Bochum. Bochumer Mütter wünschen sich für Kita-Kinder die sicheren PCR-Tests – wie an Grundschulen. Die Stadt ist skeptisch. Entscheidung am Donnerstag.
Die Bochumer Mütter Julia Romero und Melanie Hoppe wünschen sich, dass die Kita-Kinder künftig mit den sicheren PCR-Lollitests auf Corona getestet werden. Die Methode solle die bisher verwendeten Antigen-Schnelltests ersetzen. „Damit unseren Kindergartenkindern als ungeimpfte Bevölkerungsgruppe mehr Schutz gewährt werden kann. Die neue Quarantäneverordnung für Kitas erfordert eine genauere Kontrolle des Infektionsgeschehens innerhalb der Einrichtungen“, sagt Romero.
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Das Prinzip dieses PCR-Tests: Die Mädchen und Jungen lutschen an einem Test-Stäbchen, das anschließend gemeinsam mit denen der anderen Kinder im Labor ausgewertet wird. Das Ergebnis ist viel genauer als bei den Schnelltests, die die Eltern zuhause durchführen sollen. In Grundschulen wird so bereits getestet.
Mütter wünschen sich PCR-Test in Kita: Keine persönliche Rückmeldung von Bochums OB
Vor rund einem Monat haben die Frauen angefangen, sich zu informieren, telefonierten mit verschiedenen Ministerien und wandten sich schließlich an Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD): „Wir sind enttäuscht über die Zurückhaltung des Oberbürgermeisters. Eine persönliche Rückmeldung beziehungsweise Stellungnahme haben wir vermisst“, erklärt Romero.
Sie findet es schade, dass in den Kitas in anderen Kommunen – teilweise auch in Dortmund – bereits die genaueren Tests durchgeführt werden – in Bochum aber nicht. Die Stadtverwaltung verweise stattdessen auf zusätzliche Kosten und logistischen Aufwand, statt sich von anderen Kommunen beraten zu lassen, so Romero.
„Das sollte doch auch hier möglich sein, zeitlich begrenzt, solange bis der Altersgruppe ein Impfangebot ermöglicht wird“, sagt Julia Romero, die gemeinsam mit Melanie Hoppe und den jeweiligen Elternräten eine Umfrage gestartet hat. Demnach wünscht sich in den Kindergärten „Heilige Familie“ in Weitmar und „Sankt Martin“ in Steinkuhl eine deutliche Mehrheit der Eltern die freiwillige PCR-Testung. In vier weiteren Bochumer Kitas laufe die Abfrage zurzeit noch.
Unterstützung erhalten die beiden Bochumer Mütter aus der Politik. In der Ratssitzung der Stadt Bochum am Donnerstag (7. Oktober) fordern CDU und FDP die PCR-Lollitests. „Für die Kinder in der Betreuung gibt es bislang die wenigsten Ansätze, um mit dem Coronavirus und der Infektionsgefahr umzugehen“, begründen die Fraktionen den gemeinsamen Antrag. Sie wollen die Verwaltung beauftragen, für alle Kitas, Kindertagespflegestellen und Frühförderstellen in Bochum den Test zweimal pro Woche möglich zu machen.
Stadt Bochum: „Keine Umstellung der Teststrategie geplant“
Allerdings: „Seitens der Stadt ist (...) aktuell keine Umstellung der Teststrategie geplant“, teilt Sprecherin Karolin Breitschädel auf Anfrage mit. Die PCR-Tests sollten demnach dann eingesetzt werden, wenn es eine landesweite Regelung gibt. „Der Vorteil (...) liegt in der Genauigkeit der Laboruntersuchung, allerdings liegt das Ergebnis erst innerhalb von 48 Stunden vor. Diesen Zeitverzug gibt es bei den Eltern mit den Schnelltests nicht“, so Breitschädel.
Änderung der Teststrategie in Bochum?
Derzeit gibt es an fünf von 190 Bochumer Kitas Corona-Fälle, so die Stadt Bochum. Betroffen seien sieben Kinder.Laut Stadt Bochum setzen in NRW setzen bisher wenige Städte die Pooltestung in Kitas ein, sie hätten ihre Teststrategie vor allem dann verändert, wenn es zu sehr hohen Fallzahlen kam.„Weitere Möglichkeiten für eine verlässliche und sichere Testung der Kinder werden aber fortlaufend geprüft und zurzeit im Rat der Stadt beraten“, so die Stadt.
Ein Wechsel der Teststrategie nur in den 19 städtischen Kitas werde vom Familienministerium ausgeschlossen. „Deshalb wäre eine Umstellung nur für alle 190 Kitas in der Stadt, auch in freier Trägerschaft, möglich“, so Breitschädel. Dazu müssten Einverständniserklärungen der freien Träger und der Eltern der etwa 9500 Kita-Kinder eingeholt werden.
PCR- statt Schnelltest? Das sagen Bochums Kita-Träger
Die evangelische Kirche als ein Träger steht den PCR-Tests ebenfalls skeptisch gegenüber. Sie würden „eine erhebliche zusätzliche Herausforderung für die Mitarbeitenden, die seit Pandemiebeginn ohnehin stark belastet sind“, darstellen, so Sprecherin Hannah Praetorius.
Etwas anders sieht man das beim Kita-Zweckverband: „Da die PCR-Methode (...) sicherere Ergebnisse als die Schnelltestung liefert, ist dieses Vorgehen zu begrüßen“, heißt es von Sprecherin Lina Strafer. Allerdings seien auch die Schnelltests gut umsetzbar. Sie hätten „den großen Vorteil der individuellen Bewertung durch die jeweiligen Eltern und beeinflussen den Kita-Alltag weniger“, so Strafer.
Entscheidung am Donnerstag in der Bochumer Ratssitzung
Wie in Bochum künftig getestet wird, entscheidet sich in der Ratssitzung der Stadt Bochum am Donnerstag (7. Oktober). Die Mütter Julia Romero und Melanie Hoppe hoffen auf eine Entscheidung zugunsten der PCR-Testung. „Natürlich ist es keine Frage, dass diese aufwendiger und vielleicht auch kostenintensiver sind, (...) doch bieten sie unseren schwächsten Mitgliedern der Gesellschaft auch ungleich mehr Schutz“, sagt Romero.