Bochum. Die Corona-Impfungen in Bochum gewinnen an Tempo. Die Dosen für die Arztpraxen werden verdoppelt. Auch die Privatärzte wollen endlich impfen.
Während die Haus- und Fachärzte ihre Corona-Impfungen ab der nächsten Woche deutlich ausweiten, wollen auch die Privatärzte so schnell wie möglich eingebunden werden. „Wir werden in der gesamten Pandemie kleingeredet“, sagt Dr. Simone Löwe, die in der Privatpraxis für Sportmedizin und Orthopädie von Dr. Joachim Schubert (ehemaliger VfL-Vereinsarzt) praktiziert.
Die Impfstoffe dürfen von Apotheken bisher nur an Ärzte ausgeliefert werden, die an der kassenärztlichen Versorgung teilnehmen. Dabei sei es für Privatärzte ebenso elementar, ihre Patienten gegen Corona zu impfen. „Viele haben keinen kassenärztlichen Hausarzt. Wir haben uns um Impfstoff bemüht. Aber wir kriegen nichts“, beklagt Simone Löwe, die mit ihren Kollegen an der Humboldtstraße täglich rund 100 Patienten versorgt.
Corona in Bochum: Für Vertragsärzte gibt’s 20 Euro pro Impfung
Die Privatärzte könnten die Massenimpfung nochmals beschleunigen, spätestens ab Juni, bekräftigt Dr. Michael Tenholt, Vorsitzender des Medizinischen Qualitätsnetzes (MedQN) Bochum mit 150 angeschlossenen Haus- und Fachärzten. Neben der Versorgung der Patienten sei das Impfen auch wirtschaftlich lohnenswert. Laut Tenholt können Privatärzte einen um das 1,8- bis 2,3-fach höheren Satz in Rechnung stellen. Vertragsärzte erhalten pro Impfung 20 Euro.
In Bochum nehmen derzeit 180 Haus- und 50 Fachärzte Corona-Impfungen vor. Die gewinnen deutlich an Tempo. Für die nächste Woche stehen den Praxen 13.500 Impfdosen zur Verfügung: 7200 Dosen Biontech und 6300 Dosen Astrazeneca. Das sind fast doppelt so viele wie in dieser Woche.
Astrazeneca-Spritze mit ärztlicher Beratung
Trotz der Vorbehalte gegen Astrazeneca rechnet Dr. Eckhard Kampe, Bezirksleiter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), nicht damit, „dass etwas von dem Impfstoff übrig bleibt“. Zwar wird das Vakzin für Menschen über 60 Jahre empfohlen. „Bei hinreichender ärztlicher Aufklärung kann es aber auch an Jüngere verimpft werden. Davon dürfte vielfach Gebrauch gemacht werden“, so der KV-Chef – selbstverständlich streng nach der Priorisierungsliste, die in NRW mindestens bis zum Monatsende gültig bleiben soll.
Laut KV wird in Bochum bei 83 Prozent der Hausärzte und 15 Prozent der Fachärzte geimpft. Im nächsten Monat, so die Planung, sollen die Betriebsärzte hinzukommen.
Bisher sind knapp acht Prozent der Bochumer immunisiert
Termine jetzt auch mit schweren Erkrankungen
Ab Freitag (30.) können auch Bürger mit bestimmten Vorerkrankungen einen Termin im Impfzentrum im Ruhrcongress vereinbaren.Das betrifft Menschen u.a. mit einer Demenz, geistigen Behinderung oder schwerer psychiatrischer Erkrankung ebenso wie Krebserkrankungen, COPD, Diabetes, chronische Leber- und Nierenerkrankungen sowie Adipositas (Body-Mass-Index über 40).Die Termine können entweder online unter www.116117.de oder telefonisch unter 0800/116 117 02 gebucht werden. Es muss ein ärztliches Attest vorgelegt werden.
Insgesamt wurden in Bochum bisher 133.751 Corona-Impfungen verabreicht. 29.525 Frauen und Männer sind doppelt geimpft. Das sind knapp acht Prozent aller Einwohner.
Eine Beschleunigung der Impfungen ist dringend geboten. Am Donnerstag waren drei weitere Todesfälle (82, 63 und 60 Jahre) zu beklagen. Laut Intensivmediziner-Vereinigung Divi waren am Freitag noch zwölf der 168 Intensivbetten in den Bochumer Krankenhäusern frei. 26 der Intensivpatienten sind laut Stadt Covid-19-Erkrankte; 18 müssen beatmet werden. Als eine Ursache gilt die zuletzt massive Ausbreitung der britischen Virus-Mutation, die inzwischen mehr als jede zweite Infektion in Bochum verursacht.