr informiert werden. Viele Geimpfte fühlten sich zu sicher und würden dadurch unvorsichtig. Von daher würde Kenan Katmer allein für Geimpfte einen zweimonatigen Lockdown verhängen. Einhergehend mit dem Einhalten der AHA-Regeln (Maske, Hygiene, Abstand), dem Reduzieren von sozialen Kontakten und fleißigem Impfen sei die Pandemie dann schnell beendet.

Der 52-Jährige ist auch kein Freund von Schnell-/Antigen-Tests. „Die sind wegen der Inkubationszeit sehr unsicher.“ Das Geld solle sich die Regierung sparen und den Arztpraxen dafür lieber Geräte für das Auswerten von PCR-Tests finanzieren. Und insgesamt müsse schnell gehandelt werden. „Sonst dauert die Pandemie noch fünf Jahre.“

Anderer Vorschlag: Auch Geimpfte testen

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Dr. Michael Tenholt vom Medizinischen Qualitätsnetz Bochum trägt die Meinung seines Kollegen größtenteils mit. Ein Lockdown nur für Geimpfte wäre aber nicht seine Marschroute auf dem Weg aus der Pandemie. „Es stimmt schon, dass sich viele Menschen, die geimpft sind, zu sicher fühlen. Von daher ist meines Erachtens wichtig, auch die Geimpften zu testen.“

Es sei ja Fakt, dass der Impfschutz nach einiger Zeit nachlasse. „Bei Biontech kann sich die Wirkung nach sechs Monaten von 92 auf 50 Prozent reduziert haben“, so Dr. Tenholt. Gefährlich sei das Virus vor allem durch die Deltavariante geworden. „Diese ist viel ansteckender.“

Schützen und Impfen

Der Kampf gegen die Corona-Pandemie ist vor Dr. Kenan Katmer vor allem eine globale Angelegenheit. Wichtig sei deshalb, die Führer der vielen Glaubensgemeinschaften zum Impfen zu überzeugen.Schützen und Impfen laute die Erfolgsformel. „Eigentlich ganz einfach.“ Er selbst gehe mit gutem Beispiel voran, auch innerhalb seiner großen Familie würden Kontakte möglichst vermieden. „Das wirkt, niemand von uns hat sich infiziert.“ Auch in seiner Praxis und den Testzentren nicht. „Wir achten sehr auf das Einhalten der Sicherheits- und Hygienestandards.“Auch Dr. Katmer impft zusätzlich samstags, jeweils von 9 bis 13 Uhr in der Praxis an der Bruchspitze in Altenbochum und im Impf- und Testzentrum an der Huestraße 3 (Nähe Hauptbahnhof). Allerdings nur mit Termin: hausarzt@praxis-katmer.de .

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Auch bei der Qualität der Schnelltests stimmt Terholt dem Kollegen Katmer zu: „Die sind nicht so sicher wie gewünscht und zudem nur eine Momentaufnahme.“ Doch er warnt zugleich vor zu hohen Erwartungen an PCR-Tests: „Auch die können falsch-positive Ergebnisse bringen.“

Geimpfte als Haupt-Virenüberträger? „Meine Zahlenkenntnis belegt das nicht“, sagt Dr. Wilhelm Vermaasen, Vorsitzender des Hausärztenetzes Bochum. Einen Lockdown ausschließlich für geimpfte Personen hält er von daher nicht für die geeignete Methode. „Ich würde auch davor warnen, noch eine steile These an den Markt zu bringen. Das würde die ganze Sache auch auf den Kopf stellen.“

Voraussetzung für einen erfolgreichen Kampf gegen Corona: An die AHA-Regel halten

Vielmehr sieht es auch Dr. Vermaasen geboten, immer und immer wieder auf die Bedeutung der AHA-Regel und ausreichendes Lüften hinzuweisen. Man müsse vor allem die Ruhe bewahren, impfen, boostern und auch testen. „Ja, Schnell- und Selbsttests bergen ein hohes Risiko, falsche Ergebnisse zu liefern“, räumt er ein, aber: „Sie halten das Bewusstsein wach, um was es geht, und sind zudem ein wichtiger Indikator für die Schulen.“